Deutsche Umwelthilfe begrüßt niedrige NO2-Belastung der Stadtluft durch geringeres Verkehrsaufkommen während der Corona-Beschränkungen

NO2-Werte verringern die Gefahr, zum Beispiel an Asthma zu erkranken

Die seit vier Wochen in Kraft befindlichen Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie haben deutschlandweit die Belastung der innerstädtischen Atemluft mit dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) abgesenkt.


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Die aktuell vielerorts deutlich unter dem Jahresgrenzwert liegenden NO2-Werte verringern die Gefahr, zum Beispiel an Asthma zu erkranken. Diese und weitere durch Luftbelastung verursachten Erkrankungen erhöhen nach jüngsten Studien das Risiko einer schweren Covid-19 Erkrankung.

Nach dem überdurchschnittlich nassen und windreichen Februar und ähnlichen Wetterbedingungen in der ersten Märzhälfte wären ohne den Rückgang des Verkehrs aufgrund der Corona-Beschränkungen die NO2-Belastungen seit Mitte März voraussichtlich stark angestiegen. Das seit Wochen trockene und windarme Wetter lässt in den immer noch vielbefahrenen Straßenschluchten die Dieselabgase üblicherweise stark ansteigen.

Zur aktuellen Belastung der innerstädtischen Luft mit dem Dieselabgasgift NO2 erklärt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe:

„Es ist ein glücklicher Umstand, dass zeitgleich mit dem anhaltend trockenen und windarmen Wetter Mitte März deutlich weniger Fahrzeuge in unseren Städten unterwegs waren. Wir sehen bundesweit als Folge der faktischen Fahrbeschränkungen deutlich abgesunkene Belastungen der innerstädtischen Atemluft mit dem gesundheitsschädlichen Dieselabgasgift NO2. Bereits in den ersten zehn Wochen des Jahres konnten die Menschen aufgrund langanhaltender, starker Winde und des zweithöchsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen monatlich gemessenen Regens im Februar von niedrigen NO2-Werten profitieren.

Selbst in der Diesel-Metropole Stuttgart, der schmutzigsten Stadt Deutschlands was die NO2-Belastung angeht, zeigen die in den ersten zwei Wochen des Monats April gemessenen 43 µg NO2/m3 am Neckartor, dass der geltende Grenzwert von 40 µg/m³ auch bei austauscharmen Wetterlagen eingehalten werden kann: Durch eine gezielte Aussperrung der immer noch zu vielen Betrugs-Diesel bzw. deren Hardware-Nachrüstung.

Wir alle hoffen, dass die Corona-Krise und mit ihr die Einschränkungen unseres Alltags bald enden. Gerade jetzt müssen wir zum Schutz der an Covid-19 erkrankenden Mitmenschen alles unternehmen, damit die NO2-Belastung nicht wieder ansteigt. Ohne Maßnahmen zur dauerhaften Vermeidung erhöhter NO2-Emissionen werden ansonsten die Luftbelastungswerte möglicherweise sogar über das Vor-Corona Niveau ansteigen.“

Hintergrund:

Entscheidend für die Belastung der innerstädtischen Atemluft sind neben der Menge an Feinstaub und NO2 aus Abgasen auch Straßenschluchten, die den Luftaustausch behindern sowie meteorologische Bedingungen: Viel Niederschlag und Wind führen zu einem starken Luftaustausch, d.h. Partikel und NO2 können sich nicht konzentrieren und die Menschen können relativ saubere Luft einatmen. Anders bei anhaltender Trockenheit und wenig Wind: In dieser Situation sammeln sich die insbesondere aus Dieselmotoren strömenden Abgasgifte bodennah an und verursachen gesundheitliche Schäden bei Kindern, Asthmatikern oder Menschen mit Atemwegs- bzw. Herz-/Kreislauferkrankungen.

Dieser Effekt wird in diesem Jahr beispielsweise in Stuttgart deutlich: Der durchschnittliche NO2-Wert blieb in Stuttgart im Februar und März mit jeweils knapp unter 40 µg NO2/m3 ähnlich niedrig. Die Gründe dafür sind einleuchtend: Der Februar 2020 war laut einer Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienstes der zweitnasseste Monat seit Beginn der Wettermessungen im Jahr 1881. Zudem zählte der Februar zu einem der windreichsten Monate. Diese meteorologischen Sondereffekte hielten in der Tendenz bis Mitte März an, in der zweiten Märzhälfte wechselten die Wetterbedingungen auf trocken und windarm. Das nun verringerte Verkehrsaufkommen aufgrund der Corona-Maßnahmen reduzierte die NO2-Belastung.

Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie hat bereits am 6. April 2020 diese unterschiedlichen Einflussfaktoren auf die NO2-Werte erläutert und durch wetterunabhängige Berechnungen ermittelt, dass allein die Reduktion der Verkehrsmenge zu einer Senkung der NO2-Belastung um 40 Prozent in der zweiten Märzhälfte gegenüber der ersten in Hessen geführt hat.

Links:

Zur Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienst:

https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2020/20200228_deutschlandwetter_februar2020_news.html

Zur Berechnung des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie:

https://www.hlnug.de/presse/pressemitteilung/sauberere-luft-durch-corona

DUH Deutsche Umwelthilfe e.V. direkter Link zum Artikel