Situation und Geschäftsaussichten der deutschen Automobilzulieferindustrie 2017

Eine Befragung des Managements der deutschen Automobilzulieferunternehmen

Studienleiter: Prof. Dr. Stefan Bratzel / Automobilzulieferindustrie im Aufwind: 72 Prozent der Zulieferer in Deutschland sehen „gute“ oder „sehr gute“ Geschäftsaussichten für das Jahr 2017. Nur leichte Eintrübung für 2018 erwartet


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Größere Automobilzulieferer blicken deutlich optimistischer in die Zukunft als klein- und mittelständische Unternehmen, die dem insgesamt steigenden Kostendruck deutlich stärker ausgesetzt sind.

Protektionismus und E-Mobilität sind für viele Zulieferer gefährlich. Für jeden vierten Automobilzulieferer wäre ein schneller und umfassender Umstieg auf E-Mobilität eine Bedrohung ihres Geschäfts.

Automobilzulieferunternehmen auf Wachstumskurs

Die deutsche Automobilzulieferindustrie hat abgelaufene Geschäftsjahr sehr erfolgreich abgeschlossen und blickt insgesamt mit großer Zuversicht in das aktuelle und nächste Jahr. Große Zulieferunternehmen beurteilen ihre Zukunftsaussichten dabei noch deutlich besser als kleinere Betriebe. Als eine große Bedrohung der Wirtschaftlichkeit für die Produktion in Mexiko werden Importzölle in die USA betrachtet. Das ergab eine aktuelle Befragung des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. In dem im dritten Jahr durchgeführten Online-Panel antworteten 161 leitende Manager von Automobilzulieferunternehmen in Deutschland zur aktuellen Geschäftslage und den Zukunftsaussichten der Branche.

Insgesamt finden die Rekordabsatzzahlen der globalen Automobilhersteller des letzten Jahres einen sehr positiven Niederschlag auf die Geschäfte der Automobilzulieferer. So wird die Geschäftslage aktuell noch besser beurteilt als in den Vorjahren: In 2017 beurteilen 72 Prozent der Zulieferunternehmen ihre Umsatzentwicklung als gut bzw. sehr gut, während dieser Wert in den Jahren 2015 und 2016 bei 65 Prozent lag. Für 2018 liegt die Erwartung wieder auf der leicht niedrigeren Höhe der Vorjahre (66 Prozent). Zuliefererunternehmen aus den Sektoren Metallverarbeitung und insbesondere Elektro beurteilen die Geschäftslage für 2017 und 2018 dabei weit überdurchschnittlich als sehr gut oder gut, während in den Feldern Maschinenbau, Gummi/Kunststoff bzw. Dienstleistungen die Geschäftssituation verhaltener eingeschätzt werden.

Das insgesamt sehr gute Geschäftsklima wirkt sich positiv auf die Beschäftigung aus. So konnten im zurückliegenden Jahr 63 Prozent der Zuliefererunternehmen das Beschäftigungsvolumen erhöhen, bei 29 Prozent war die Mitarbeiterzahl gleichbleibend, während nur 9 Prozent Rückgänge zu verzeichnen hatten. Große Zulieferbetriebe mit über 1.000 Mitarbeitern konnten ihre Mitarbeiterzahl mit rund 80 Prozent deutlich häufiger erhöhen als die kleineren Unternehmen (vgl. Abb. 1).

Internationalisierung und Protektionismus

Die deutsche Automobilzulieferbranche ist mit ihren Kernfunktionen und Stammbelegschaften in Deutschland noch stark verwurzelt, weist jedoch gleichzeitig auch eine hohen Grad an Internationalisierung auf: 74 Prozent der Zulieferer sind auch in anderen westeuropäischen Ländern aktiv, 49 Prozent in Osteuropa und 51% in China. Mögliche Strafzölle in den USA und Mexiko würden die deutschen Zulieferer stark betreffen und stellen eine Bedrohung der Wirtschaftlichkeit dar: 46 Prozent der befragten Zulieferer sind in den USA präsent und immerhin 33 Prozent bereits in Mexiko. Weitere 10 bzw. 12 Prozent haben ein Engagement in diesen Ländern angedacht. Dass die derzeit diskutierten Importzölle in die USA die Wirtschaftlichkeit der Produktion in Mexiko gefährden könnten, glaubt mit 63 Prozent die überwiegende Mehrheit der Befragten. Nur 18 Prozent glaubt das nicht (keine Angabe: 19%).

Die neue Regierung unter Präsident Trump zielt darauf durch protektionistische Maßnahmen die Wirtschaft in den USA zu stärken. Dass protektionistische Maßnahmen zu einer Stärkung der inländischen Produktion in den USA führen würden, glaubt jedoch nur 38 Prozent der befragten deutschen Zulieferer. Die Mehrheit (52%) geht davon aus, dass der Protektionismus nicht die heimische US-Produktion stärken wird.

Steigender Kostendruck und E-Mobilität

Die Automobilzulieferunternehmen sehen im steigenden Kostendruck zunehmend eine Existenzgefährdung ihrer Unternehmen. Demnach stimmen 46 Prozent der Automobilzulieferer der Aussage zu, dass ein weiter steigender Kostendruck durch die Automobilhersteller die Existenz des eigenen Unternehmens nachhaltig gefährdet (Vorjahr 43%), während 52 Prozent dem (eher) nicht zustimmen. Größere Unternehmen über 1.000 Mitarbeiter können dem Kostendruck dabei besser standhalten als kleinere Zulieferer und sehen sich weniger gefährdet. Die KMU leiden dagegen deutlich stärker unter einem steigenden Kostendruck. Besonders betroffen vom Kostendruck sehen sich Elektro- und Metallunternehmen, während die häufig mit komplexeren Produkten zuliefernden Maschinenbauer und Dienstleister weniger betroffen sind. Auch im Bereich Einkauf sehen die Zulieferer Gefahrenpotenzial. Knapp zwei Drittel der Unternehmen gibt an, dass der Einkauf ihres Hauptkunden rein „preisgetrieben“ ist und langfristig betrachtet zwangsläufig zu Qualitätsproblemen führen wird. Hier könnten zumindest zum Teil die Ursachen der seit Jahren hohen Rückrufzahlen bei sicherheitstechnischen Problemen liegen (vgl. CAM Rückrufstudie vom Januar).

Bedenklich stimmt, dass viele Zulieferunternehmen Zweifel hegen an der Vertrauensbasis zu ihren Kunden. Immerhin fast jedes zweite befragte Zulieferunternehmen (47%) glaubt nicht, dass ihre Kunden ein Interesse daran haben, dass ihr Unternehmen nachhaltig wirtschaften kann und die eigene Existenz gesichert ist. Nur 53 Prozent sind anderer Meinung.

Neue Technologien haben auch massive Auswirkungen auf das Geschäft der Automobilzulieferer. Immerhin mehr als jeder vierte befragte Zulieferer (26%) gibt an, dass ein schneller und umfassender Umstieg auf die Elektromobilität eine Bedrohung für ihr Unternehmen darstellt. 69 Prozent sehen sich dagegen in ihrem Geschäft nicht durch die E-Mobilität bedroht.

Situation und Geschäftsaussichten der deutschen Automobilzulieferindustrie 2017 - Anhang 1
Center of Automotive Management (CAM)