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Bei der thermischen Verwertung von Abfall entsteht klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2). Neue, technische Verfahren sollen dafür sorgen, dass CO2 gar nicht erst in die Atmosphäre gelangt. Die Müllverwertungsanlage testet nun bereits zum zweiten Mal ein solches Verfahren unter Realbedingungen, das von der TU Darmstadt und der hessischen Innovationsförderung House of Energy erforscht wird.
Bonn will bis 2035 klimaneutral werden. Das stellt die Müllverwertungsanlage (MVA) der Bonner Stadtwerke vor eine Herausforderung: Der Austritt von klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid (CO2) lässt sich beim Verbrennen von Müll leider nicht vollständig vermeiden, egal wie effizient eine Anlage ist.
Eine Lösung ist die sogenannte CO2-Abscheidung. Unter Einsatz neuer Technologien lässt sich CO2 vor Eintritt in die Atmosphäre abfangen, speichern oder weiterverwenden. Das Verfahren zur CO₂-Abscheidung und -Speicherung, was international als Carbon Capture & Storage (CCS) bekannt ist, soll schon bald in der Industrie zum Einsatz kommen kann.
Die Herausforderung: Aktuell sind zwar schon verschiedene Methoden zur CO2-Abscheidung im Einsatz. Diese sind aber noch sehr energieintensiv oder nutzen komplexe Chemikalien, die regelmäßig erneuert werden müssen. Oft fehlt es auch an Betriebserfahrung in industriellen, großtechnischen Anlagen, die je nach Art unterschiedliche Anforderungen an die Technologien zur CO2-Abscheidung stellen.
Neuste Forschung kommt zum Einsatz
Genau hier kommt die Bonner MVA ins Spiel. In ihrer Vorreiterrolle beteiligt sie sich an mehreren Forschungsprojekten. Das Projekt „CARMEN“ unter Leitung der TU Darmstadt und des House of Energy testet eine besondere Methode der CO2-Abscheidung unter realen Bedingungen: Beim sogenannten Carbonate-Looping-Verfahren (CaL) wird CO2, nachdem es verbrannt wurde, an natürlich vorkommenden Kalkstein gebunden und abgeschieden.
Die Forschenden lassen nun in einem ersten Projektabschnitt eine mobile Anlage bauen, die sowohl in der Bonner Müllverwertungsanlage wie auch in vier weiteren Industrieanlagen zum Einsatz kommt. Deutschlandweit soll die Anlage zum ersten Mal unter verschiedenen realen Prozessbedingungen 24 Stunden am Tag getestet werden. Die Anlage wird voraussichtlich Ende 2026 in Bonn eingesetzt. Mit der Wander-Anlage könnten mehr als 90 Prozent des bei der Verbrennung fossiler Energieträger entstehenden Kohlendioxids abgefangen werden. (is)