Zeit zum Umsteigen

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Zeit zum Umsteigen

Interview mit Landrat Thorsten Freudenberger über das Mobilitätskonzept des Landkreises Neu-Ulm, das derzeit erarbeitet wird

Als Konkretisierung seines Integrierten Klimaschutzkonzeptes von 2012 erarbeitet der Landkreis Neu-Ulm gerade ein Mobilitätskonzept. Dabei soll auch die Bevölkerung aktiv die Zielsetzungen und den Aktionsplan mitgestalten. Geplant sind dazu zwei Mobilitätswerkstätten, an denen alle interessierten Bürgerinnen und Bürger mitwirken können. Die erste Mobilitätswerkstatt wird am 21. November von 10 bis 15.30 Uhr im Rathaus Weißenhorn stattfinden.


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Im Hinblick darauf spricht Landrat Thorsten Freudenberger im Interview über Motivation, Ziele und mögliche Instrumente zur Reduzierung von Treibhausgasen im heimischen Verkehr.

Warum hat sich der Landkreis Neu-Ulm entschlossen, zusätzlich zu seinem bereits fertigen Klimaschutzkonzept ein Mobilitätskonzept zu entwickeln?

Freudenberger: Laut unserem Klimaschutzkonzept verursacht der Verkehr 36 Prozent aller Kohlendioxid-Emissionen im Landkreis Neu-Ulm – ein gewaltiger Brocken, den wir angehen müssen. Im Mobilitätskonzept steigen wir jetzt tiefer in das Thema ein. Derzeit ermitteln wir die Potenziale. Auf deren Basis wollen wir gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, Verbänden und Unternehmen Lösungen erarbeiten.

Was für Ziele verfolgt der Landkreis dabei?

Freudenberger: Im Zentrum steht die Reduktion von Treibhausgasen. Hier wollen wir gemeinsam mit den Akteuren auch zeitlich gestaffelte Zielwerte definieren. Realistisch sind diese aber nur, wenn wir die entsprechenden Maßnahmen zur Zielerreichung mitplanen, was wir im Rahmen des Konzepts im Beteiligungsprozess tun werden. Und neben dem Klimaschutz kommen da natürlich noch weitere Themen zum Tragen, wie die Steigerung der Lebensqualität im Landkreis durch sinnvolle Maßnahmen im Mobilitätsbereich.

Können Sie das verdeutlichen?

Freudenberger: Entscheidend scheint mir, dass wir es schaffen müssen, das Mobilitätsverhalten zu verändern. Damit steht und fällt der Erfolg unseres Mobilitätskonzepts. Konkret bedeutet das: mehr Schiene, weniger Straße; mehr Öffentlicher Personennahverkehr und weniger Individualverkehr; für Kurzstrecken mehr zu Fuß und mit dem Fahrrad, weniger mit dem Auto. Es ist Zeit zum Umdenken – und wortwörtlich zum Umsteigen.

Wie wollen Sie das erreichen?

Freudenberger: Wenn ich darauf schon eine oder mehrere treffsichere Antworten hätte, müssten wir uns keine Expertise von außen holen. Die Umwelt-Agentur „Green City Projekt“, die Prof.-Schaller-Umwelt-Consult-GmbH (PSU) und Prof. Dr. Ing. Gebhard Wulfhorst von der Technischen Universität München (TUM) beraten und begleiten uns. Von ihnen und vom Beteiligungsprozess erwarten wir uns sinnvolle und zielführende Handlungsempfehlungen. Wir fangen aber nicht bei null an. So haben wir die Bahn nach Weißenhorn reaktiviert und die Anbindung des ländlichen Raums durch ein neues Buskonzept und die Pfiffibusse verbessert. Seit 2012 haben wir unsere Ausgaben für den ÖPNV von 1,2 auf 2,5 Millionen Euro erhöht.

Sie haben den Beteiligungsprozess angesprochen. Wen haben Sie dabei im Auge?

Freudenberger: Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, zivilgesellschaftlichen Gruppen und Unternehmen sind eingeladen, ihren Bedarf und ihre Ideen einzubringen. Mit einem solchen Partizipationsmodell haben wir beim Klimaschutzkonzept gute Erfahrungen gemacht. Speziell wollen wir die Zielgruppe der jüngeren Menschen, sagen wir von 16 bis 40 Jahren, ansprechen. Ihre Generation wird hauptsächlich vom bereits nicht mehr abwendbaren Klimawandel und den Umsteuerungsmaßnahmen betroffen sein.

Wie wollen Sie die Jugend gewinnen?

Freudenberger: Wir setzen auf deren Interesse an dem Thema und auf zusätzliche Anreize. So laden wir Jugendgruppen und Studenten, die sich in den Mobilitätswerkstätten einbringen, im Frühjahr 2016 zu einem klimafreundlichen Ausflug in den Abenteuer-Kletterpark Tannenbühl ein. Wir fahren mit dem Zug von Neu-Ulm nach Memmingen. Vom dortigen Bahnhof aus geht es mit Pedelecs bis zum Kletterpark. Das wird sicher ein Erlebnis und ein großer Spaß!

Wann soll das Mobilitätskonzept stehen?

Freudenberger: Der Zeitplan sieht vor, dass das Konzept im April 2016 dem Kreistag zur Beratung und Verabschiedung vorgelegt wird. Danach geht’s aber erst richtig los, denn es darf nicht beim beschriebenen Papier bleiben; das Konzept muss auch in die Tat umgesetzt werden. Dementsprechend wird es neben konkreten Zielen einen auf diese abgestimmten Aktionsplan enthalten, mit dem wir direkt in die Umsetzung starten können.

Landkreis Neu-Ulm