Elektromobilität

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Innovationskraft und Absatztrends im Vergleich der globalen Automobilhersteller 2011-2016

Innovationsstärke und Marktführerschaft hängen bei der Elektromobilität eng zusammen. Unterschiedliche Strategien der Hersteller.

Renault-Nissan sowie Tesla sind die innovationsstärksten Hersteller und gleichzeitig Marktführer bei reinen Elektroautos in wichtigen Regionen (außer China). Die deutschen Hersteller Volkswagen (VW, Audi) BMW und Daimler sind die Innovationsführer bei Plug-in Hybriden.

Deutsche Hersteller müssen Defizite der Technologie- und Marktperformance von reinen E-Autos schnell aufholen, um nicht abgehängt zu werden.


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Die Innovationsstärke von Automobilherstellern steht im engen Zusammenhang mit deren Marktführerschaft. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Innovationen der Hersteller und Absatztrends bei der Elektromobilität. Nur wenige Hersteller haben bis vor kurzem die E-Mobilität als Kernstrategie bei der Antriebstechnologie auserkoren. Und selbst innerhalb der E-Mobilitätsstrategien sind unterschiedliche Ansätze erkennbar.

Auf Basis der Serieninnovationen können Renault und Tesla als die innovationsstärksten Automobilhersteller im Bereich der reinen Elektromobilität (BEV) zwischen 2011 und 2016 (1. Halbjahr) identifiziert werden - mit deutlichen Abstand vor den deutschen Konzernen BMW, Volkswagen und Daimler. Demgegenüber sind bei Plug-in-Hybriden (PHEV) die deutschen Hersteller die Innovationsführer. Das ist das Ergebnis einer Studie des Center of Automotive Management (CAM), das die Innovationsstärke der Automobilhersteller seit 12 Jahren auf Basis der Anzahl und Qualität der Innovationen berechnet (vgl. unten: M.O.B.IL-Ansatz). Im Rahmen der Studie wurden 370 Elektroinnovationen von 19 globalen Herstellern berücksichtigt.

Reine Elektromobilität (BEV): Innovationsstärke und Absatztrends

Die Innovationstärke von Renault und Tesla ist auf Basis der Serien-Innovationen mit 15 bzw. 14 Indexpunkten rund doppelt so hoch wie die der nachfolgenden Automobilkonzerne BMW, Volkswagen und Daimler sowie Nissan. Damit sind Tesla sowie Renault derzeit die eindeutigen Innovationsführer bei reinen Elektroautos. Wird bei Renault der Allianzpartner Nissan hinzugerechnet, verstärkt sich der Abstand von Renault-Nissan weiter (vgl. Abbildung 1).

Die Innovationsstärke hat deutliche Effekte auf die Marktperformance in zentralen Regionen. Tesla und Renault-Nissan gelingt es, ihre hohe Innovationsstärke bei reinen Elektrofahrzeugen in relative Absatzerfolge auf wichtigen Märkten zu transformieren. Auf dem US-Markt sind in der ersten Jahreshälfte Tesla mit rund 18.000 Pkw und Nissan mit rund 6.000 batterieelektrischen Pkw-Verkäufen (BEV) die unangefochtenen Marktführer. BMW kommt mit rund 3.000 BEVs auf Rang 3, gefolgt von GM und Volkswagen mit 1.800 bzw. 1.500 E-Autos (vgl. Abb. 2). Auch in der EU sind nach 6 Monaten der Renault Zoe sowie der Nissan Leaf mit 13.000 bzw. 12.000 Verkäufen nach Modellen die Leitanbieter gefolgt Tesla Model S mit 7.500 Fahrzeugen. Mit deutlichen Abstand folgen die Modelle der deutschen Hersteller: Der e-Golf von VW kommt danach auf 4.400 bzw. der BMW i3 auf 2.800 Einheiten. Auch im zähen E-Markt Deutschland war Renault mit rund 1.600 Zulassungen der klare Marktführer gefolgt von Tesla (774) und Nissan (705). Volkswagen kommt hier nur auf 624 und BMW auf 276 Neuzulassungen und liegt damit sogar hinter dem Newcomer Hyundai (302) (vgl. Abb. 4).

Plug-in-Hybride (PHEV): Innovationsstärke und Absatztrends

Anders sieht die Situation jedoch bei den Plug-in-Hybriden aus (PHEV). Hier sind die deutschen Automobilhersteller die klaren Innovationsführer. Gerade in den letzten Monaten haben sie ihre Technologien weiter in Serienmodelle überführt. Im Vergleich der Serien-Innovationen zwischen 2011 und 2016 (1. HJ) kommt der Volkswagen Konzern (inkl. Audi) mit einer Innovationsstärke von 25 Indexpunkten auf Rang eins gefolgt von BMW mit 22 Punkten auf Rang 2. Geely-Volvo schiebt sich mit 17 Punkten auf Rang 3 vor Daimler mit 15 Punkten. Eine deutlich niedrigere Innovationsstärke bei PHEV haben bereits Toyota (10 P.) und Ford (8 P.) sowie Honda, GM und Mitsubishi (5 P.) (vgl. Abb. 3). PHEVs spielen in der Strategie von Herstellern auch deshalb eine wichtige Rolle, weil sie hohe Reichweiten ermöglichen und gleichzeitig im geltenden Normzyklus (NEFZ) durch eine vorteilhafte Berechnungsformel niedrige CO2-Emissionen besitzen. Das hat - bei entsprechenden Verkaufszahlen - positiven Einfluss auf die Flottenverbräuche und damit CO2-Emissionen.

Die deutschen Hersteller können die Innovationsführerschaft bei Plug-in-Hybriden (PHEV) bislang nicht in allen Regionen in eine Marktführerschaft ummünzen. Besonders in den USA sind die Absatzzahlen von PHEV der deutschen Hersteller bislang enttäuschend. In der ersten Jahreshälfte 2016 kommen Ford und GM auf etwas über 10.000 verkaufte Fahrzeuge, während BMW und Volkswagen (hier: Audi, Porsche) jeweils nur rund 3.300 Plug-in-Hybride absetzen können. Im Premiummarkt Deutschland dagegen zahlt sich der Technologievorsprung der deutschen Hersteller auch – im Vergleich zum Wettbewerb – höheren Verkaufszahlen aus. Volkswagen setzt nach 6 Monaten dieses Jahres mit fast 2.700 Fahrzeugen am meisten PHEV ab, gefolgt von BMW mit rund 1.400 und Daimler mit 920 Fahrzeugen. Es folgen Mitsubishi mit 557 und Geely-Volvo mit 468 Plug-ins. Auch in der EU ist Volkswagen führend. Allein mit den Modellen Golf GTE, Passat GTE und Audi A3 e-Tron kann der Wolfsburger Vielmarkenkonzern rund 16.000 Plug-in Fahrzeuge absetzen. BMW kommt ebenfalls allein mit den vier meist-verkauften Plug-ins bereits auf über 11.000 Fahrzeuge. Mitsubishi besitzt derzeit mit dem Outlander PHEV jedoch das meistverkaufte Modell in Europa mit rund 12.500 abgesetzten Pkw. Insgesamt sind die Marktanteile von PHEV jedoch in den Ländern noch verschwindend gering.

Ganz anders sieht die Situation jedoch in dem – nach Absatzzahlen – wichtigsten Automobilland China aus, indem bereits heute die meisten Elektrofahrzeuge zugelassen werden. Insbesondere für die deutschen Hersteller Volkswagen, Audi sowie BMW und Mercedes besteht dort aufgrund von Produkt- und Marktdefiziten eine hohe Verwundbarkeit. In China wird der E-Mobilitätsmarkt zu über 90 Prozent von einheimischen Herstellern abgedeckt. Marktführer ist der E-Auto- und Batteriehersteller BYD („Build Your Dreams“) auf den rund 30 der Verkäufe entfallen, gefolgt von den weiteren Staatsbetrieben BAIC und SAIC. Bester ausländischer Hersteller ist Tesla, dessen Model S es gerade noch in die Top-20 der meistverkauften Modelle schafft.

Die deutschen und die anderen westlichen Hersteller müssen ihre Anstrengungen in punkto E-Mobilität in China deutlich verstärken. Hierbei bleibt nur die Strategie einer Produktion von E-Autos im Rahmen eines Joint Ventures in China, um vom wachsenden E-Markt zu profitieren und um in den Genuss von Steuervergünstigungen zu kommen. Die bisherigen Aktivitäten, etwa von Daimler mit dem Joint Venture mit BYD und dem Produkt Denza oder auch von BMW mit Brilliance, waren nicht erfolgreich. Insbesondere für Volkswagen sollte bei den Verhandlungen mit dem neuen E-Auto-Partner JAC von den negativen Erfahrungen lernen und eine breitere strategische Aufstellung in China planen.

Fazit

Die deutschen Automobilhersteller haben das Thema der reinen Elektromobilität (BEV) erst seit kurzem im Hinblick auf ihre generelle Antriebsstrategie höher positioniert. Insofern sind noch Defizite sowohl im technologischen Bereich als auch in punkto Ausbau des Produktportfolios von E-Mobilität durch eine „Fast-Follower-Strategie“ aufzuholen.

Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „Die strategische Höherpositionierung der deutschen Hersteller bei der Elektromobilität kommt spät, aber aufgrund des bislang nur langsamen Markthochlaufes noch nicht zu spät. Insbesondere in den nächsten 2 Jahren werden einige Wettbewerber wie General Motors (Bolt, Ampera-e) und Tesla (Model 3) mit neuen wettbewerbsfähigeren Modellen den Massenmarkt adressieren. Spätestens in 2-3 Jahren müssen die deutschen Hersteller dann die Innovations- und Marktführerschaft bei der Elektromobilität erreichen. Einerseits, um die preisliche Hochpositionierung der deutschen (Premium-)Marken durch ein Technologieführer-Image aufrechterhalten zu können. Andererseits, um vom erwarteten Markthochlauf der E-Mobilität ab Ende der 2010er Jahre profitieren zu können.“

Für die nächsten 10-15 Jahre rechnet das CAM aufgrund der technologischer Anstrengungen der Hersteller und des zu erwartenden regulatorischen Umfelds mit einer deutlichen Steigerung der Marktdynamik. Danach werden die globalen Neuzulassungen von E-Autos im Jahr 2020 zwischen 2,5 Prozent (konservativ) und 5 Prozent (optimistisch) liegen, in den Folgejahren aber dynamisch steigen. Im Jahr 2025 wird im optimistischen Szenario mit rund 15 Prozent bzw. 14 Millionen jährlich neu zugelassenen Elektro-Pkw gerechnet. Diese könnten danach bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent bzw. 30 Mio. elektrisch angetriebenen Pkw zu steigen.

Center of Automotive Management GmbH & Co.
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