EU-Umweltausschuss zu Pestiziden:

Deutsche Umwelthilfe, Aurelia Stiftung und foodwatch kritisieren Vorschläge als reine Kosmetik

Vorschläge des EU-Umweltausschusses zur Verordnung über Verwendung von Pflanzenschutzmitteln gehen nicht weit genug


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Organisationen sehen Vorschläge als Einknicken gegenüber Agrar- und Chemielobby und widersprechen Behauptungen des Deutschen Bauernverbands

Deutsche Umwelthilfe, Aurelia Stiftung und foodwatch fordern konsequente Reduzierung besonders schädlicher Pestizide

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Aurelia Stiftung und foodwatch kritisieren die Vorschläge zur geplanten Verschärfung der Verordnung über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln des EU-Umweltausschusses als nicht ambitioniert genug. Der Ausschuss stimmte unter anderem für eine Reduzierung der als besonders schädlich eingestuften Pestizide, sogenannter Substitutionskandidaten, um 65 Prozent. Da bei allen Substitutionskandidaten die Zulassung jedoch schon vor 2030 abläuft und viele ohnehin nicht mehr zulassungsfähig sein werden, ist dieser Vorschlag reine Kosmetik. Eine verbindliche Reduktion des Pestizideinsatzes über die wenigen Substitutionskandidaten hinaus ist weiterhin nicht vorgesehen.

Nach Auffassung von DUH, Aurelia Stiftung und foodwatch habe sich der Umweltausschuss mit seinem Änderungsvorschlag nicht mutig genug gegen eine von der Agrar- und Chemielobby betriebene Verwässerung des ohnehin schon schwachen Kommissionsvorschlags gewendet. Nachdrücklich widersprechen DUH, Aurelia Stiftung und foodwatch der Behauptung des Deutschen Bauernverbands, die Durchsetzung der Änderungsvorschläge des Umweltausschusses „hätte das faktische Aus für die konventionelle Landwirtschaft zur Folge“.

Matthias Wolfschmidt, Vorstand der Aurelia Stiftung: „Wer, wie der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, offenkundig keine Vorstellung von einer erfolgreichen Landwirtschaft ohne Pestizide hat und dem sturen Weiter-so bei Ackergiften das Wort redet, nimmt in Kauf, dass die Biodiversitätskrise sich weiter verschärft und mittelfristig die Ernährungssicherheit in Europa auf dem Spiel steht. Am konsequenten Ausstieg aus der Pestizidwirtschaft führt kein Weg vorbei, wenn wir auch in Zukunft noch fruchtbare Böden, sauberes Wasser und eine für die Stabilität aller Ökosysteme und unserer Nahrungsversorgung notwendige Artenvielfalt haben wollen. Laut EU-Kommission ist in der EU bereits ein Drittel der bestäubenden Insekten vom Aussterben bedroht, weshalb auf der Hälfte der EU-Agrarflächen ein Bestäubermangel droht. Die nach wie vor mit massivem Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in ausgeräumten Mono- und Reinkulturen betriebene Intensivlandwirtschaft ist eine der Hauptursachen von Artensterben und Habitatverlusten.“

Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer: „Eine Reduktion des Pestizideinsatzes kann nur durch konsequentes Handeln erreicht werden. Deshalb kämpfen wir auf nationaler Ebene in sechs juristischen Verfahren gegen die Zulassung von besonders schädlichen Pestizid-Produkten. Wenn die nationalen Zulassungsbehörden und der Gesetzgeber nicht den Mut aufbringen, sich gegen die Profitinteressen der Agrarlobby zu stellen und das Vorsorgeprinzip weiter missachten, werden wir die Entfernung besonders schädlicher Pflanzengifte vom Markt auf dem Gerichtsweg durchsetzen.“

Jörg Rohwedder, Geschäftsführer von foodwatch International: „Eine pestizidfreie Getreideproduktion würde den Einsatz von Ackergiften in Deutschland schlagartig um ungefähr die Hälfte reduzieren – das wäre wesentlich zielführender als der Ansatz der EU. Die großen Supermarkt-Ketten von Rewe bis Aldi haben die Marktmacht, diese Veränderung anzustoßen, indem sie nur noch pestizidfreies Brot, Haferflocken und Co. verkaufen.“

DUH Deutsche Umwelthilfe e.V. direkter Link zum Artikel