Kopfweiden haben Besuch vom „Friseur“

Kopfweiden haben Besuch vom „Friseur“
Kopfweiden haben Besuch vom „Friseur“

Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg nimmt Gehölzschnittarbeiten im Bereich der Unteren Seeveniederung vor

Sie prägen die Landschaft, ihre alten, knorrigen Stämme bestechen durch ein bizarres Aussehen: Kopfweiden sind nicht einfach nur Bäume. Die knorrigen Stämme mit der „Struwwelpeter-Frisur“ sind ein Kulturgut.


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Kopfweiden sind nicht nur ein schöner Anblick, die Bäume mit ihrer typischen Kopfform haben vor allem einen hohen ökologischen Wert. Doch damit sie erhalten bleiben, müssen sie regelmäßig gepflegt werden.

Das passiert jetzt im Naturschutzgebiet Untere Seeveniederung. Dort finden im Auftrag der Abteilung Umwelt des Landkreises Harburg aktuell noch in den nächsten Tagen Gehölzschnittarbeiten statt. Gut 50 Kopfweiden haben Besuch vom „Friseur“ und werden fachgerecht geschnitten. Ohne einen regelmäßigen Schnitt würden die Kopfweiden innerhalb weniger Jahre auseinanderbrechen und wären als Landschaftselement und Lebensraum verloren.

Mit ihren krumm-verwachsenen, oft hohlen Stämmen und den langen Astarmen haben Kopfweiden schon immer die Fantasie der Menschen bewegt: In Literatur und Malerei sind sie ein beliebtes Motiv, und Kopfweiden wurden schon früh mit mystischen Gestalten wie Feen, Geistern und Hexen in Verbindung gebracht. Und so mancher alte Volksglaube ist unmittelbar mit Kopfweiden verbunden: So sollten Krankheiten auf den Baum übertragen werden können, wenn man sich nachts in eine hohle Weide stellte und dafür betete.

Früher hatten Kopfweiden aber vor allem eine große praktische Bedeutung: Sie dienten als Grundstücksbegrenzung oder wurden zur Befestigung von Gräben gepflanzt und lieferten die Weidenruten, aus denen Körbe geflochten wurden. Junge Weidentriebe wurden sogar als Schnürsenkelersatz zum Binden der Schuhe genutzt. Außerdem verwendete man die biegsamen Weidenruten vielfach beim Bau von Fachwerkhäusern: Die Felder des Fachwerks wurden innen mit einem Weidengeflecht versehen und anschließend mit Lehm ausgefacht. Den Lehm warf man – ähnlich wie heute den Spritzbeton – beidseitig auf die Weidenflechtwand und strich anschließend die Oberflächen glatt.

Eine wirtschaftliche Bedeutung haben Kopfweiden schon längst nicht mehr und viele Kopfweiden sind daher bei den Flurbereinigungen in den 1970er- und 1980er-Jahren verschwunden. Bis heute unverändert hoch ist aber der ökologische Wert von Kopfweiden für den Artenschutz und als wertvoller Lebensraum. In den Baumhöhlen alter Kopfweiden leben beispielsweise Steinkäuze und Fledermäuse, auf Rinde, Blättern und Trieben sind rund 400 verschiedene Insektenarten zu Hause, die sich von den Blättern und Blüten ernähren. Kein anderer Baum beherbergt eine solch große Zahl an Lebewesen. Die männlichen Blütenkätzchen bieten Nektar und Pollen für 60 Wildbienenarten.

Gerade die ausgedehnten Grünlandgebieten der Elbmarsch wurden früher fast nur durch Kopfweidenreihen und Weidezäunen gegliedert. Doch die Kopfweide ist keine eigene Art, sondern das Ergebnis der regelmäßigen Schnittnutzung einer gekappten Baumweide. Schon seit der Steinzeit werden Weiden durch regelmäßigen Rückschnitt genutzt.

Kopfweiden haben Besuch vom „Friseur“ - Anhang 1
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