Elektromobilität im internationalen Vergleich

Abbildung 1: Absatztrends von Elektroautos (BEV, PHEV) 1. Halbjahr 2016/2015
Abbildung 1: Absatztrends von Elektroautos (BEV, PHEV) 1. Halbjahr 2016/2015

Halbjahresbilanz 2016

Der Absatz von Elektrofahrzeugen (BEV, PHEV) zeigt im ersten Halbjahr 2016 in wichtigen Automobilmärkten ein durchwachsenes Bild. Nach einer Analyse des Center of Automotive Management (CAM) wird das globale Wachstum der Elektromobilität weiterhin vom chinesischen Markt getrieben. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 wurden in China rund 170.000 E-Autos (New Energy Vehicles (NEV), inkl. Pkw, Busse etc.) abgesetzt, wodurch sich die E-Auto Neuzulassungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelten. China kann damit den Abstand zu den USA als Leitmarkt für Elektromobilität weiter ausbauen.


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In den USA sind die Neuzulassungen von Elektroautos im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 um gut ein Viertel gestiegen. Rund 66.000 E-Fahrzeuge wurden hier zwischen Januar und Juni 2016 abgesetzt, wobei vor allem Plug-in Hybride (+61,5%) zulegen können. Dagegen fiel der Absatzzuwachs von reinen Elektrofahrzeugen mit rund 6 % sehr niedrig aus.

In Europa setzt Norwegen seine Sonderrolle fort und kommt in der ersten Jahreshälfte 2016 mit einem Plus auf 22.000 Elektrofahrzeuge (von 40%, inkl. Brennstoffzelle). Großbritannien legt wie schon im Vorjahr deutlich zu und setzt in den ersten sechs Monaten rund 19.000 E-Fahrzeuge ab, rund ein Drittel mehr als im Vergleichszeitraum des letzten Jahres. Auch hier sorgt vor allem der relativ hohe Anteil neuzugelassener Plug-in Hybride (+41%) für das große Wachstum. Auch in Frankreich erhöhen sich die E-Auto Neuzulassungen im 1. Halbjahr deutlich auf 16.163 (+55%). Dabei machen BEV drei Viertel der Elektroautoverkäufe aus, während nur ein Viertel auf Plug-in Hybride entfallen (vgl. Abb. 1).

In Deutschland ist die bisherige E-Auto Bilanz des Jahres 2016 dagegen recht ernüchternd: In den ersten sechs Monaten steht hier nur ein Plus von 8,7 Prozent auf 10.481 Elektrofahrzeugen, eine Steigerung etwa in Höhe des Gesamtmarktzuwachses. Dabei legen allein die Plug-in Hybride auf rund 6.100 Fahrzeuge zu (+23%), während mit 4.357 Neuzulassungen die reinen Elektrofahrzeuge (BEV) sogar einen rückläufigen Trend aufweisen (-6,6%). Dies dürfte jedoch zum Teil auch auf die Kaufzurückhaltung der Kunden in Erwartung des Anfang Juli gestarteten Förderprogramms zurückzuführen sein. Zwischen 2.7. und 14.7. gingen nach Auskunft der BAFA allerdings bislang nur 936 Anträge ein. Sollte sich dieser geringe Nachfragetrend fortsetzen, würden trotz Prämie innerhalb eines Jahres lediglich 24.000 Elektroautos in Deutschland neu zugelassen werden. Allerdings ist es für eine abschließende Beurteilung der Wirkung derzeit noch zu früh.

Bei der Entwicklung der Marktanteile von Elektroautos macht im Vergleich der wichtigen Auto-Flächenländer vor allem China einen relativ großen Sprung auf 1,5% an den Neuzulassungen (Fahrzeuge, inkl. Busse), eine Verdopplung zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Allerdings sind die Zuwächse des chinesischen Marktes mit Vorsicht zu interpretieren, da es hohe Anreize und teils betrügerische E-Auto Zulassungen in einzelnen Regionen gibt. Auf ähnlich hohe Marktanteile kommen Frankreich (1,47%) und Großbritannien (1,36%). Niedrig bleiben die E-Auto Marktanteile in den USA, die nur auf 0,77 Prozent wachsen. In Deutschland stagniert der Marktanteil sogar bei 0,6 Prozent an den Neuzulassungen (vgl. Abbildung 2). Eine Sonderrolle nimmt das kleine Autoland Norwegen ein, das mit hohen direkten und indirekten Förderkulissen einen Marktanteil von 28 Prozent bei Elektrofahrzeugen erreicht.

Studienleiter Stefan Bratzel: „Die Elektromobilität leidet primär nicht an einem Nachfrage-, sondern an einem Technologieproblem. Gelöst werden muss das R.I.P.-Problemcluster Reichweite, Infrastruktur, Preis. Die reale Reichweite der E-Fahrzeuge muss auf mindestens 350-500 km erhöht und die im Wesentlichen durch die Batterien getriebenen Kosten gleichzeitig auf das Niveau von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor reduziert werden. Insbesondere fehlt es jedoch an einer ausreichend dichten Schnellladeinfrastruktur, um die E-Auto Nachfrage zu steigern, gerade auch in Deutschland. Hier wäre deutlich mehr staatliche Unterstützung sowie die Kooperation der Automobilindustrie sinnvoll.“

Für die nächsten 10-15 Jahre rechnet das CAM aufgrund der technologischer Anstrengungen der Hersteller und des zu erwartenden regulatorischen Umfelds mit einer deutlichen Steigerung der Marktdynamik. Danach werden die globalen Neuzulassungen von E-Autos im Jahr 2020 zwischen 2,5 Prozent (konservativ) und 5 Prozent (optimistisch) liegen, danach aber dynamisch steigen. Im Jahr 2025 wird im optimistischen Szenario mit rund 15 Prozent bzw. 14 Millionen jährlich neu zugelassenen Elektro-Pkw gerechnet. Diese könnten danach bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent bzw. 30 Mio. elektrisch angetriebenen Pkw zu steigen.

Elektromobilität im internationalen Vergleich - Anhang 1
Center of Automotive Management GmbH & Co. KG
Abbildung 2: Entwicklung der Marktanteile von Elektroautos (BEV, PHEV) in großen Automobilmärkten an den Neuzulassungen im 1. Halbjahr 2016/2015 Abbildung 2: Entwicklung der Marktanteile von Elektroautos (BEV, PHEV) in großen Automobilmärkten an den Neuzulassungen im 1. Halbjahr 2016/2015