Elektromobilität im internationalen Vergleich

Bilanz 2015 und Prognose Prof. Dr. Stefan Bratzel, CAM Bergisch Gladbach, 26. Januar 2016

Das globale Wachstum der Elektromobilität wird derzeit vom chinesischen Markt getrieben. Im Jahr 2015 hat sich der Absatz von E-Autos (BEV, PHEV) in China aufgrund der enormen Dynamik der letzten Monate auf 188.000 verdreifacht. Damit ist China mit deutlichem Abstand vor den USA neuer Leitmarkt für Elektromobilität.


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In den USA sind im Gesamtjahr die Neuzulassungen von Elektroautos um 3 Prozent auf 115.000 gefallen, aufgrund nur leicht steigender Absätze von reinen Elektrofahrzeugen (+14%) und deutlich rückläufiger Trends bei Plug-in Hybriden (-22%). Großbritannien wird größter Elektroautomarkt Europas mit 28.000 E-Autos (+70%). In Frankreich erhöhen sich die E-Auto Neuzulassungen im Gesamtjahr auf 27.000 (+67%) und in Norwegen auf 25.000 Fahrzeuge (+25%) (vgl. Abb. 1). Das ist das Ergebnis einer Analyse des Center of Automotive Management (CAM), das die Innovationen und Entwicklungen der „Elektromobilität“ in wichtigen automobilen Leitmärkten regelmäßig untersucht.

Deutschland wird bislang dem Anspruch als Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität nicht gerecht. Im Gesamtjahr kommt Deutschland trotz eines Zuwachses um 80 Prozent nur auf 23.500 neu zugelassene Elektro-Pkw (inkl. Plug-in) im Jahr2015. Der Abstand zum Marktführer China ist damit im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsen. Die reinen Elektrofahrzeuge zeigen einen Zuwachs von 8.500 auf 12.300 Neuzulassungen (+45%).Darunter sind jedoch auch taktische Neuzulassungen von Herstellern wie Kia, die einen Großteil der Fahrzeuge nach Norwegen weiterverkauften. Die Plug-in Hybride wachsen um 145 Prozent auf 11.100 Pkw.

Marktführer in Deutschland ist mit rund 3.850 verkauften Einheiten Kia Soul EV gefolgt von BMW i3 mit gut 2.250 Einheiten, Mitsubishi Outlander PHEV mit rund 2.150 Stück, dem Volkswagen Golf GTE mit 2.100 Einheiten, Audi A3 e-Tron (1.850) sowie Renault Zoe (1.800) und Tesla Model S (1.600). Insgesamt bleibt der Marktanteil von Elektrofahrzeugen mit 0,7 Prozent in Deutschland enttäuschend niedrig, da auch Erdgas und Flüssiggasneuzulassungen um 24 bzw. 36 Prozent abnehmen. Alternative Antriebe spielen mit einem Anteil von 1,7 Prozent an den Neuzulassungen eine untergeordnete Rolle: 50,3 Prozent der Neufahrzeuge hatten 2015 einen Benzinmotor, während 48,0 Prozent mit einen Dieselmotor ausgestattet waren.

Die Nachfragedynamik der E-Mobilität in China ist Ergebnis einer Kombination von fiskalischen und ordnungspolitischen Instrumenten sowie industriellen Angeboten von Herstellern. Neben den bekannten finanziellen Kaufanreizen profitieren Elektrofahrzeuge in China derzeit in Städten wie Shanghai und Peking von bevorzugten Zulassungsbedingungen. Während die staatlichen Behörden Pkw mit konventionellen Antrieben aus Stau- bzw. Umweltgründen kontingentieren und daher Fahrzeugkäufer häufig nicht oder nur eingeschränkt behördliche Zulassungen erhalten, gilt dies für Elektrofahrzeuge nicht. Daher sind Elektroautos für viele Kunden eine interessante Mobilitätsalternative. Dabei dominieren chinesische Modelle den heimischen Elektroautomarkt. Marktführer ist BYD, die allein mit dem Qin und demTang über 50.000 Plug-in Hybride in 2015 absetzen können. Der Geely Ableger Kandi EV setzt bereits über 20.000 reine Elektroautos ab. Erst auf Rang 15 der E-Auto Zulassungsstatistik kommt mit Tesla ein ausländischer Hersteller mit rund 4.500 abgesetzten Model S. Vom Modell Denza, das durch das Joint Venture von BYD und Daimler entwickelt wurde, wurde etwa nur 2.900 Einheiten verkauft. China ist damit bereits ein gutes Stück vorangekommen, um neben dem Leitmarkt künftig auch zum globalen Leitanbieter für Elektromobilität zu werden. Insbesondere der chinesische Hersteller BYD schickt sich an zum Leitanbieter für E-Mobilität zu avancieren.

Das Wachstum der Elektromobilität ist auf globaler Ebene noch stark von öffentlichen Förderkulissen abhängig, da die E-Autos vor Kunde bislang von wenigen Ausnahmen abgesehen kaum wettbewerbsfähig sind. Gelöst werden muss das R.I.P.-Problemcluster Reichweite, Infrastruktur, Preis. Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: "Automobilhersteller müssen die Herkulesaufgabe angehen und die Reichweite der E-Fahrzeuge auf mindestens 300-500 km erhöhen sowie die im Wesentlichen durch die Batterien getriebenen Kosten gleichzeitig zu reduzieren. Es braucht außerdem eine "Konzertierte Aktion" der Automobilindustrie und der Regierung in Deutschland, um mittel- und langfristig die Batteriezelltechnologie als zentralen Wertschöpfungsbaustein der E-Mobilität nach Deutschland zu holen. Mehr staatliche Unterstützung ist insbesondere auch notwendig, um eine ausreichend dichte Schnellladeinfrastruktur in Deutschland zu etablieren. Wenn nicht massiv gegengesteuert wird, droht Deutschland bei der Elektromobilität abgehängt zu werden. Dies würde dem Automobilstandort Deutschland schwer schaden."

Das CAM rechnet in einer aktuellen Szenariobetrachtung, dass die E-Mobilität in den nächsten Jahren deutlich an Dynamik gewinnt. Danach werden die globalen Neuzulassungen von E-Auto-Absatz im Jahr 2020 zwischen 2,5 Prozent (konservativ) und 5 Prozent (optimistisch) liegen, danach aber dynamisch steigen. Im Jahr 2025 wird im optimistischen Szenario mit rund 15 Prozent bzw. 14 Millionen jährlich neu zugelassenen Elektro-Pkw gerechnet. Diese sollen danach bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent bzw. 30 Mio. elektrisch angetriebenen Pkw zu steigen. Im pessimistischen Szenario wird für 2025 mit einem Anstieg der Neuzulassungen auf 7 Mio. bzw. für das Jahr 2030 mit mindestens 15 Mio. E-Autos gerechnet

Elektromobilität im internationalen Vergleich - Anhang 1
Dr. Bratzel Center of Automotive Management GmbH & Co. KG