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In Hasel und im Schopfheimer Ortsteil Gersbach ist die Errichtung von Windenergieanlagen geplant. Einerseits braucht es Windenergie, damit die Energiewende funktioniert. Andererseits gibt es Menschen, denen es zu schnell geht oder zu viel wird mit den Windenergieanlagen vor Ort. Da bleiben Konflikte nicht aus. „Wir arbeiten mit unserem Forschungsvorhaben Dezent-Zivil (Entscheidungen über dezentrale Energieanlagen in der Zivilgesellschaft) daran, dass Konflikte zivil ausgetragen und wenn möglich Interessensgegensätze fair ausgeglichen werden“, so Prof. Dr. Alexander Roßnagel von der Universität Kassel.
Dabei fängt das Forschungsvorhaben nicht bei null an. Windenergieanlagen müssen genehmigt werden, Flächen müssen planerisch bereitgestellt werden. Dafür gibt es behördliche Verfahren, die in Schopfheim und Hasel schon auf dem Weg sind. Diese sind aber nicht immer transparent und für alle Menschen verständlich. Hier entwickelt das Forschungsvorhaben „Dezent-Zivil“ Verbesserungsvorschläge. „Wir stellen unsere Arbeit als Genehmigungsbehörde auf den Prüfstand, um Verbesserungsvorschläge der Forscher auszuprobieren“, so der Umweltdezernent des Landkreises Lörrach, Ulrich Hoehler. Verbandsdirektor Karl Heinz Hoffmann vom Regionalverband Hochrhein-Bodensee ergänzt: „ Je verständlicher und transparenter unsere Arbeit ist, desto frühzeitiger können die BürgerInnen ihre Interessen formulieren.“
Im Rahmen der Pilotstudie in Schopfheim und Hasel sollen innovative Ansätze aus der Beteiligungsforschung angewendet werden. „Mir ist es wichtig, dass der Streit um die Windräder nicht die gute Zusammenarbeit zwischen Hasel und Schopfheim in Frage stellt und dass der Frieden im Dorf Gersbach gewahrt bleibt“, so Bürgermeister Christof Nitz. Der Forschungsverbund wird deshalb in Abstimmung mit der Stadt Schopfheim, der Gemeinde Hasel, dem Landkreis Lörrach und der Region Hochrhein-Bodensee mit Dialogmaßnahmen dazu beitragen, den Konflikt um die geplanten Windenergieanlagen in den Gemeinden zu versachlichen und den Bedürfnissen der Betroffenen Raum zu geben.
Bürgermeister Helmut Kima macht deutlich: „Wenn bei uns in Hasel Windräder gebaut werden, dann betrifft das natürlich auch die Gersbacher. Darüber wollen und müssen wir reden.“ Entsprechend ergänzt der Gersbacher Ortsvorsteher Christian Walter: „Die Mitsprache der Gersbacher ist hier für mich unverzichtbar. Zudem ist mir wichtig, dass Investoren auch die Ängste und Bedenken der
Mitbürgerinnen und Mitbürger ernst nehmen, und sollten Windkrafträder kommen, für beide Seiten zufriedenstellende Lösungen gefunden werden.“
Das Forschungsteam wird ab Februar 2015 Veranstaltungen moderieren und Information bereitstellen.
Was soll im Einzelnen passieren?
- Es sollen gemeinsam (Kritiker und Planer) bildliche Darstellungen erarbeitet werden, wie die Landschaft mit Windenergieanlagen aussehen wird. Dann können sich die Menschen ein Bild davon machen, was auf sie zukommt.
- Es soll ein Film darüber gedreht werden, welche Schritte nötig sind, bis eine Windenergieanlage genehmigt wird und wie sich die Menschen in den Verfahren beteiligen können.
- Es sollen Interviews und Gruppendiskussionen mit Menschen aus Hasel und Schopfheim geführt werden, um zu verstehen, was den Menschen wichtig ist.
„Die Bewohnerinnen und Bewohner der Region sollten sich deshalb bitte nicht wundern, wenn sie in den nächsten Wochen von einem Filmteam angesprochen oder um Interviews gebeten werden. Auch werden wir Einladungen zu Gruppendiskussionen versenden“, sagt Dr. Konrad Götz vom ISOE – dem Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main, das am Forschungsverbund beteiligt ist.
Was wird das Ergebnis sein? „Am Beispiel Schopfheim und Hasel wollen wir Verbesserungsvorschläge dafür erarbeiten, dass sich die Entscheidung über Windenergieanlagen in Zukunft auch an transparenten und konstruktiven Diskussionen und nicht nur an bürokratischen Verfahren orientiert“, so Prof. Alexander Roßnagel.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Projekt „Dezent Zivil – Entscheidungen über dezentrale Energieanlagen in der Zivilgesellschaft“ im Förderschwerpunkt Sozial-ökologische Forschung (SÖF). Forschungspartner im Projekt sind das Fachgebiet Öffentliches Recht mit einem Schwerpunkt im Umwelt- und Technikrecht am Institut für Wirtschaftsrecht der Universität Kassel, das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main sowie das Team Ewen, Darmstadt. Zu den Praxispartnern gehören das Kompetenzzentrum für Klimaschutz und Klimaanpassung (CliMA) und das Center for Environmental Systems Research (CESR) der Universität Kassel, das Staatsministerium Baden-Württemberg, Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung, das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Stuttgart und der Naturschutzbund (NABU) Baden-Württemberg.