Artenvielfalt erhalten, bedrohte Tiere schützen

17. Artenschutzkonferenz

Der Handel mit Berberaffen und Elfenbein bleibt verboten. Schuppentiere unterliegen künftig dem höchsten Schutz. Dies hat die 17. Welt-Artenschutzkonferenz beschlossen. "Die Ergebnisse von Johannesburg sind gute Nachrichten für viele bedrohte Arten," bilanzierte Bundesumweltministerin Hendricks.


Voller Zugriff auf den Tagesanzeiger – Registrieren Sie sich jetzt kostenlos!

Um den vollständigen Artikel im Tagesanzeiger zu lesen, melden Sie sich bitte in Ihrem Themennetzwerke®-Konto an. Die Registrierung bei Themennetzwerke® ist kostenlos und ermöglicht Ihnen den vollständigen Zugang zum Tagesanzeiger und vielem mehr.

Falls Sie den Tagesanzeiger bereits auf kommunalwirtschaft.eu abonniert hatten und davor keinen Themennetzwerke® Account registriert hatten, dann klicken Sie auf den folgenden Link, um Ihr Passwort zu Ihrer bereits registrierten E-Mail-Adresse hinzuzufügen: Passwort für kommunalwirtschaft.eu Abonnenten hinzufügen

Jetzt einloggen Kostenlos registrieren
Jäger und Wilderer haben es auf seltene Pflanzen und Tiere abgesehen. Sie schlachten Nashörner und töten Löwen, verkaufen sie als Delikatesse oder als Medizin. Dem schiebt die Welt-Artenschutzkonferenz mit ihren Beschlüssen einen Riegel vor.

Auf Vorschlag Deutschlands wird nun die Ausfuhr von Jagdtrophäen stark eingeschränkt. Sie darf nur noch erfolgen, wenn die Jagd legal ist und sich nicht negativ auf den Bestand der Population auswirkt.

"Die Staatengemeinschaft ist im Kampf gegen das Artensterben einen großen und wichtigen Schritt vorangekommen", sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Cites-Generalsekretär John Scanlon bezeichnete die Konferenz als weichenstellend. Er sprach von einer Trendwende hin zum Schutz der am meisten gefährdeten Arten.

Die Welt-Artenschutzkonferenz in Südafrika findet auf der Grundlage des Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites) statt, das 1973 ausgehandelt wurde und 1975 in Kraft trat. Es regelt den weltweiten Handel mit wild lebenden Tier und Pflanzenarten. Die Zusammenkunft in Johannesburg ist laut Cites-Generalsekretär John Scanlon die größte seit 43 Jahren: Mehr als 2500 Vertreter der 183 Mitgliedsländer des Washingtoner Artenschutzabkommens verhandelten fast zwei Wochen lang in Johannesburg.

Handel mit Tropenhölzern

Tropenholz ist beliebt. Fenster und Türen sind besonders wetterfest. Gartenmöbel finden weltweit Abnehmer. Zu den Hauptabnehmern zählen neben China auch die USA und die EU. Auch für den Handel mit Tropenhölzern gelten künftig strengere Bestimmungen.

Für rund 300 Palisander- und Rosenholzarten sowie die sogenannten Bubingas – seltene Riesenbäume in zentralafrikanischen Regenwäldern – wird der Handel eingeschränkt. Das schützt die Artenvielfalt der tropischen Wälder insgesamt.

Wilderei

Ob die Regeln von Cites bedrohte Tiere vorm Aussterben bewahren, hängt vor allem davon ab, ob die Staaten überwachen, was gejagt, was ex- und importiert wird. Nur wo Wilderer und Schmuggler verfolgt und bestraft werden, bringen Artenschutzabkommen etwas.

"Jetzt kommt es darauf an, unsere gemeinsamen Anstrengungen im Kampf gegen Wilderei und illegalen Artenhandel auszubauen", erklärte Hendricks.

Schuppentiere

Bei Gefahr rollen sie sich einer Kugel zusammen und sind bedeckt mit scharfkantigen Schuppen. Viel hilft ihnen das nicht. "Schuppentiere sind die am häufigsten gehandelten Säugetiere der Welt", sagt Candy Waterman von der Spezialistengruppe Schuppentier bei der Umweltorganisation International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN).

Etwa 100.000 Tiere würden pro Jahr über die Grenzen gebracht. Ob in China, Südostasien, Indien oder Afrika: Sie werden gegessen. Vor allem in China werden die Schuppen als Medizin verwendet. Bis zu 500 Dollar würden dort für ein Kilo bezahlt.

Elfenbein

Mit Elfenbein soll künftig auch innerhalb von Staaten nicht mehr gehandelt werden dürfen. "Wir alle haben gemeinsam dem Elfenbeinhandel eine klare Absage erteilt", betonte Hendricks.

Schmugglerfunde zeigen immer wieder, wie wichtig solche Beschlüsse sind. Im September wurden bei je einem Fund in Potsdam und Rheinland-Pfalz insgesamt 1,2 Tonnen Elfenbein unter anderem zu Schmuckdosen und Salatbestecken verarbeitetes Elfenbein gefunden.

Nach Angaben der Weltnaturschutzunion ist die Zahl der afrikanischen Elefanten auf 415.000 zurückgegangen. Das sind 110.000 weniger als noch vor zehn Jahren.

Nashorn

Auch Swasilands Antrag, erstmals seit 1977 den Handel mit Rhino-Horn zu erlauben, ist gescheitert. "Die Wilderei für den Handel mit Rhino-Horn als Statussymbol und Wunderheilmittel bedroht die letzten Nashörner" erklärte Daniela Freyer von Pro Wildlife. Mit Schwarzmarktpreisen von 60.000 US-Dollar pro Kilo sei das Horn der bereits extrem dezimierten Tiere mehr wert als Gold.

Löwen

Der kommerzielle Handel mit Skelett-Teilen oder Knochen von in freier Wildbahn lebender Löwen ist künftig verboten. Länder mit Löwenpopulationen verpflichten sich, eine gemeinsame Strategie zu deren Schutz zu vereinbaren. Die Ausfuhr von Produkten gezüchteter Tiere bleibt allerdings erlaubt.

"Der Ausbeutung von Löwen in afrikanischen Zucht- und Jagdfarmen ist leider kein Riegel vorgeschoben worden", sagte Freyer. Der Handel mit Löwenknochen sei enorm angestiegen. In der traditionellen asiatischen Medizin würden diese als Ersatz für Tigerknochen eingesetzt.

Graupapageien

Auch Graupapageien dürfen künftig nicht mehr gehandelt werden. "Das Handelsverbot wird es Strafverfolgungsorganen erleichtern, gegen Wilderer und Schmuggler vorzugehen", erklärte Experte Colman O’Criodern in Johannesburg.

Seit 1975 seien mehr als eine Million Graupapageien gefangen und exportiert werden. Die Dunkelziffer sei jedoch weit höher, da viele Tiere noch vor dem Export stürben oder viele geschmuggelte Tiere gar nicht erst in den offiziellen Statistiken auftauchten, liegt nach Angaben des Internationalen Tierschutzfonds (IFAW) bei bis zu 3,2 Millionen. Etwa 40 bis 50 Prozent stirbt beim Transport.

Reptilien

Für seltene und endemische Kriechtiere wurden Handelsbeschränkungen, zum Teil sogar Handelsverbote beschlossen. Über 60 Reptilien und sechs Amphibien, die durch die Nachfrage von Liebhabern stark gefährdet sind, konnten neu in das Artenschutzabkommen aufgenommen werden.

Ein weltweites Verbot gilt für fünf seltene Alligator-Baumschleichen aus Guatemala, den türkisblauen Zwerggecko aus Tansania, den Psychedelischen Gecko aus Vietnam  und die Krokodilschwanzechse, die in China und Vietnam beheimatet ist.

"Nie zuvor wurden so viele verschiedene Reptilien, die für den europäischen Heimtierhandel geplündert werden, unter Schutz gestellt", betonte Sandra Altner von Pro Worldlife in Johannesburg. Oft seien die Käufer EU-Bürger. Die Szene treffe sich auf Reptilienbörsen.

Alle von der Welt-Artenschutzkonferenz beschlossenen Änderungen treten 90 Tage nach Ende der Konferenz in Kraft. So lange haben betroffene Mitgliedstaaten die Möglichkeit, einen so genannten Vorbehalt gegen Entscheidungen einzulegen. Die nächste Welt-Artenschutzkonferenz soll 2019 in Sri Lanka stattfinden.

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung direkter Link zum Artikel