Alles im Fluss an der Emscher

© Gabi Lyko/EGLV
© Gabi Lyko/EGLV

Rund 350 Kilometer an Gewässerlandschaften gehören zum Emscher-System

Seit 125 Jahren bewirtschaftet die Emschergenossenschaft die Flüsse und Bäche im Herzen des Ruhrgebietes, das eigentlich auch gut Emscher-Gebiet heißen könnte.


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Die Emscher, der zentrale Strom der Region, ist ihr wohl wandlungsreichstes Gewässer – begradigt und als Schmutzwasserlauf missbraucht galt sie über Jahrzehnte hinweg als schmutzigster Fluss Europas. Seit dem Ende des Generationenprojektes Emscher-Umbau (1992-2021) ist die Emscher vollständig vom Abwasser befreit. Auch die Nebenläufe, bis auf die Berne in Essen, transportieren schon lange keine Schmutzfracht mehr. Vielerorts wird bereits an der Renaturierung der insgesamt rund 350 Kilometer langen Gewässer gearbeitet, mehr als 170 Kilometer an Flusslandschaften sind schon naturnah umgestaltet. Dennoch fließen die meisten Zuläufe der Emscher im Schatten der Fluss-Prominenz. Die Emschergenossenschaft stellt die zahlreichen Bäche vor, die ein ähnliches Schicksal ereilte. Und tatsächlich hat jede Stadt an der Emscher mindestens ein ganz besonderes Gewässer…

Holzwickede

Holzwickede ist die Emscherquellgemeinde – hier hat die Emscher ihren Ursprung. Das Besondere an der Quell-Emscher: Die ersten Kilometer ab der Quelle blieben stets frei vom Abwasser. Entsprechend mussten für den Emscher-Umbau nur ein Kilometer Kanalrohre in Holzwickede verlegt werden. Der Emscher-Umbau konzentrierte sich in Holzwickede primär auf den Gemeindepark, wo die Emschergenossenschaft von 2009 bis 2010 die Emscher entschlammte und ökologisch verbesserte. Rund eine Million Euro investierte der Wasserwirtschaftsverband in die Aufwertung des Parks.

Dortmund

Der Hörder Bach im Bereich des Phoenix Sees in Dortmund wurde 1920 gemeinsam mit der Emscher verrohrt – und floss über 90 Jahre hinweg versteckt im Dortmunder Untergrund. Hintergrund der Verrohrung beider Gewässer war der Bau neuer Gebäude auf dem Gelände des Stahl- und Eisenwerks "Hermannshütte". Das Werk wurde 2001 stillgelegt. 2010 wurde der Hörder Bach schließlich im Rahmen der Offenlegung der Emscher und der Anlegung des Phoenix Sees auf dem ehemaligen Werksgelände durch die Emschergenossenschaft zurück ans Tageslicht geholt und geflutet. Der in einem Gewässertrog geführte Bach wird aus dem Marksbach und dem Lohbach gespeist und mündet östlich der Faßstraße auf dem Phoenix Gelände in die neue Emscher. Beim Umbau des Hörder Bachs wurden außerdem archäologische Strukturen einer ehemaligen Burgkapelle gefunden, die zur Hörder Burg – eine Wasserburg in der Nähe der Emscher – gehörte.

Castrop-Rauxel

Wer Emscher und Castrop-Rauxel hört, denkt schnell an den Natur- und Wasser-Erlebnis-Park an der Stadtgrenze zu Recklinghausen. Übersehen wird dabei jedoch der Deininghauser Bach, der durch das Stadtgebiet fließt. Die Umgestaltung des Oberlaufs war eines der ersten Projekte des Emscher-Umbaus: Dort wurde der Deininghauser Bach bereits 1996 umgestaltet. Schon 13 Jahre später hatte sich hier ein funktionierendes Ökosystem etabliert, in dem Tiere und Pflanzen einen neuen Lebensraum gefunden haben. Die Umgestaltung für den Mittel- und Unterlauf des Gewässers folgte dann ab 2009 mit zwei neuen Herausforderungen: Im Bereich der Schulstraße, zwischen Bahnhof- und Kunostraße, erhielt der Bach einen oberirdischen Verlauf – denn auch der Deininghauser Bach wurde während der technischen Regulierung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verrohrt. Der Bach fließt inmitten des dicht besiedelten Innenstadtbereiches in Castrop-Rauxel und wurde zu einem hochwertigen Stadtgewässer umgebaut.

Recklinghausen

Durch die enge Bebauung am Hellbach und Breuskes Mühlenbach in Recklinghausen hat der Umbau der Gewässer hier besonders viel Staub aufgewirbelt – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch die Anstrengungen haben sich gelohnt: Heute erinnert nichts mehr an die Vergangenheit der beiden Flüsse als Schmutzwasserläufe, da nun die naturnahen Gewässerlandschaften dominieren.

Im Gegensatz dazu gingen die Arbeiten am Suderwicher Bach eher unauffällig vonstatten. Das Gewässer ist ein zentraler Bestandteil des Natur- und Wasser-Erlebnis-Parks an der Stadtgrenze Recklinghausen/Castrop-Rauxel. In einem Blauen Klassenzimmer – einem Freiluftlernort direkt am Suderwicher Bach – können Kinder und Jugendliche den Bach und seine "Bewohner*innen" selbstständig erkunden. Während das Gewässer heute mäandrierend über eine völlig neu angelegte Mündungstrasse in die ebenfalls renaturierte Emscher gleitet, sind das alte Mündungsbett mitsamt der trist-grauen Betonsohlschalen und das Absturzbauwerk als Denkmäler weiterhin im Park zu sehen. Nach der Fertigstellung erhielt der Park prominente Aufmerksamkeit: Sowohl Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als auch Bundeskanzler Olaf Scholz besuchten bereits die neue Naherholungsoase.

Der Bau des Natur- und Wasser-Erlebnis-Parks wurde gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.

Herne

In Herne hat die Emschergenossenschaft dem früher in weiten Teilen verrohrten Ostbach ein neues Bett geschenkt. Durch den Umbau wurde auch die Bachmündung verlegt: Floss der Ostbach einst direkt in die Emscher, mündet er heute in den Sodinger Bach. Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen der umliegenden Kitas und Schulen plante und baute die Emschergenossenschaft außerdem ein Blaues Klassenzimmer. Hier kann der Ostbach hautnah kennengelernt werden: Ausgestattet mit Keschern und Becherlupen können die Kinder und Jugendlichen bis an das Gewässer gehen und seine pflanzlichen sowie tierischen "Bewohner*innen" erforschen. So lernen sie zum Beispiel welche Tiere oder Pflanzen für eine gute Gewässerqualität stehen oder können gemeinsam diskutieren, warum es wichtig ist, Bäche und Flüsse zurück an die Oberfläche zu holen.

Herten

In Herten wurde jüngst an der Mündung des Schellenbruchgrabens in die Emscher eine neue Brücke an der Unterführung der Ewaldstraße gebaut. Der Abschnitt gehört zur neu entstandenen Emscher-Promenade von Herten über Herne und Recklinghausen bis nach Castrop-Rauxel: Hier können Fahrradfahrende und Fußgänger*innen nun gemütlich die neue Emscher kennenlernen und ihre anstehende Renaturierung Stück für Stück miterleben. Dafür wurden insgesamt 25 Aufenthaltsorte geschaffen: Pferdeskulpturen erinnern an die Emscherbrücher Dickköppe – eine Wildpferdeart, die einst in der Emscher-Region lebte; kleine Rastplätze laden zur Entspannung im Grünen ein, auf sogenannten "Emscher-Balkonen" lässt sich der Fluss aus der Nähe beobachten und Kinder können sich auf den Spielplätzen austoben. Noch vor wenigen Jahren wäre eine so ausgelassene Erkundung der Emscher kaum möglich gewesen – umso schöner ist es, dass die Promenade den Fluss nun besonders erlebbar macht.

Genauso wie der Bau des Natur- und Wasser-Erlebnis-Parks in Castrop-Rauxel/Recklinghausen wurde auch die Emscher-Promenade aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Bochum

Bochum ist die Stadt, in der 1899 – vor 125 Jahren – das Gründungstreffen der Emschergenossenschaft stattfand. Skurrilerweise jedoch fließt ausgerechnet durch Bochum kein einziger Flussmeter der Emscher, dafür aber eine ganze Menge an Nebenbächen: Dazu gehören zum Beispiel der Goldhammer Bach, der Dorneburger Mühlenbach, der Hofsteder Bach, der Marbach, der Hüller Bach, der Ahrbach, der Kabeisemannsbach, der Leither Bach und der Wattenscheider Bach. An letzterem Gewässer, an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen, baut der Wasserwirtschaftsverband an einem weiteren Infrastrukturprojekt mit – dem Radschnellweg 1 (RS1). Die Baustraße für die bereits 2021 abgeschlossenen Kanalarbeiten sowie für die derzeitige Renaturierung des Wattenscheider Bachs wird nach Beendigung der Maßnahmen zum RS1 umfunktioniert.

Gelsenkirchen

Durch Gelsenkirchen fließt ein Großteil des längsten Nebensystems der Emscher: der Hüller Bach. Seinen Ursprung hat er in Bochum, wo er vom Hofsteder Bach und vom Marbach gespeist wird und in etwa acht Kilometern bis zu seiner Mündung in die Emscher in Gelsenkirchen-Bismarck fließt. Entlang des Flusslaufs, in der Nähe des Zoos, verbirgt sich unterirdisch ein ganz besonderes Bauwerk: Es vereint drei Stauraumkanäle, zwei Regenwasserbehandlungsanlagen sowie drei Pumpwerke. Im Zuge des Emscher-Umbaus ist parallel zum Hüller Bach ein unterirdischer Zwilling entstanden, der Abwasserkanal Hüller Bach. Er hat mehrere seitliche Zuläufe: einen Kanal vom Pumpwerk Gelsenkirchen-Kleine Emscher und sowohl einen Regen- als auch einen Mischwasserkanal vom Pumpwerk Herne-Unser Fritz. Mit Ausnahme des Regenwasserkanals münden all diese Kanäle in dem speziellen Bauwerk in der Nähe der Grimbergstraße südlich der ZOOM Erlebniswelt. Ebenfalls kommen die Zuleitungen der drei Stauraumkanäle Gelsenkirchen-Hüller Bach, Gelsenkirchen-Kleine Emscher sowie Herne-Unser Fritz in der Anlage an. Die Pumpwerke in diesem speziellen Bauwerk pumpen das nicht-klärpflichtige Wasser aus den Stauraumkanälen und aus dem Regenwasserkanal in den seit Ende 2021 abwasserfreien Hüller Bach, während das Abwasser aus den Stauraum- und Abwasserkanälen in den großen Abwasserkanal Emscher geleitet werden. Von dort aus wird das Schmutzwasser nach Bottrop und Dinslaken befördert, wo es in den Kläranlagen jeweils auf hohem technischen Niveau gereinigt wird.

Essen

Im Essener Süden entspringt die Berne – das größte Nebenfluss-System auf Essener Stadtgebiet.  Wer nach der Quelle sucht, wird jedoch nicht fündig: Auf ihren ersten Kilometern fließt die Berne ab dem Südviertel verrohrt unter der Essener Innenstadt lang, bis sie nördlich der Innenstadt an der Grillostraße das Tageslicht erblickt.  Einziger Hinweis auf die eigentliche Quelle des Nebenarms gibt der Straßenname "Am Bernewäldchen" direkt hinter der Hauptverwaltung der Emschergenossenschaft. Die Berne fließt bis ins Bottroper Stadtgebiet und ist übrigens als einziger Emscher-Nebenlauf noch nicht abwasserfrei. Der Grund: die Wasserralle. Die seltene Vogelart wurde im Berne-System am Borbecker Mühlenbach an der Stadtgrenze zu Mülheim an der Ruhr gesichtet. Zum Schutz des Tieres musste die Wasserralle umgesiedelt werden, was die Bauarbeiten um fünf (!) Jahre verzögerte.

Wenn die Berne aber noch Abwasser führt, wie kann es sein, dass die Emscher vollständig abwasserfrei ist? Ganz einfach: Die Lösung ist ein Provisorium, welches das Abwasser auf Höhe des Sulterkamps in Essen-Bergeborbeck direkt in den dort bereits bestehenden unterirdischen Berne-Abwasserkanal leitet.

Übrigens: Auf den letzten Metern der Berne bis zu ihrer Mündung in die Emscher in Bottrop-Ebel werden die Betonsohlschalen im Gewässer auch in Zukunft erhalten bleiben – als Denkmal für die einstigen "Köttelbecken".

Bottrop/Gladbeck

Bottrop und Gladbeck haben ein Emscher-Nebengewässer gemeinsam: die Boye. Wie ein "Grenzfluss" schlängelt sich die Boye an der Stadtgrenze von Bottrop und Gladbeck entlang. Innerhalb von fünf Jahren (2018 bis 2023) verwandelte die Emschergenossenschaft die Boye in ein lebendiges Gewässer. Dem Ufer wurde über die Fluss-Revitalisierung hinaus ebenfalls neues Leben eingehaucht: Hier sind in der Umbauphase neue Fuß- und Radwege entstanden und durch den Neubau maroder Brücken wurde die Nahmobilitäts-Infrastruktur weiter ausgebaut.

Außerdem hat der Fluss zur Erhaltung einer regionalen Fischart beigetragen: In einem nicht als Schmutzwasserlauf genutzten Abschnitt des Flusses beherbergte sie über Jahrzehnte die Emscher-Groppe, die so die technische Regulierung des Emscher-Systems überlebte und mittlerweile wieder in mehreren renaturierten Gewässern in der Region angesiedelt werden konnte.

Mülheim an der Ruhr

Rund 600 Meter des Borbecker Mühlenbachs machen auch Mülheim an der Ruhr zu einer Emscher-Stadt! Das Gewässer fließt an der Stadtgrenze zu Essen-Frohnhausen, nördlich der A40, über Mülheimer Stadtgebiet. Dort hat die Emschergenossenschaft in den vergangenen Jahren zudem ein unterirdisches Regenüberlaufbecken (RÜB) gebaut. Es hat ein Fassungsvermögen von 14.784 Kubikmeter und dient der Trennung von weitestgehend sauberem Regenwasser und schmutzigem Abwasser. In einem RÜB wird bei starken Niederschlägen das Mischwasser zunächst angestaut und beruhigt. Dabei kommt das physikalische Gesetz der Schwerkraft zum Tragen: Die schwereren Schmutzsedimente setzen sich nach unten ab und können gedrosselt durch eine Ableitung in den Abwasserkanal und anschließend zur Kläranlage transportiert werden.

Das oben schwimmende, weitestgehend saubere und nicht-klärpflichtige Regenwasser dagegen kann nach Erreichen einer bestimmten Menge und Höhe über eine sogenannte Entlastungsschwelle ins Gewässer "überlaufen". Mit Hilfe dieser sogenannten Regenwasserbehandlungsanlagen erhalten die Gewässer also weitestgehend sauberes Wasser, während die Abwasserkanäle und insbesondere die Kläranlagen entlastet werden. Das ist nicht nur ökologisch äußerst sinnvoll, sondern auch ökonomisch – denn die Abwasserkanäle müssen nicht durchgängig übergroß dimensioniert werden, was die Baukosten erheblich senkt! Zudem gehört sauberes Regenwasser ins Gewässer und nicht in die Kläranlage, wo es unnötigerweise noch einmal für viel Geld gereinigt würde.

Auf der Fläche am Frohnhauser Weg in Mülheim, wo das RÜB entstanden ist, siedelte zuvor die seltene Wasserralle. Für sie hatte die Emschergenossenschaft eigens ein Ersatzbiotop im Winkhauser Bachtal, ebenfalls auf Mülheimer Stadtgebiet, geschaffen. Durch diese Maßnahmen ergab sich seinerzeit eine Bauverzögerung von fünf Jahren.

Oberhausen

Ende der 1980er-Jahre wurde der Oberlauf des Läppkes Mühlenbachs in Oberhausen bereits als Pilotprojekt im Vorfeld des Emscher-Umbaus umgestaltet. Parallel zum ökologisch verbesserten Gewässer kann heute an der Stadtgrenze zu Essen-Frintrop (Unterstraße) sogar noch ein begehbares Anschauungsstück mit Betonsohlschalen besichtigt werden – quasi als Gegensatz zum renaturierten Bach. Die Umgestaltung des kompletten Bachlaufs dauert übrigens bis heute an: Denn noch fließen einige Abschnitte des Bachs weiterhin in unterirdischen Rohren. Zwar hat die Emschergenossenschaft dem Gewässer bereits ein neues, natürlicheres Bett vorbereitet, jedoch konnte es bislang noch nicht geflutet werden. Ganz aktuell werden die letzten seitlichen Anschlüsse der städtischen Kanäle an den Abwasserkanal der Emschergenossenschaft erstellt. Mitte 2025 sollen diese Arbeiten fertiggestellt und der Läppkes Mühlenbach im Anschluss durch seine neugestaltete Auenlandschaft fließen.

Duisburg

In ihrem ursprünglichen Verlauf mündete die Emscher in Duisburg-Alsum in den Rhein. Während die Emscher ein bereits geringes Gefälle hat, wurde die Situation durch bergbaubedingte Bodensenkungen verstärkt. Die Lösung: eine Verlegung der Mündung nach Norden. Ab 1910 floss die Emscher vorerst in Duisburg-Walsum in den Rhein. Der ursprüngliche Verlauf der Emscher wurde vom neuen Hauptlauf getrennt, der Altarm ist heute als Alte Emscher in Duisburg bekannt. 1949 folgte die zweite Verlegung nach Dinslaken, durch welche in Duisburg die Kleine Emscher entstand. Auffällig ist die rote Färbung der Kleinen Emscher, die durch einen erhöhten Eisengehalt im Wasser zustande kommt. Sowohl die Alte Emscher als auch die Kleine Emscher sind jedoch vollständig vom Schmutzwasser befreit und vollständig renaturiert worden. Im Bereich des Landschaftsparks Duisburg-Nord ist die Alte Emscher seit 2016 ganz offiziell sogar ein Fischereigewässer!

Dinslaken/Voerde

Dinslaken gehört erst seit der zweiten Mündungsverlegung 1949 zu den Emscher-Kommunen. Hier stürzte noch bis Ende 2022 das Wasser über ein sperriges Betonbauwerk in den Rhein. Damit war im November 2022 mit der dritten Mündungsverlegung um knapp 500 Meter in Richtung Norden Schluss: Heute gleitet des Fluss in einem großzügigen, natürlich gestalteten Delta an der Grenze zwischen Dinslaken und Voerde in den Rhein – und somit ist auch Voerde seit 2022 Teil der Emscher-Kommunen. Im Vergleich zum alten Absturzbauwerk am Stapp bietet die neue Mündung einen neuen Lebensraum für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten: Zum Beispiel können Fische vom Rhein in den Mündungsbereich der Emscher schwimmen, da ihnen kein bauliches Hindernis mehr im Weg steht und entlang des Ufers können Gräser und Sträucher wachsen, die wiederum als Verstecke oder Rückzugsorte für kleine Insekten dienen.

Die vielen Nebenläufe im Emscher-System – sie sind nicht weniger spannend als der Hauptfluss, und das will im Fall der Emscher schon etwas heißen!

125 Jahre Emschergenossenschaft

Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de

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