Bürger mobilisieren Hirnschmalz zur Reduktion von Treibhausgasen

Engagiert, ernsthaft und einfallsreich – so arbeiteten gut 30 Bürgerinnen und Bürger bei der Mobilitätswerkstatt I im Wei-ßenhorner Rathaus in den fünf Themengruppen am Klima-schutzteilkonzept „Mobilität“ des Landkreises Neu-Ulm. Foto: Jürgen Bigelmayr/La
Engagiert, ernsthaft und einfallsreich – so arbeiteten gut 30 Bürgerinnen und Bürger bei der Mobilitätswerkstatt I im Wei-ßenhorner Rathaus in den fünf Themengruppen am Klima-schutzteilkonzept „Mobilität“ des Landkreises Neu-Ulm. Foto: Jürgen Bigelmayr/La

Erste von drei Mobilitätswerkstätten zur Erarbeitung eines Klimaschutzkonzepts für den Bereich „Verkehr“

Der Landkreis Neu-Ulm will mobil bleiben, dabei aber klima-freundlicher werden. Hin zu diesem Ziel wurde nun ein weiterer Schritt getan. Nach zwei Lenkungsausschusssitzungen und einer Expertenbefragung beschäftigten sich gut 30 Bürgerinnen und Bürger bei der ersten von drei Mobilitätswerkstätten mit der Frage: Wie kann im Verkehr weniger Kohlendioxid (CO2) aus-gestoßen werden?


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Dass das notwendig ist, machte Marianne Pfaffinger von der Umweltagentur „Green City Projekt“ im Weißenhorner Rathaus mit einem eindrucksvollen Vergleich deutlich: Demnach emittiert der Verkehrssektor im Landkreis Neu-Ulm (168.000 Einwohner) pro Jahr 0,79 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht dem Aufkommen des afrikanischen Staats Sierra Leone mit seinen 6 Millionen Einwohnern. Insgesamt werden im Landkreis pro Jahr 2,2 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt – so viel wie Haiti (9,9 Millionen Einwohner) oder Laos (6,4 Millionen Einwohner). Dabei ist die Tendenz im Landkreis im Mobilitätssektor immer noch stark steigend. Hauptverursacher sind laut Johannes Gnädinger vom Consulting-Büro PSU vor allem der Güterkraft-verkehr und der motorisierte Individualverkehr.

Besonders an diesen beiden Stellschrauben gilt es anzusetzen, wenn das erarbeitete Mobilitätskonzept über die bloße Ab-sichtserklärung hinauskommen soll. Bei der ersten Beteili-gungsrunde der Bürgerinnen und Bürger ergaben sich interes-sante Ideen. Die Arbeitsgruppe „Güterverkehr“ schlug etwa vor, diesen soweit als möglich von der Straße auf die Schiene zu verlagern und dazu alte Gleisanschlüsse zu reaktivieren und neue zu schaffen. Vom Thementisch „Versorgung“ kam die An-regung, Einkaufsmöglichkeiten auf dem flachen Land zu fördern (zum Beispiel: Dorfladen) und der Zersiedelung entgegenzuwir-ken.

Die Teilnehmer, die sich mit dem Bereich „Arbeit/Ausbildung“ beschäftigten, hielten es für angebracht, dass die Betreiber des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) eine Art „Miles & More“-Programm für Züge und Busse auflegen. Und die Arbeit-geber sollten mehr Heimarbeit („home office“) ermöglichen.

Die Themengruppe „Freizeit“ wünschte sich ÖPNV-Kombi-Tickets zu mehreren Freizeitgelegenheiten beziehungsweise     -lokalitäten. Schließlich gab es einen fünften Arbeitskreis na-mens „Studium“, gebildet aus Studierenden der Hochschule Neu-Ulm. Sie entwarfen die Vision einer Straßenbahnlinie von der Innenstadt zur HNU und zurück. Außerdem plädierten sie für mehr Car-Sharing-Angebote, auch in den ländlichen Gebie-ten.

Professor Gebhard Wulfhorst, der dritte Partner der Beratungs-arbeitsgemeinschaft aus München, zeigte sich beeindruckt, wie viele gute Ideen zusammengetragen worden sind. Nun wird es Aufgabe der Berater sein, die Vorschläge zu protokollieren, zu sortieren und zu gewichten. Dabei werden auch die Einfälle aus der Expertenbefragung einbezogen. Die Sachverständigen von Unternehmen und Verbänden sahen im Personenverkehr etwa folgenden Handlungsbedarf: Zweigleisiger Ausbau und Takt-verdichtung der Illertalbahn; digitale Vernetzung aller Mobili-tätsangebote (zum Beispiel durch eine App); Bewusstseinsbil-dung im Kindergarten und in der Schule.

In zwei weiteren Mobilitätswerkstätten – „Personenverkehr“ am 15. Januar 2016 und „Güterverkehr“ am 29. Januar 2016 – sind dann wieder die Bürgerinnen und Bürger gefragt. Insbesondere wird es darum gehen, welche Maßnahmen die Berater dem Landkreis empfehlen und wie die schließlich ausgewählten Vorschläge umgesetzt werden können. Knackpunkte dürften dabei vor allem sein: Wie sind die Projekte finanzierbar? Und wer ist für deren Realisierung verantwortlich?

Am Schluss des Erarbeitungsprozesses steht ein Aktionsplan, der im April 2016 dem Kreistag zur Beratung und Verabschie-dung vorgelegt werden soll. Danach heißt es: Über Klimaschutz nicht nur reden und ihn zu Papier bringen, sondern ihn – und das geht jeden Einzelnen an – auch verwirklichen.

Bürger mobilisieren Hirnschmalz zur Reduktion von Treibhausgasen - Anhang 1
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