Aal: Besatzaktionen nicht immer hilfreich für den Populationsaufbau

Thünen-Fischereiexperte sieht massenhaftes Einsetzen von Jungaalen in die Flüsse kritisch

Dem Europäischen Aal geht es nach wie vor schlecht: Der Bestand dieser Wanderfisch-Art ist, gemessen an der Jungfisch-Rekrutierung, seit den 1970er-Jahren um rund 90 % zurückgegangen.


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Auch wenn in den vergangenen beiden Jahren eine leichte Erholung bei der Ankunft von Jungaalen an den Europäischen Küsten festgestellt wurde, bleibt die Art dennoch außerhalb sicherer biologischer Grenzen und wird nach dem Washingtoner Artenschutz­übereinkommen als bedrohte Art gelistet. Regelmäßig führen deshalb interessierte Verbände Besatzaktionen durch, bei denen junge Aale (Glasaale oder vorgestreckte Farmaale) in großen Mengen in die Flüsse und Seen ausgebracht werden. Erst jüngst wurden rund 300.000 Glasaale in die Elbe und ihre Nebengewässer besetzt. Doch diese gut gemeinten Aktionen treffen in der Fachwelt nicht nur auf Gegenliebe.

Dr. Reinhold Hanel, Leiter des Thünen-Instituts für Fischereiökologie und Mitglied der Aal-Arbeitsgruppe des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES), gibt zu bedenken: „Bis heute lässt sich der Aal nicht künstlich fortpflanzen. Alle Jungaale, die in die Flüsse besetzt werden, entstammen Wildfängen aus den Mündungsgebieten westeuropäischer Flüsse.“ Eine der wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen zur Glasaalfischerei, durchgeführt im Vilaine-Ästuar*, einem bedeutenden Fanggebiet an der französischen Atlantikküste, kommt dabei zu dem Ergebnis, dass beim Fang und dem anschließenden Transport über 40 % der Aale sterben. Hanel: „Auch wenn in anderen Fanggebieten die Sterblichkeiten durch schonendere Fangmethoden etwas geringer ausfallen, heißt das, dass wesentlich mehr junge Aale gefangen werden müssen, als bei den Besatzaktionen überhaupt ausgesetzt werden.“

Reinhold Hanel, der derzeit Untersuchungen in der Sargassosee, der „Kinderstube“ der Aale im Westatlantik durchführt, weiß sich in seiner kritischen Einschätzung zu den Besatzaktionen einig mit dem Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES). „Ein Aalbesatz ist zumindest in der gegenwärtigen Bestandssituation nur dann sinnvoll, wenn er der Stützung des Gesamtbestandes dient, nicht zur Aufrechterhaltung der Fischerei. Es muss ein positiver Nettoeffekt für diese gefährdete Art erzielt werden. Das heißt, abzüglich der Fang- und Transportsterblichkeit muss die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungaale in den besetzten Flüssen und Seen höher sein als in den Ursprungsgewässern“, so der Forscher.

Um den Besatzerfolg nachweisen zu können, sind einige Länder wie Schweden dazu übergegangen, Besatzaale zu markieren. Die von der Wissenschaft seit Jahren erhobene Forderung, dies auch in Deutschland landesweit verpflichtend festzuschreiben, wurde bisher nicht umgesetzt.

Johann Heinrich von Thünen-Institut direkter Link zum Artikel