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Über einen Zeitraum von fünf Jahren stellen die Städte Dessau-Roßlau, Frankfurt und Hannover Flächen bereit, auf denen der Mensch so wenig wie möglich aber so viel wie nötig eingreifen soll.
Pflanzen, Tiere und Lebensräume, die in Folge des hohen Nutzungsdrucks und der Grünflächenpflege in Städten oft einen schweren Stand haben, dürfen sich hier künftig frei entwickeln. In anderen Projektgebieten wird sich ein Mosaik unterschiedlicher Nutzungs- und Pflegeintensitäten bilden.
„Nicht bei allen ruft der Begriff ‚Wildnis‘ positive Assoziationen hervor. Im Gegenteil: Oft wird sie mit Chaos, Unordnung oder sogar Gefahr in Verbindung gebracht“, sagt Thomas Hartmanshenn vom Umweltamt der Stadt Frankfurt. Er ist der Leiter des Verbundprojektes. „Ein primäres Ziel unseres Projektes ist es daher, den Blickwinkel in der Stadtbevölkerung zu verändern und für kulturelle, ökologische und ökonomische Zusammenhänge zu sensibilisieren“, erläutert Heino Kamieth von der Stadt Hannover. So entstehen durch Wildnis in der Stadt nicht nur Rückzugsräume für die Natur, sondern sie liefert auch dem Menschen viele kostenlose „Dienstleistungen“, darunter ein verbessertes Stadtklima oder eine positive Wirkung von grünen Flächen auf die menschliche Psyche – gerade im Zuge der Urbanisierung ein immer bedeutsamerer Aspekt. Die Entwicklung der Flächen wird begleitet durch eine regelmäßige wissenschaftliche Evaluierung. Hierbei wird verfolgt, wie sich sowohl die Natur auf den Flächen als auch die Akzeptanz für die neu entstehende „Wildnis“ im Laufe der Jahre entwickeln.
Ein weiterer zentraler Pfeiler des Projektes ist die breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit: Durch gezielte Umweltbildungsmaßnahmen werden unterschiedliche Zielgruppen eingeladen, sich aktiv in der neu entstehenden Wildnis zu bewegen und sich selbst im Projekt zu beteiligen. „Unsere Öffentlichkeitsarbeit wird zwei Dinge leisten müssen: Menschen gewinnen, die sich bisher nicht für Wildnis begeistern können – und gleichzeitig bereits interessierte Personen mit neuen, tiefergehenden Informationen versorgen“, so Bruno Streit, Leiter der übergeordneten Öffentlichkeitsarbeit des Projektes. Nach Ablauf der Projektzeit in den drei ausgewählten, sehr unterschiedlichen Stadtstrukturen sollen die gewonnenen Erkenntnisse anderen Städten als Grundlage dienen, selbst den Schritt zu mehr „Wildnis“ zu wagen.
„Städte wagen Wildnis“ ist ein Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Es wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Bau- und Reaktorsicherheit. Weitere Informationen zum Projekt findet man unter http://biologischevielfalt.bfn.de/25331.html