Jagd auf geschützten Fischotter in Bayern muss sofort ein Ende haben

Straßenverkehr dezimiert Otterpopulation, zusätzliche Abschüsse sind europarechtswidrig

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert anlässlich des Weltottertages am 27. Mai die Jagd auf Fischotter in Bayern. Dort sollen in einem Modellprojekt an drei Fischzuchtanlagen Fallen aufgestellt und darin festgesetzte Fischotter in Wildgehege umgesetzt oder erschossen werden.


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Es ist wahrscheinlich, dass der Abschuss an Teichen mit diesem Vorgehen wiedereingeführt wird und weitere Tötungsgenehmigungen folgen. Das gefährdet die Erholung der streng geschützten Art und verstößt gegen europäisches Recht. Die DUH unterstützt die Klage des Bund Naturschutzes Bayern gegen die Ausnahmegenehmigungen der Regierung Oberpfalz.

In Bayern hatten zahlreiche Vertreter aus Naturschutz- und Fischereiverbänden, Behörden und einem Otter-Expertennetzwerk in einem offenen Beteiligungsprozess gemeinsam einen Plan zum Umgang mit dem Fischotter an Teichen erarbeitet. Mit dem Versuch, den Abschuss als „Managementinstrument“ hinzuzufügen, wird dieser Konsens verlassen.

„Die Tötung eines Fischotters ist die Ultima Ratio und als Lösung wiederkehrender Probleme an Teichen vollkommen ungeeignet. Die Art steht unter strengem europarechtlichem Schutz, das gilt auch für Bayern. Die Deutsche Umwelthilfe unterstützt deshalb die Klage des Bund Naturschutz. Die Sicherung einer nachhaltigen, regionalen Teichwirtschaft kann nur im Dialog und nicht mit dem Gewehr gelöst werden“, kritisiert DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.

Der Fischotter gilt in einem breiten „Auslöschungskorridor“ mitten in Europa als ausgestorben. Der östliche Rand dieses Korridors verläuft durch Deutschland. Die DUH setzt sich dafür ein, dass die Art aus dem Nordosten in die westlichen Bundesländer zurückwandern kann. Nur dann kann sie langfristig auch wieder mit der westeuropäischen Otter-Population zusammentreffen. Ohne diesen Austausch würde die Art für Krankheiten und Klimawandel anfällig.

Deshalb kämpft die DUH für die Wiederherstellung des Fischotter-Lebensraums durch die Renaturierung von Flüssen und Auen und gegen die tödliche Gefahr an Straßen. Besonders enge Brückenbauwerke ohne Uferstreifen veranlassen die Tiere, auf ihren nächtlichen Streifzügen das sichere Gewässer zu verlassen und Straßen zu queren. Diese tödliche Gefahr betrifft vor allem Jungtiere auf der Suche nach neuen Revieren und stellt die größte Bedrohung für die Art in Europa dar. Nun droht eine weitere Gefahr: der Abschuss in Teichgebieten.

„Der Konflikt zwischen fischfressenden Arten und Fischzucht braucht langfristige und fundierte Lösungen. Regionale Abschusspläne reißen Lücken in den Fischotter-Bestand, die schnell durch nachwandernde Tiere wiederbesetzt werden. So kommt eine aufwändige Tötungsmaschinerie in Gang, die den Teichbesitzern kaum hilft, aber die Weiterverbreitung in bisher nicht besiedelte Regionen unterbricht und die Erholung der Art in Europa gefährdet. Wir fordern, auf Dialog und interdisziplinären Austausch zu setzen“, so Ulrich Stöcker, Leiter des Naturschutzbereichs der DUH.

Wo der Fischotter nie ausgestorben war, haben Fischer und Teichwirte mit ihm leben gelernt. Sachsen etwa gelingt seit Langem die Förderung naturnaher, für den Artenschutz bedeutsamer Teiche und die Milderung von Einbußen, die Fischzüchter durch fischfressende Arten erleiden. Im Rahmen ihrer Naturschutzarbeit stellt die DUH dank der Unterstützung durch die Deutsche Postcode-Lotterie Best Practice Beispiele zusammen, um den Dialog und die Lösungssuche dort zu unterstützen, wo der Fischotter gerade erst wieder heimisch wird.

Hintergrund:

Die DUH engagiert sich bundesweit dafür, dem Fischotter zu einer Rückkehr an Deutschlands Flüsse zu verhelfen. Dafür müssen Wanderhindernisse für Tiere beseitigt und Flüsse samt ihren Auen naturnah entwickelt werden, damit sie ihren Funktionen als Lebensraum und Wanderkorridor wieder gerecht werden. Dann finden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten wieder eine Heimat und wandernde Tierarten können die Landschaft auf sicheren Pfaden abseits der Straßen durchqueren. Wichtig ist auch, dass Konflikte mit Nutzergruppen am Gewässer nicht in Abschusspläne münden. Die DUH setzt sich hier für eine fachlich fundierte und lösungsorientierte Debatte ein.

DUH Deutsche Umwelthilfe e.V. direkter Link zum Artikel