Eschentriebsterben im Mooswald

Eine Baumart in Bedrängnis

Bürgermeisterin Stuchlik: „Wir haben waldbauliche und wirtschaftliche Ziele, Sicherheit und Artenschutz im Blick“
Um den Verkehr zu sichern, verstärken das Garten- und Tiefbauamt und das Forstamt ab sofort die Fällung von Eschen.


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Mit einem Anteil von rund 25 Prozent ist die Esche die häufigste Baumart im Freiburger Mooswald. Seit einigen Jahren ist sie aber auch in der Oberrheinebene vom sogenannten Eschentriebsterben betroffen. Ausgelöst wird diese Pilzerkrankung durch das Falsche Weiße Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus), einen invasiven Schaderreger, der in jüngerer Zeit aus Südostasien nach Mitteleuropa gekommen ist.

Da diese Erkrankung nach und nach wohl die meisten Eschen im Stadtgebiet befallen wird und kein Gegenmittel bekannt ist, kommen hier auf die Stadt Freiburg gleich mehrere Herausforderungen zu. Auf einem Ortstermin im Mooswald hat Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik heute erläutert, wie die Stadt auf das Eschentriebsterben und seine Folgen reagieren will.

Das erste Maßnahmenpaket betrifft die Verkehrssicherung, sagte Stuchlik: „Das Garten- und Tiefbauamt und das Forstamt werden schon in diesem Winter und auch im nächsten Jahr verstärkt die befallenen Eschen fällen. Wir beginnen damit entlang von Straßen, Schienen und Verkehrslinien, aber auch rund um Waldspielplätze und andere Erholungsflächen.“ In Bereichen, wo besonders viele Eschen betroffen seien, etwa an der Freiburger Landstraße (B 31) und der Opfinger Straße (K 9853), würden in einem Waldstreifen entlang der Straße aus Sicherheitsgründen alle Eschen entnommen.

Die Anzahl der Bäume ist so groß und ihre Fällung so dringlich, dass an den betroffenen Straßen mit Verkehrsbehinderungen und Sperrungen zu rechnen ist. Um die Behinderungen so kurz wie möglich zu halten, setzen GuT und Forstamt für diese Arbeiten vorrangig Holzvollernter ein. Das sind schwere Waldmaschinen, die von der Straße aus die Eschen mit einem Kran fällen und dem Gehölzbestand entnehmen.

In den kommenden Jahren wird sich das Eschentriebsterben auch auf den regulären Holzeinschlag im Mooswald auswirken. In Beständen mit hohem Eschenanteil werden im Herbst und Winter stark befallene Eschen gefällt, bevor sie unkontrolliert zusammenbrechen, die Forstwirte bei ihrer Arbeit gefährden und das Holz wegen fortschreitender Fäulnis wertlos wird. Noch gesunde oder nur leicht befallene Eschen bleiben stehen, um möglicherweise resistente Exemplare zu erhalten und zu fördern.

„Mit dem FFH- und Vogelschutzgebiet Mooswald betrifft das Absterben der Esche ein sensibles Ökosystem mit wertvollen Lebensräumen geschützter Arten“, so Stuchlik. „Darum verfolgen die geplanten Maßnahmen nicht nur Sicherheits-, waldbauliche und wirtschaftliche Ziele. Wir haben auch die Erfordernisse des Artenschutzes im Blick.“ So blieben zum Beispiel Großhöhlenbäume stehen, weil sie für Fledermäuse wichtig seien. Und beim Ersatz der Baumart Esche gelte es, diese Chance zu nutzen, um das Vorkommen hiesiger Eichenwälder weiter zu sichern. Denn mittelfristig werde die Esche im Mooswald stark zurückgehen. „Ihren Platz müssen dann je nach Standort Stieleiche, Erle, Spitzahorn, Linde oder Buche einnehmen. Wo durch das Eschensterben größere Lücken ohne Naturverjüngung entstehen, können wir sie nur durch eine verstärkte Anpflanzung dieser Baumarten schließen.“

Über Details der Erkrankung gab beim heutigen Ortstermin Berthold Metzler, Pilzexperte der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, Auskunft. Metzler beschäftigt sich seit 2009 intensiv mit dem Eschentriebsterben und beschreibt anhand der Mooswald-Eschen den Verlauf der Krankheit: „Der Erreger verursacht im Frühstadium der Krankheit Nekrosen in der Krone des Baums. Diese weiten sich aus und führen zum Absterben von Trieben bis hin zu Teilen der Krone.“ Die befallenen Eschen bildeten zunächst noch Ersatztriebe. Je weiter die Infektion voranschreite, desto stärker würden sie jedoch geschwächt und stürben nach mehrjährigem Befall von der Krone her ab.

Derselbe Pilz verursacht laut Berthold Metzler bei der Esche auch Stammfußnekrosen, die von außen als Rindenrisse sichtbar werden und im Holz zunächst zu Verfärbungen führen. Gepaart mit dem Hallimasch, einem verbreiteten Holzfäulepilz, führt die Erkrankung des Stammfußes zu Stammfäule, Ausfällen und einer gefährlichen Destabilisierung der Bäume. Insbesondere jüngere Eschen mit Stammfußnekrosen können binnen zwei bis drei Jahren absterben. Ältere Bäume scheinen gegen die Stammfußnekrose besser gewappnet zu sein und halten dank ihrer großen Krone auch dem Triebsterben etwas länger stand.

Erste gezielte Fällungen haben gezeigt, dass neben dem Triebsterben auch die Stammfußnekrosen in einigen Bereichen des Mooswaldes inzwischen verbreitet sind und dass beide Symptome an einem Baum zusammen oder auch einzeln auftreten. Durch das Eschentriebsterben zunehmend bruchgefährdete Baumkronen und die mitunter nur schwer zu entdeckenden Stammfäulen gefährden entlang Straßen die Verkehrssicherheit und bedeuten bei der Holzernte eine Gefahr für die Arbeit der Forstwirte.

Stadt Freiburg im Breisgau direkter Link zum Artikel