Windkraft-Verbände halten gesetzliche Ausbauziele auf See für unrealistisch

Hohe Kosten und Zinsen belasten auch die Energiewende auf dem Meer. Zuletzt hat der Ausbau wieder etwas zugelegt. Doch an das gesetzliche Ziel von 30 Gigawatt bis 2030 glaubt selbst die Branche nicht mehr.


Voller Zugriff auf den Tagesanzeiger – Registrieren Sie sich jetzt kostenlos!

Um den vollständigen Artikel im Tagesanzeiger zu lesen, melden Sie sich bitte in Ihrem Themennetzwerke®-Konto an. Die Registrierung bei Themennetzwerke® ist kostenlos und ermöglicht Ihnen den vollständigen Zugang zum Tagesanzeiger und vielem mehr.

Falls Sie den Tagesanzeiger bereits auf kommunalwirtschaft.eu abonniert hatten und davor keinen Themennetzwerke® Account registriert hatten, dann klicken Sie auf den folgenden Link, um Ihr Passwort zu Ihrer bereits registrierten E-Mail-Adresse hinzuzufügen: Passwort für kommunalwirtschaft.eu Abonnenten hinzufügen

Jetzt einloggen Kostenlos registrieren

Zum Erreichen der Klimaziele hat sich Deutschland einen kräftigen Ausbau des Windstroms auf See bis 2030 vorgenommen. Doch diese Pläne werden nach Einschätzung der großen Windenergieverbände des Landes verfehlt.

Aktuell werde erwartet, »dass bis Ende 2030 Offshore-Windenergieprojekte mit insgesamt knapp 27 Gigawatt ins Netz einspeisen können«, heißt es in dem Bericht »Status des Offshore-Windenergieausbaus in Deutschland «. »Das gesetzliche Ausbauziel in Höhe von 30 Gigawatt wird damit voraussichtlich unterschritten.«

Dabei ruhen auf dem Offshore-Ausbau der Windenergie große Hoffnungen für die Energiewende, bei der bis 2030 mindestens 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen sollen. Dafür braucht es jedoch eine komplett neue Infrastruktur und große Investitionen, inmitten einer wirtschaftlich angespannten Lage mit aktuell deutlich höheren Zinsen als noch vor zwei Jahren.

In den Häfen, aber auch auf hoher See droht Platz knapp zu werden . Erste Projekte im europäischen Ausland waren zuletzt wegen hoher Kosten bereits gestoppt worden oder sind wie die Planung einer dänischen Energieinsel in der Nordsee zurückgestellt . Der Energiekonzern EnBW berichtete der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung « zudem von teureren Rohstoffen, Engpässen bei Produktions- und Transportkapazitäten sowie fehlender politischer Unterstützung.

Kritik an Ausschreibungen der Bundesnetzagentur

Trotz dieser Probleme hat der Ausbau von Windkraftanlagen auf dem Meer in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zugelegt. Laut den Branchenverbänden lieferten im ersten Halbjahr 36 Offshore-Anlagen erstmals Strom – insgesamt 377 Megawatt. Damit sind in Deutschland 1602 Offshore-Windkraftanlagen mit einer Leistung von knapp 8,9 Gigawatt am Netz. 73 weitere Fundamente wurden im ersten Halbjahr errichtet.

Die Ergebnisse der ersten Ausschreibung für neue Projekte in diesem Jahr »bestätigen das anhaltende Interesse von Investoren am deutschen Markt«, heißt es von den Verbänden, zu denen der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Verband für Energieanlagenanbau VDMA Power Systems zählen.

Kritik übte die Branche aber am Ausschreibungsverfahren der Bundesnetzagentur. Derzeit erhalten die Unternehmen den Zuschlag, die den geringsten Förderbedarf für einen Windpark auf einer Fläche anmelden. Verzichten mehrere Bieter vollständig auf eine Förderung, entscheidet ein sogenanntes dynamisches Gebotsverfahren: Dabei erhält der Bieter den Zuschlag, der zu den höchsten Zahlungen bereit ist. Die Erlöse daraus sollen zu 90 Prozent in die Senkung der Stromkosten fließen. Die restlichen zehn Prozent sollen jeweils zur Hälfte für den Meeresnaturschutz und die Förderung einer umweltschonenden Fischerei verwendet werden.

Bei diesem Verfahren können sich regelmäßig die zahlungskräftigsten Unternehmen durchsetzten. Bei der vergangenen Vergabe erhielten etwa der Mineralölkonzern Total Energies und der Energiekonzern EnBW den Zuschlag. »Unternehmen mit langjähriger Offshore-Projekterfahrung und geringer Zahlkraft haben im Zweifel das Nachsehen«, bemängelten etwa Gewerkschaften.

Die Branchenverbände forderten nun, das Ausschreibungsdesign müsse künftig stärker auf eine sichere und termingerechte Projektrealisierung ausgerichtet werden. Die Branche setze sich dafür ein, mit einem reformierten Ausschreibungsdesign »die Akteursvielfalt zu stärken und Ausfallrisiken für die Umsetzung der Projekte zu minimieren«. Es sei daher gut, dass die Bundesregierung das Verfahren evaluieren wolle.

SPIEGEL Wirtschaft direkter Link zum Artikel