Stadtwerke Witten und AVU Netz mit gemeinsamer Leitstelle

Foto: Bernd Henkel im Auftrag der AVU
Foto: Bernd Henkel im Auftrag der AVU

Gemeinsame Steuerung und Überwachung der Versorgungssysteme und bei der Störungsannahme 

Viele Aufgaben der Energiewende sind für Kunden und Verbraucher gar nicht sichtbar, stellen aber extrem hohe Anforderungen zum Beispiel an die Betreiber von Gas- und Stromnetzen.


Voller Zugriff auf den Tagesanzeiger – Registrieren Sie sich jetzt kostenlos!

Um den vollständigen Artikel im Tagesanzeiger zu lesen, melden Sie sich bitte in Ihrem Themennetzwerke®-Konto an. Die Registrierung bei Themennetzwerke® ist kostenlos und ermöglicht Ihnen den vollständigen Zugang zum Tagesanzeiger und vielem mehr.

Falls Sie den Tagesanzeiger bereits auf kommunalwirtschaft.eu abonniert hatten und davor keinen Themennetzwerke® Account registriert hatten, dann klicken Sie auf den folgenden Link, um Ihr Passwort zu Ihrer bereits registrierten E-Mail-Adresse hinzuzufügen: Passwort für kommunalwirtschaft.eu Abonnenten hinzufügen

Jetzt einloggen Kostenlos registrieren

Das gilt auch für die Stadtwerke Witten und die AVU Netz – und deshalb arbeiten die beiden Unternehmen seit diesem Jahr bei der Steuerung und Überwachung der Versorgungssysteme und bei der Störungsannahme zusammen. Denn die „Stromautobahnen“ in Witten, also die Hochspannungsleitungen, gehören zur AVU Netz: Von dort gibt es vier Übergabestellen in das Mittelspannungsnetz der Stadtwerke. Das Leitsystem in der Wittener Leitwarte musste erneuert werden. Zur Umsetzung der Energiewende müssen die Stadtwerke die Netzführung anpassen, schrittweise automatisieren bzw. fernsteuerbar machen. Und weil gleichzeitig die Anforderungen zum Schutz der IT-Systeme kritischer Infrastrukturen zunehmen, lag die Entscheidung nahe: „Wir haben die bereits vorhandene, punktuelle Zusammenarbeit zu einer dauerhaften Kooperation gemacht und dabei auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit der beteiligten Kolleginnen und Kollegen aufgebaut“, erklärt Andreas Schumski, Geschäftsführer der Stadtwerke Witten.

Beide Unternehmen setzen auf den gemeinsamen Betrieb eines Netzleitsystems: So wurde das Datenmodell aus Witten in das Netzleitsystem der AVU Netz integriert. Zukünftig muss nur noch ein System in Sachen IT-Sicherheit auditiert und von Spezialisten geschützt und überwacht werden – das ist einer der vielen Vorteile der Kooperation. Auch das von den Stadtwerken und der AVU gemeinsam betriebene Verbundwasserwerk in Witten ist in den Leitsystemverbund integriert, genau wie die Wasserwerke der AVU in Breckerfeld und Wetter.

Rund um die Uhr besetzt

Konkret bedeutet das: Seit Februar 2023 übernimmt die Netzleitstelle in Gevelsberg die operative Führung des Mittelspannungsnetzes in Witten. Die sogenannten „Dispatcher“ dort steuern das Mittelspannungsnetz und setzen die Mitarbeiter bei der Störungssuche und anderen Aufgaben ein. Die Leitstelle ist täglich rund um die Uhr besetzt. Außerhalb der regulären Arbeitszeiten übernimmt die Leitstelle in Gevelsberg darüber hinaus die telefonische Störungsannahme. Weiterhin werden Störungen aus den Gas- und Wassernetzen bearbeitet sowie weitere an das Leitsystem angeschlossene Anlagen der Stadtwerke Witten überwacht. Im Falle einer Störung wird (sofern schon möglich) aus der Ferne mittels Steuerung eingegriffen. Der Bereitschaftsdienst des jeweiligen Unternehmen wird alarmiert und rückt aus, entweder die Mitarbeiter der Stadtwerke in Witten oder in den anderen Städten des Kreises (außer Herdecke) die Mitarbeiter der AVU-Netz.

Hohe Sicherheitsstandards

Zur alltäglichen Arbeit in der Gevelsberger Leitstelle gehören zum Beispiel geplante Schaltungen im Stromnetz. Hierbei hat die Netzleitstelle die Schalthoheit und die Schaltanweisungsbefugnis – für die AVU Netz schon lange so etabliert, für die Stadtwerke eine neue Vorgehensweise. „Das ist Teil der operativen Netzführung, die wir bisher vor Ort im Netz gemacht haben. Die Verantwortung für die strategische Ausrichtung des Stromnetzes liegt natürlich weiterhin bei uns“, betont der zuständige Abteilungsleiter Thomas Sturm von den Stadtwerken.

Für die AVU Netz bringt die Zusammenarbeit ebenfalls Vorteile, auch wenn die Kooperation mit Witten nur ein Teil der Arbeit in der Leitstelle ausmacht. „Wir steuern und überwachen die Netze und Anlagen der Energie- und Wasserversorgung, die Trinkwasserproduktion in den Wasserwerken und auch das Hochspannungsnetz, über das der Strom transportiert und verteilt wird“, erläutert Markus Kosch, Leiter Technik bei der AVU Netz. „Zunehmend haben wir auch Einspeiseanlagen in das Stromnetz, zum Beispiel PV-Anlagen, im Auge“, so Kosch weiter. In Summe werden von der Leitstelle fast 1.000 Anlagen der Energie- und Wasserversorgung überwacht und gesteuert. In der Mittelspannung wird ein Netz mit mehr als 1.500 Trafostationen geführt, durch die Kooperation kommen etwa 500 Stationen in Witten hinzu.

Aus dem gemeinsamen Betrieb zieht die AVU Netz in gleichem Maße Nutzen wie die Stadtwerke: Es gibt mit der Warte der Stadtwerke einen Ausweichstandort für Server und Arbeitsplätze der Warte in Gevelsberg. Die Kooperation bringt auch Vorteile für den wirtschaftlichen Betrieb komplexer Netzführungssysteme und Energienetze und die Verfügbarkeit des Personals: Die Spezialisten zum Betrieb und Schutz der Netzsteuerung können rund um die Uhr eingesetzt werden. Auf ein Argument für die neue Arbeitsteilung und die geänderten Verfahrensweisen weist AVU-Vorstand Uwe Träris hin: „Die Kunden sowohl in Witten als auch im AVU-Netzgebiet profitieren von der schnellen Wiederversorgung durch Fernschaltungen aus der Netzleitstelle und unserem hohen IT-Sicherheitsstandard, der durch regelmäßige Audits immer wieder erfolgreich belegt wurde.“

Besuch der Politik

Davon konnten sich jetzt die beiden Aufsichtsrats-Vorsitzenden –Olaf Schade, Landrat des Ennepe-Ruhr-Kreises, und Wittens Bürgermeister Lars König – einen Eindruck verschaffen: Denn die Leitstelle in Gevelsberg gleicht einem Hochsicherheitstrakt, zu dem nur die dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zutritt haben. „Interkommunale Zusammenarbeit bei unseren heimischen Energieversorgern kann ich nur gut finden“, erklärte der Landrat: „Die Energiewende bringt immer mehr Aufgaben für die Netzbetreiber mit sich. Da ist so eine Zusammenarbeit nur sinnvoll, insbesondere wenn am Ende alle dabei gewinnen, Unternehmen und Kunden!“, so Schade weiter. „Das ist eine Kooperation auf Augenhöhe“, meint Bürgermeister Lars König: „Die Stadtwerke sind und bleiben der Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort, gleichzeitig haben wir aber jetzt eine gemeinsame Stromnetzführung für große Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises.“

Potenzial für zukünftige Zusammenarbeit

Und was allen Beteiligten auch wichtig ist: In Witten ging durch die Kooperation kein Arbeitsplatz verloren und bei der AVU Netz sind neue Stellen geschaffen worden. Perspektivisch können sich beide Seiten vorstellen, dass die Kooperation weiter ausgebaut wird. Denn auch im Bereich der Wasserversorgung wird die Zusammenarbeit ausgeweitet. Die Steuerung der Niederspannungsnetze birgt ebenfalls Potenzial für die zukünftige Zusammenarbeit. In diesem Bereich ist Dr. Mara Holt ausgewiesene Spezialistin. Die promovierte Elektrotechnikerin leitet die Netzführung bei AVU Netz seit 2022. Sie hat die Kooperation gemeinsam mit Thomas Sturm von den Stadtwerken maßgeblich mit umgesetzt und koordiniert die annähernd tägliche Abstimmung der Zusammenarbeit zwischen den Häusern.

Fazit: Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine spannende Kooperation – die Energiewende wird weitere Aufgaben und Anforderungen für die Energie- und Wasserversorger mit sich bringen.

AVU Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen