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Es ist gängige Praxis in der Naturschutzpflege: Zum Erhalt wertvoller Naturschutzflächen müssen Gehölze regelmäßig zurückgeschnitten und Flächen entbuscht werden. Das Schnittgut aus den Maßnahmen wird anschließend oft gleich vor Ort aufgehäuft und verbrannt. Die Verbrennung des Schnittgutes auf der Fläche löst jedoch immer wieder kontroverse Diskussionen zwischen den verschiedenen Akteuren aus.
Aus diesem Grund hat sich nun die Universität Kassel im Rahmen eines Forschungsprojektes mit den ökologischen Effekten dieser gängigen Praxis befasst, das Ergebnis ist positiv: Punktuelle Brandstellen auf Kalkmagerrasenflächen können die vorhandenen Habitatstrukturen ergänzen und damit die Vielfalt an Mikrohabitaten auf einer Fläche erhöhen. Das wiederrum kann sich positiv auf die Anzahl an Individuen von Tagfaltern und anderen Artgruppen auswirken.
Insbesondere Tagfalterarten, die auf offene und warme Standorte angewiesen sind und diese zum Ruhen und Sonnen nutzen, können von punktuellen Brandstellen profitieren. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass die durch den Brand ausgelöste Störung Sukzessionsmechanismen anstößt, wodurch der Aufwuchs von Raupenfraß- oder Nektarpflanzen für Schmetterlinge gefördert werden kann. Zu den Tagfalter-Arten, deren Individuenzahlen durch Brandstellen besonders begünstigt werden, gehören beispielsweise der Rote Würfel-Dickkopffalter (Spialia sertorius) und der Komma-Dickkopffalter (Hesperia comma), welche in Hessen als stark gefährdet eingestuft werden.
Für das Forschungsprojekt „BraNat“ wurden sechs ausgewählte Kalkmagerrasenflächen in der nördlichen Hälfte des Werra-Meißner-Kreises im Zeitraum 2022 bis 2023 von der Universität Kassel untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass punktuelle Brandstellen, wie sie bei der Schnittgutverbrennung entstehen Tagfalter, darunter sogar gefährdete Arten unterstützen. Ein generelles Verbot der Schnittgutverbrennung kann aus naturschutzfachlicher Sicht auf Grundlage dieser Untersuchungsergebnisse daher nicht als sinnvoll erachtet werden.
Gefördert wurde das Vorhaben durch das Land Hessen im Rahmen des Lore-Steubing-Instituts (LSI) für Naturschutz und Biodiversität des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). Der ausführliche Abschlussbericht ist abrufbar unter:
https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/biodiversitaetsforschungsfonds/brandstellen
Die Ergebnisse werden außerdem bei der nächsten LSI-Veranstaltung am 23. September 2024 im Georg-Christoph-Lichtenberghaus in Darmstadt vorgestellt. Neben der Präsentation noch weiterer LSI-Projekte, werden das Bundesamt für Naturschutz, die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt sowie HessenForst Impulsvorträge zum Schwerpunktthema der Veranstaltung „Hessens Wälder im Wandel“ halten. Anschließend findet eine moderierte Podiumsdiskussion mit dem Plenum statt. Das Programm mit Anmeldemöglichkeit bis zum 19. September 2024 kann unter folgendem Link abgerufen werden: Programm_Hessens-Waelder-im-Wandel_23.09.2024.pdf (hlnug.de)
Hintergrundinformationen:
Das im Jahr 2021 gegründete Lore-Steubing-Institut (LSI) ist das bundesweit erste Institutionen-übergreifende Forschungsinstitut unter direkter Einbindung einer technisch-wissenschaftlichen Umweltbehörde. Das LSI bündelt das ökologische Fachwissen aus den hessischen Forschungseinrichtungen systematisch und institutionell und verknüpft es mit der Naturschutzpraxis. Gemeinsam führen die Partner des LSI angewandte Forschungsprojekte zu relevanten Naturschutz- und Biodiversitätsthemen durch, vermitteln Fachwissen zu Naturschutz und Biodiversität in öffentliche Bereiche Hessens und beraten die Politik. Die Geschäftsstelle des LSI ist beim HLNUG im Zentrum für Artenvielfalt angesiedelt.
Weitere Informationen:
https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/lore-steubing-institut
https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/biodiversitaetsforschungsfonds/brandstellen