„Gaspreisbremse sollte Blaupause für Strompreisbremse sein“

VDMA: Deckelung des Gaspreises entlastet die Betriebe

Produktionsschätzungen bekräftigt, aber Risiken steigen

Umfrage: Unternehmen wollen Beschäftigung weiter ausbauen

Globalen Handel durch Abbau von Hemmnissen voranbringen


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Der Maschinen- und Anlagenbau sieht gute Chancen, dass die Vorschläge der Gaspreiskommission zu einer Entlastung der Betriebe entlang der Wertschöpfungsketten führen werden. „Das Ergebnis geht in die richtige Richtung: Die Deckelung des Gaspreises für 70 Prozent des Verbrauchs ist ein ehrgeiziges und gutes Gerüst. Der dabei angesetzte Preis von 7 Cent je Kilowattstunde plus Abgaben entspricht ungefähr dem Preisdeckel von 12 Cents, der für Privathaushalte angesetzt wurde. Dies ist als Brücke zu einem neuen Normalzustand aus heutiger Sicht passend. Zugleich bleiben Anreize zum Energiesparen für die Industrie erhalten“, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen in einem Pressegespräch auf dem 13. Deutschen Maschinenbau-Gipfel in Berlin.

Belastet werden die Maschinen- und Anlagenbauer aber nicht nur durch die stark gestiegenen Gaspreise, sondern auch durch andere direkten und indirekten Energiekosten. „Das Thema Strompreisbremse ist noch völlig offen und wird unsere Branche deutlich mehr beschäftigen. Wir haben jetzt mit der Gaspreisbremse eine Blaupause, die hoffentlich die Arbeit an der Strompreisbremse erleichtert und beschleunigt“, sagte Haeusgen.

Mittelständler bangen um Anschlussverträge

Außerdem bangen viele Mittelständler um Anschlussverträge für Strom und Gas. „Noch können wir auf ein sehr gutes Auftragspolster bauen. Aber wir brauchen dringend wieder ein ruhigeres Fahrwasser, damit die Produktion sicher weiterlaufen kann und wir unseren Teil dazu beitragen, dass die zu erwartende Rezession verkraftbar wird“, betonte der VDMA-Präsident.

Wichtig sei dabei auch, dass die Neuordnung des Gas- und Strommarkts nicht zu einer Dauersubventionierung von Energie führt, ergänzte er. „Und sie muss in den europäischen Rahmen passen! Im Grundsatz gilt für uns: Hohe Preise sind immer auch ein Anreiz für Transformation und Investitionen in neue Technologien. Sie können den Ausbau der Erneuerbaren Energien spürbar beschleunigen und damit im Kampf gegen den Klimawandel helfen.“

Personalaufbau für 2023 geplant

Trotz der steigenden Belastungen bekräftigen die VDMA-Volkswirte ihre Produktionsschätzungen von real plus 1 Prozent für dieses Jahr und minus 2 Prozent für 2023. In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres ist die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau nach Angaben von Destatis zwar um real 0,8 Prozent zum Vorjahr gesunken. „Aber eine leichte Entspannung bei den Materialengpässen könnte, zusammen mit den hohen Auftragsbeständen von rund einem Jahr, in Summe noch zu dem von uns geschätzten Produktionswachstum 2022 führen“, sagte Haeusgen. „Aber klar ist auch: die Risiken sind durch die Folgen des Ukraine-Kriegs weiter angestiegen.“

Zuversicht schöpfe die Branche wiederum aus den Personalplänen der Unternehmen. Die jüngste Umfrage des Verbands unter 640 Mitgliedsfirmen ergab, dass die Hälfte der Unternehmen 2023 ihre Belegschaften aufstocken wollen. 30 Prozent der Firmen planen einen Stellenaufbau um bis zu 5 Prozent, knapp 20 Prozent sogar noch mehr. Lediglich 15 Prozent der Firmen rechnen mit einem Stellenabbau, überwiegend bis zu 5 Prozent. „Wir gehen davon aus, dass die Maschinen- und Anlagenbauer wieder einmal alles daransetzen, qualifizierte Fachkräfte zu halten und auch neue einzustellen, denn gute Leute sind knapp und werden es bleiben“, betonte der VDMA-Präsident.

Plädoyer für Freihandel und internationalen Klimaklub

Durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg ist auch das deutsche exportorientierte Wirtschaftsmodell in die Kritik geraten. Gerade für den beschäftigungsstarken industriellen Mittelstand gilt jedoch: Offene Grenzen und resiliente Lieferketten sind auch zukünftig überlebenswichtig. Das gilt für Deutschland, aber auch für viele andere europäische Länder. „Die EU darf deshalb nicht in protektionistische Abwehrreflexe verfallen, sondern muss zuallererst weiter für den Freihandel, neue Freihandelsabkommen und die Umsetzung bereits ausgehandelter Verträge wie Ceta oder Mercosur kämpfen“, forderte Haeusgen. Auch ein Wiedererstarken der Welthandelsorganisation WTO dürfe nicht von der Agenda genommen werden, betonte er.

Ein wichtiges Vehikel für den notwendigen internationalen Zusammenhalt und auch für den Kampf gegen den Klimawandel wäre ein internationaler Klimaklub. „Gleichgesinnte Industriestaaten mit ähnlichem Ambitionslevel könnten im Klimaschutz vorangehen und zugleich neue Technologie-Märkte erschließen“, erläuterte Haeusgen. Darüber hinaus brauche es – gerade angesichts der russischen Aggression – nun dringend Fortschritte im transatlantischen Handel. „Unsere Hauptforderungen sind hier Abbau der Industriezölle und gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen“, sagte Haeusgen und fügte hinzu: „Wir waren jüngst in den USA und haben mit ranghohen Politikern und vielen Mitgliedsunternehmen gesprochen. Auch die amerikanische Industrie, zum Beispiel der US-Industrieverband NAM, hat ein großes Interesse an Handelserleichterungen.“ Entsprechend klare Signale sollten das Ergebnis der nächsten Verhandlungsrunde des Trade and Technology Councils (TTC) im Dezember sein, forderte Haeusgen. „Das wäre auch eine klare Ansage an Wladimir Putin.“

China-Strategie: Entmutigung und Ermutigung in Balance bringen

Mit Blick auf das Verhältnis der EU zu China ergänzte der VDMA-Präsident, dass der Einsatz für mehr Offenheit und für ein „Level Playing Field“ im bilateralen Handel weitergehen müsse. „Chinas Wirtschaft ist auch von Handel mit Europa abhängig – das sollte die EU immer wieder klar betonen“, forderte er. China sei im Maschinen- und Anlagenbau inzwischen beides: ein enorm wichtiger Kunde und zugleich ein zunehmend aggressiver Konkurrent auf vielen Märkten, der einen Systemwettbewerb ausübe. „Es ist wichtig, dass Deutschland eine China-Strategie erarbeiten will, aber dabei müssen Entmutigung und Ermutigung in angemessenem Verhältnis stehen“, sagte Haeusgen. So wäre es nach Ansicht des VDMA-Präsidenten widersinnig, die Exportkreditversicherungen für China zu streichen. Denn gerade Exporte, auch die nach China, sorgen für gut bezahlte Arbeitsplätze in Deutschland und sie sorgen für einen Gutteil der Steuereinnahmen, die die Regierung dringend benötigt, um ihre Klimaschutzpläne umzusetzen.

Die Politik könne aber dabei helfen, neue Absatzmärkte in Asien zu erschließen; hierzu wäre ein funktionsfähiges Exportfinanzierungssystem für den Mittelstand eine wichtige Basis. Darüber hinaus sollte auch über eine verbesserte Förderung der Investitionen nachgedacht werden, etwa in Form von Sonderabschreibungen für Investitionen. „Außerdem muss die EU ihre handelspolitischen Instrumente an die neuen Gegebenheiten im Verhältnis zu China anpassen – etwa durch ein Instrument zum Schutz vor wirtschaftlichem Druck aus Drittstaaten, einem wirksamen Schutz vor subventionierten Produkten und Dienstleistungen im Binnenmarkt sowie bei öffentlichen Ausschreibungen“, forderte Haeusgen.

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