Borkenkäfersaison beginnt

Brutbild der (hier gemeinsam auftretenden) Fichten-Borkenkäfer Buchdrucker und Kupferstecher
Brutbild der (hier gemeinsam auftretenden) Fichten-Borkenkäfer Buchdrucker und Kupferstecher

Landratsamt Rastatt: Der Buchdrucker und der Kupferstecher, zwei der wenigen zur Massenvermehrung neigende Borkenkäfer in unseren Wäldern, entwickeln neue Lebensgeister

Temperaturen über zwanzig Grad animieren die im Waldboden oder unter der Rinde überwinternden Käfer zu neuen Aktivitäten. In den vergangenen Jahren waren die Witterungsverhältnisse günstig, es ist deshalb von einem hohen Frühjahrsbestand auszugehen, der in der aktuellen Wärmeperiode zu einem spürbaren Schwärmflug führt.


Voller Zugriff auf den Tagesanzeiger – Registrieren Sie sich jetzt kostenlos!

Um den vollständigen Artikel im Tagesanzeiger zu lesen, melden Sie sich bitte in Ihrem Themennetzwerke®-Konto an. Die Registrierung bei Themennetzwerke® ist kostenlos und ermöglicht Ihnen den vollständigen Zugang zum Tagesanzeiger und vielem mehr.

Falls Sie den Tagesanzeiger bereits auf kommunalwirtschaft.eu abonniert hatten und davor keinen Themennetzwerke® Account registriert hatten, dann klicken Sie auf den folgenden Link, um Ihr Passwort zu Ihrer bereits registrierten E-Mail-Adresse hinzuzufügen: Passwort für kommunalwirtschaft.eu Abonnenten hinzufügen

Jetzt einloggen Kostenlos registrieren

Gefährdet sind fast ausschließlich Fichten.

Auch verschiedene Tannenborkenkäferarten haben von den überdurchschnittlich warmen Vorjahren profitiert. Die Weißtannenborkenkäfer vermehren sich im Vergleich zu den Fichtenborkenkäfern nur selten massiv, aktuell ist aber mit einer spürbaren Ausbreitung zu rechnen. Einen erheblichen Einfluss auf die Käferentwicklung haben auch durch Schnee- oder Sturmeinwirkung vorgeschädigte Bäume, wie Kay Karius, der Bühler Bezirksleiter des Kreisforstamtes im Landkreis Rastatt berichtet. Der schneereiche und stürmische Winter 2017/18 hat im Schwarzwald zerstreut zu Wind- und Schneebruch geführt. Die vorgeschädigten Bäume werden zuerst befallen und stellen für den Käfer eine perfekte Entwicklungsumgebung dar. Abgebrochene Kronen oder durch den Sturm geworfene Bäume sollten deshalb umgehend aufgearbeitet werden.

Die konsequente Suche nach Käferbäumen schon im Mai ist zwingende Voraussetzung für eine Begrenzung der Schäden. „Käferbäume“ müssen dann eingeschlagen und möglichst umgehend aus dem Wald ins Sägewerk geliefert werden oder in ausreichendem Abstand zu den gefährdeten Wäldern zwischengelagert werden.

Auf die Ausbringung von Insektiziden wird in den Wäldern der meisten Waldbesitzer aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes heute verzichtet, so Kay Karius. Je nach Schadensentwicklung kann in Einzelfällen zur Vermeidung erheblicher wirtschaftlicher Schäden aber auch ein Einsatz zugelassener Mittel nicht vollständig ausgeschlossen werden. Dabei sind vielfältige Auflagen zum Schutz von Mensch und Umwelt zu beachten.

Aus Gründen des Naturschutzes ist zwischen frisch befallenen Fichten und Tannen und aus anderen Gründen geschädigten Bäumen zu unterscheiden. Da es nur sehr wenige Waldarten gibt, die zur Massenvermehrung neigen, sind diese Bäume in der Regel keine Gefahr für den Wald, sondern wichtige Elemente des Naturschutzes. Absterbende Bäume sind wichtiger Lebensraum für Fledermäuse, höhlenbewohnende Vogelarten, aber auch viele heimische Insektenarten. Viele Spezialisten, darunter auch viele Pilzarten, sind dabei auf ganz bestimmte Baumarten und Zerfallsstadien spezialisiert.

Während der Sommermonate wird in den Wäldern der Kommunen und des Landes die laufende Kontrolle auf neu auftretenden Borkenkäferbefall sehr ernst genommen und stellt eine wichtige zusätzliche Herausforderung für Revierleiter und Forstwirte dar.

Sorge bereitet der klein parzellierte Privatwald, der im Landkreis vor allem in der Bühler Vorbergzone und im Bühlertal größere Flächen einnimmt. Das Forstamt empfiehlt deshalb allen Waldbesitzern auf Anzeichen eines Befalls zu achten. Sollte Borkenkäferbefall festgestellt werden, wird empfohlen, den örtlichen Revierleiter zu kontaktieren oder direkt einen Forstunternehmer mit dem Einschlag zu beauftragen.

Service: Hinweise zum Borkenkäferbefall unter www.fva-bw.de. Für weitergehende Fragen steht das Kreisforstamt gerne zur Verfügung.

Schon gewusst?

Die Borkenkäfer sind eine weltweit verbreitete Käferfamilie mit ca. 4600 Arten. Zu den 95 einheimischen Borkenkäferarten zählen auch der Buchdrucker und der Kupferstecher. Der Buchdrucker legt dabei in der Rinde einen sogenannten „Muttergang“ senkrecht zur Stammachse eines Baumes an, aus dem sich die jungen Larven dann seitlich Larvengänge fressen. Bei genauerer Betrachtung lässt dieses Bild auf die gedruckten Zeilen eines historischen Buches schließen.

Etwas abgewandelt stellt sich das Brutbild des Kupferstechers da. Das sternförmige Gebilde ist gleich mit mehreren Brutarmen versehen, wo sich nach der Eiablage die Jungkäfer entwickeln können. Die befallenen Fichten färben die Nadeln rötlich bzw. „kupferfarben“. Bei trockener Witterung ist ein Befall insbesondere an braunem Bohrmehl im unteren Stammbereich zu erkennen, das sich dort als Folge des Einbohrens der Käfer ansammelt. Im oberen Stammbereich abblätternde Rinde und eine mit den Wochen zunehmende Rotfärbung der Fichtenkronen sind hier eindeutige Indizien für eine Besiedelung durch Borkenkäfer.

Beide Käfer sind zwischen 2 und 5 Millimeter klein.

Umso größer ist jedoch der wirtschaftliche Schaden, der jährlich entsteht. Der Wertverlust des Holzes liegt bei mindestens 20 Prozent. Eine mittelgroße Fichte kann von 50.000 bis 100.000 Käfer befallen werden. Ein schnelles Absterben des Baumes und ein massenhaftes Auftreten der Käfer sind in der Regel die Folgen. Stimmen zudem noch die äußeren Bedingungen, werden auch gesunde Bäume befallen.

Langfristig schafft nur die Förderung von Mischbeständen, in denen auch ein gewisser Anteil an Laubholz vorhanden ist, die Eindämmung der Schäden.

Landratsamt Rastatt
Käferbäume mit weit fortgeschrittenem Befall (Fotos: LRA) Käferbäume mit weit fortgeschrittenem Befall (Fotos: LRA)