Ackerwildkräuter wiederentdecken und vermehren:

Naturpark stellt Ackerwildkraut-Projekt vor

Der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land wird am 10. August (Freitag) in Fürstenberg ein Schutzprojekt für Ackerwildkräuter vorstellen. Das Projekt will auf die Bedeutung von Ackerwildkräutern hinweisen.


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Sie haben phantasievolle Namen wie Lämmersalat, Acker-Krummhals und Kleiner Pippau, werden aber allzu oft stiefmütterlich behandelt. Denn meistens werden Ackerwildkräuter nur als „Unkraut“ wahrgenommen, weil sie Kulturpflanzen in Gärten und auf Äckern bedrängen.

Die Folgen der „Unkraut“-Bekämpfung können verheerend sein, wie der Artenverlust in der Feldflur zeigt. Gemäß der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt der Bundesregierung wird eine Trendwende hin zu einer höheren Vielfalt heimischer Arten durch ein Miteinander von Nutz- und Begleitarten auch auf Ackerflächen angestrebt. Im Naturpark stellt die Landwirtschaft neben der Forstwirtschaft eine der größten Flächennutzungen (160 Quadratkilometer) dar - dies entspricht einem Anteil von 23 Prozent an der Gesamtfläche des Naturparks.

Vom Rheinland nach Brandenburg

Das große Potenzial, das im Naturpark für den Schutz gefährdeter Ackerwildkräuter vorhanden ist, soll mit dem Projekt verstärkt erkundet und entwickelt werden. Hierzu kommt Unterstützung aus dem Rheinland: „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“ –so der Name eines Projektes zum Schutz gefährdeter Ackerwildkräuter der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. Die Stiftung unterstützt Landwirte und Naturschutzorganisationen mit einer bundesweiten Initiative bei Erhalt, Vermehrung und Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern. Nach dem Rheinland (NRW), Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt ist Brandenburg nun die fünfte Region, in der das Projektkonzept der Stiftung gemeinsam mit regionalen Partnern umgesetzt wird.

Biohof wird Wildkrautparadies

In Brandenburg begeistert sich Frank Rumpe vom Biohof Kepos in Altglobsow für den Gedanken, gemeinsam mit der Stiftung eine vielfältige regionale Ackerflora mit seltenen Wildkräutern auf seinen Flächen für die nachkommenden Generationen zu erhalten. Fachliche Unterstützung bei diesem Vorhaben erhält er von der Verwaltung des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land, in dem Rumpe Flächen ökologisch bewirtschaftet.

Sammlung

Der im Projekt „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“ erprobte Dreischritt aus Sammlung, Vermehrung und Wiederansiedlung zur Rettung der gefährdeten Arten soll auch in Brandenburg zum Einsatz kommen: Die Samen von seltenen Ackerwildkräutern werden im Sommer auf Spenderflächen in der Region von kundigen Botanikern gesammelt, ohne die Restvorkommen zu beeinträchtigen. Dieser Schritt wird im Rahmen des Pressegesprächs mit allen Projektpartnern ganz praktisch im Feld vor Ort demonstriert.

Vermehrung und Wiederansiedlung

Frank Rumpe wird für die gesammelten Arten auf seinem Hof Vermehrungsbeete anlegen, die erstmals im Herbst 2018 eingesät und von einer gärtnerischen Fachkraft sachkundig betreut werden. Das so gewonnene Saatgut wird in den Folgejahren auf den Äckern des Biohofes ausgebracht. Hier sollen sich die Arten in den folgenden Jahren selbst vermehren und zu einem vielfältigen Ackerlebensraum beitragen, der auch Nützlinge wie Bestäuber oder hilfreiche Bodenorganismen fördert.

Traditioneller Ackerbau: Wellness für Sensibelchen des Ackers

Ein langfristiges Überleben der Wildkräuter ist an eine traditionelle Bewirtschaftung der Äcker gebunden. Dazu gehören Bodenbearbeitung mit dem Pflug, ein hoher Getreideanteil in der Fruchtfolge, geringe Saatdichten, Verzicht auf Unkrautbekämpfung und mineralische Düngung sowie im Idealfall eine späte Bodenbearbeitung nach der Ernte. An diese Bedingungen sind die konkurrenzschwachen Arten in ihrem Lebenszyklus und ihren Bedürfnissen angepasst.

Ackerwildkräuter im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land gestern und heute

Herrmann Winter (1870 „Flora von Menz“) und Wolfgang Fischer (1964 „Flora des Ruppiner Landes“) haben für das Gebiet des heutigen Naturparks Stechlin-Ruppiner Land die Flora der Ackerwildkräuter aufgenommen. Durch ihre Werke sind der einstige Artenreichtum der Ackerstandorte und viele Ackerkräutervorkommen wie Ackerröte, Gezähntes Rapünzchen und Rundblättriges Hasenohr überliefert. So wuchsen noch in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts Ackerwildkräuter auf fast der gesamten Ackerfläche, während sie heute nur noch auf knapp fünf Prozent der Flächen zu finden sind. Die Zahl der Pflanzenarten ging im Ackerland im Inneren der Felder um 71 Prozent zurück. Die Häufigkeit der einzelnen Pflanzenarten ist in ähnlichem Ausmaß rückläufig. Die regionale Umsetzung des Projektes „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“ in Brandenburg soll dazu beitragen, diesen Trend in den kommenden Jahren zumindest im Naturpark zu stoppen.

Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft (MLUL) direkter Link zum Artikel