30 Jahre BayernNetzNatur - landesweiter Biotopverbund feiert Jubiläum

Erfolgreiche Beispiele des Biotopverbundes in Unterfranken

Vor rund 30 Jahren hat das Bayerische Umweltministerium am Sallingbach im niederbayerischen Landkreis Kelheim das erste Projekt zur Realisierung eines bayernweiten Biotopverbunds gestartet. Es war die Geburtsstunde von BayernNetzNatur – einem Konzept, das sich seitdem in allen Regierungsbezirken etabliert hat.


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Mittlerweile ist ein landesweites Biotopverbundnetz aus über 400 BayernNetzNatur-Projekten geknüpft, davon fast 70 in Unterfranken.

Durch die Vernetzung wertvoller Biotope in ganz Bayern soll der Austausch zwischen den Tieren und Pflanzen gefördert und damit die biologische Vielfalt – die Vielfalt an Arten, Sorten und Lebensräumen – gesichert werden. Es sind vor allem Naturschutzbehörden, Naturschutzverbände und Landschaftspflegeverbände sowie Landkreise, Städte und Gemeinden, die die Projekte entwickeln; beteiligt sind darüber hinaus eine Vielzahl weiterer Institutionen und Gruppierungen, zum Beispiel auch die Land- und Forstwirtschaft.

Bei aller Vielfalt basieren die Projekte auf zwei gemeinsamen Grundprinzipien, die für den Erfolg ganz wesentlich sind: Freiwilligkeit und Kooperation. Freiwillige Maßnahmen werden dabei durch verschiedene staatliche Förderprogramme finanziell honoriert. Viele Lebensräume sind auf eine extensive Bewirtschaftung angewiesen, damit der Artenreichtum erhalten bleibt. Als positiver Nebeneffekt wird in den BayernNetzNatur-Projekten ein breites Sortiment an hochwertigen Produkten erwirtschaftet.

Eine aktuell aufgelegte Broschüre (Stand Dezember 2016) des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz informiert über „30 Jahre BayernNetzNatur“. Die Broschüre mit einzelnen Beispielen erfolgreicher Projekte für den landesweiten Biotopverbund kann ab sofort beim Bayerischen Umweltministerium bestellt oder über die Naturschutzbehörden bezogen werden. Darüber hinaus steht sie auf der Internetseite des Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz zum Herunterladen bereit.

Beispiele BayernNetzNatur aus den unterfränkischen Landkreisen

Ein gutes Beispiel zum BayernNetzNatur ist das in Stadt und Landkreis Aschaffenburg umgesetzte Streuobstprojekt „Schlaraffenburger“, welches sich um die Sanierung, Verjüngung und Bewirtschaftung regionaler Streuobstwiesen kümmert, fachspezifische Fortbildungen organisiert und unter dem etablierten Namen „Schlaraffenburger“ und Einbindung regionaler Keltereien eine breite Palette bio-zertifizierter Lebensmittel vermarktet. Das Angebot reicht von Tafelobst über Apfelschorle, Cidre und Apfelsecco bis zum erlesenen Walnussöl – und dient letztendlich auch dem Schutz von selten gewordenen Streuobstbewohnern wie Steinkauz und Wendehals. Neben der Stadt und dem Landkreis sind hier vor allem Landesbund für Vogelschutz und Landschaftspflegeverband aktiv.

Der Fokus der BayernNetzNatur-Projekte im Landkreis Würzburg liegt auf Trockenstandorten. Diese Lebensräume mit zahlreichen speziellen Tier- und Pflanzenarten wie Lothinger Lein, Zippammer und Segelfalter sind aufgrund des Strukturwandels in der Bewirtschaftung bayernweit sehr selten geworden. Im BayernNetzNatur-Projekt „Taubertal bei Röttingen“ werden die Magerrasen an den Hängen des Gollach- und Taubertals wieder gepflegt und die Bewirtschaftung umgebender Wiesen extensiviert. Steinriegel werden von Gehölzen freigestellt, um wärmeliebende Reptilien und Insekten zu fördern.

Im Landkreis Bad Kissingen widmet sich BayernNetzNatur der ganzen Bandbreite an Lebensräumen, die der Kreis zu bieten hat. Seit 2002 werden unter Federführung der unteren Naturschutzbehörde im Projekt „Xerothermverbund Fränkische Saale – Lauer“ wertvolle, orchideenreiche Halbtrockenrasen entbuscht und wieder traditionell mit Schafen beweidet. Unter Federführung des Bund Naturschutz und in Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaft ist im „Oberen Sinntal“ ein über 100 ha großer Auenkomplex entstanden, der ganzjährig mit Rindern beweidet wird. Der Forstbetrieb Hammelburg ist im Projekt „Feuerbachgrund“ aktiv, um die Durchgängigkeit des Baches sowie bachbegleitende Feucht- und Laubwälder wiederherzustellen.

Im Rahmen des Projekts „Südlicher Steigerwaldtrauf“ kümmert sich der Landschaftspflegeverband zusammen mit dem Landkreis Kitzingen um den Erhalt der kleinteiligen Kulturlandschaft mit ihren vielfältigen Lebensräumen durch traditionelle Nutzungsformen. Dazu zählen Mittelwaldbewirtschaftung sowie Schaf- und Ziegenbeweidung. Das „Bachmuschelprojekt Steigerwald“ wiederum hat die Erhaltung eines der größten Bestände dieser vom Aussterben bedrohten Muschelart in Bayern zum Ziel. Beide Projekte wurden mit EU-Mitteln im LIFEProjekt „Wälder.Wiesen.Wundervoll“ gefördert.

Auch im Landkreis Haßberge liegt der Fokus auf Wäldern, Fluss- und Bachauen. Der Landkreis ist Träger zahlreicher Projekte, wie „Haßbergtrauf und Maintalhänge zwischen Königsberg und Stettfeld“, „Nassachtal mit Seitentälern“ und dem „LIFE-Projekt Maintal zwischen Haßfurt und Eltmann“, welches unter anderem einer Vogelwelt mit herausragender Bedeutung dient: Hier leben Drosselrohrsänger, Zwergdommel und Blaukehlchen und rasten zahlreiche Zugvögel. Landkreisübergreifend läuft ein Projekt zum Schutz der artenreichen „Nieder- und Mittelwälder im Grabfeld“, die auch kulturhistorisch sehr wertvoll sind.

Im Landkreis Rhön-Grabfeld hat BayernNetzNatur eine lange Tradition: Bereits abgeschlossen ist das ursprünglich länderübergreifende Projekt zum „Biosphärenreservat Rhön“, das maßgeblich mit Bundesmitteln gefördert wurde und mit dem Naturschutzgebiet „Lange Rhön“ das größte Naturschutzgebiet außerhalb der Alpen mit Vorkommen von Birkhuhn, Bekassine und Wachtelkönig beinhaltet. Im Projekt „Nieder- und Mittelwälder im Grabfeld“ unterstützen drei unterfränkische Landkreise Rechtler und Waldbesitzer bei der Erhaltung dieser naturschutzfachlich so wertvollen Wälder. Im Projekt „Steinkauz im Grabfeld“ kümmert sich der Landschaftspflegeverband um eine in Bayern hoch bedrohte Vogelart.

Der Steinkauz steht auch im Landkreis Miltenberg im Fokus - und mit ihm der Erhalt von hochstämmigen Obstbaumbeständen und einer hohen Apfelsorten-Vielfalt. Motor des Projekts „Streuobstwiesen am Untermain“ ist allen voran der Landschaftspflegeverband in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Landwirten. Schwerpunkte weiterer Projekte sind der Erhalt alter Weinbergslagen im unteren Maintal, die Vernetzung bedrohter Sandlebensräume und der Erhalt von Feuchtwiesen mit Vorkommen von Hellem und Dunklem Wiesenknopf-Ameisenbläuling.

Ein erfolgreiches BayernNetzNatur-Projekt im Landkreis Schweinfurt ist die „Unkenbachaue im Grettstädter Reliktengebiet“ südöstlich von Schweinfurt. Auf geeigneten Standorten in der Unkenbachaue wurden Wuchsorte für Arten der Brenndolden- und Pfeifengraswiesen sowie der Sandmagerrasen wieder hergestellt und bestmöglich vernetzt. Durch Mahdgut-Übertragung, Anlage von Feuchtmulden und gezielte Biotoppflege haben sich so seit 1999 sehr hochwertige Biotope mit zahlreichen seltenen Pflanzenarten entwickelt.

In Main-Spessart sorgen BayernNetzNatur-Projekte für das Weiterbestehen des Mainfränkischen Erdseggen–Trockenrasens - einer Pflanzengesellschaft, die weltweit nur hier anzutreffen ist und mit Erdsegge und Küchenschelle sogar Eiszeit-Relikte beinhaltet. Im waldreichen Hochspessart arbeiten Naturschutzbehörden, der Naturpark Spessart, mehrere Forstbetriebe, der Landschaftspflegeverband und zahlreiche Landwirte erfolgreich zusammen, um die artenreichen Wiesentäler zu erhalten oder wiederherzustellen. Im Hafenlohrtal werden dabei sogar Wasserbüffel eingesetzt und produzieren so Bio-Fleisch für Feinschmecker.

30 Jahre BayernNetzNatur - landesweiter Biotopverbund feiert Jubiläum - Anhang 1
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