Hessen und Bundesamt für Naturschutz fördern das Naturschutzgroßprojekt „Vogelsberg“

6,7 Millionen Euro bieten Perspektiven für Naturschutz und extensive Landwirtschaft / Bergwiesen und Buchenwälder

„Der Vogelsberg bietet eine ganz einzigartige Naturlandschaft. Für die biologische Vielfalt ist er für Hessen aber auch für ganz Deutschland ein wichtiger Baustein und Refugium“, freute sich Umweltministerin Priska Hinz über den Beginn der zweiten Phase im Naturschutzgroßprojekt „Vogelsberg“, welches zum Jahresbeginn angelaufen ist.


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„Mit dem Mittelverteilungsschreiben des Bundesamtes für Naturschutz (BFN), wurde nach umfangreichen Vorabstimmungen nun der Weg freigemacht für die Umsetzung eines der wichtigsten Projekte innerhalb der Hessischen Biodiversitätsstrategie“, sagte die hessische Umweltministerin Priska Hinz. Der umfangreiche Förderbescheid des hessischen Umweltministeriums für die Umsetzungsphase konnte noch rechtzeitig zum Jahreswechsel an den Verein Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V. als Projektträger versandt werden.

„In der jetzt anlaufenden zweiten und entscheidenden Phase, die bis Ende 2024 konzipiert wurde, wird es besonders spannend und wichtig. Denn jetzt sollen die im Pflege- und Entwicklungsplan entwickelten umfangreichen und naturschutzfachlich anspruchsvollen Maßnahmen im Offenland und im Wald in die Praxis umgesetzt werden“, erklärte Ministerin Priska Hinz. Die Gesamtkosten des Projektes wurden vom Projektträger „Verein Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V.“ mit gut 10 Millionen Euro beantragt, davon konnten jedoch zunächst nur 6,7 Millionen Euro bewilligt werden. Grund hierfür sind die alten Förderrichtlinien des Bundes aus 1993, die zur Zeit der Bewilligung (noch) bestimmte Maßnahmenpakete des Projektes von der Förderung ausschlossen. Mit der Novellierung der Fördervorgaben des Bundes werden aber auch die derzeit gesperrten Projektteile bewilligt werden und die hierzu erforderlichen Haushaltsmittel des Landes und des Bundes zugewiesen werden können. Ein entsprechender ergänzender „Zusicherungsbescheid“ über die Restmittel des Landes an den Projektträger ist bereits ergangen.

„Der Vogelsberg hat eine große Bedeutung für die biologische Vielfalt in Hessen und ganz Deutschland. Das unterstreichen wir mit der jetzt erfolgten Zusendung des Bewilligungsbescheides an den Projektträger“, erklärte Hinz. „Der Startschuss für die lang erwartete Umsetzungsphase dieses großen Naturschutzprojektes ist auch ein wichtiger Schritt für die landwirtschaftlichen Betriebe in der Region. Nur gemeinsam mit den Betrieben und auf freiwilliger Basis wird es gelingen, die von der extensiven Landnutzung geprägte wertvolle Kulturlandschaft, vor allem auch die vielfältigen Grünlandgesellschaften der Bergmähwiesen langfristig zu erhalten“, so die Ministerin.

Das Land Hessen würdigte das Engagement der Menschen vor Ort, die die Initiative für das Projekt ergriffen haben. „Diese Unterstützung ist ein Signal, auch in anderen Bereichen die umweltverträgliche Entwicklung des ländlichen Raums voranzubringen“, so Umweltministerin Hinz.

Der Vogelsberg umfasst das größte zusammenhängende Basaltmassiv Mitteleuropas und ist von daher einzigartig. Er repräsentiert eine Reihe von charakteristischen Biotoptypen. Dies gilt insbesondere für die großflächig vorhandenen Buchenmischwälder und Bergmähwiesen der Hochlagen in Kombination mit Feuchtwiesen und Borstgrasrasen, die von bundesweiter Bedeutung sind. Ein weiteres zentrales Ziel ist die Sanierung und die Wiedereinführung historischer Nutzungsformen der bundesweit bedeutsamen, nährstoffarmen Vogelsbergteiche, sowie die Erhaltung und Erweiterung des einzigen in Hessen verbliebenen und noch regenerierungsfähigen Hochmoores, der Breungeshainer Heide.

Die Vielfalt und der Wert dieser Mittelgebirgslandschaft zeigen sich insbesondere auch an der Fülle bedrohter Arten und Pflanzengesellschaften. So wurden in dem ausgewiesenen Projektgebiet insgesamt 724 Gefäßpflanzenarten nachgewiesen, davon gelten 62 Arten in Deutschland und 76 Arten in Hessen als bestandsgefährdet. Die wertgebenden Arten haben einen Schwerpunkt im extensiv bewirtschafteten Grünland und sind als Ziellebensräume des Naturschutzgroßprojektes besonders hervorzuheben.

Dennoch ist diese Vielfalt zunehmend bedroht. „Da die Pflege der Bergmähwiesen immer unattraktiver geworden ist, sollen über den Projektzeitraum hinaus tragfähige, innovative und beschäftigungswirksame Maßnahmen erprobt und umgesetzt werden. Damit soll der naturnahe Lebensraum Vogelsberg im Einvernehmen mit den Landnutzern wie Land-, Forst- und Wasserwirtschaft langfristig erhalten und gestaltet werden,“ sagte der Vorsitzende des Vereins Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V., Karl-Peter Mütze. „Insbesondere gilt es auch, im Zusammenhang mit der Erhaltung und Entwicklung des reichen Artenspektrums Arbeitsplätze zu sichern und die regionalen Wertschöpfungsketten zu verbessern“, so der Vorsitzende des Vereins. „Das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg leistet dazu mit den geplanten Maßnahmen einen wesentlichen Beitrag“, ergänzte der Vogelsberger Landrat Manfred Görig. Durch die Optimierung und die ökonomische Sicherung naturschutzorientierter Landnutzungsformen werde die hochwertige Kulturlandschaft des Vogelsbergkreises auch für folgende Generationen als Raum der Artenvielfalt und des Naturerlebnisses erhalten.

Mit Beginn des Jahres 2015 sollen zunächst ein/e Projektleiter/in und wissenschaftliche/r Angestellter/in gefunden werden. Eine entsprechende Stellenausschreibung ist seitens des Projektträgers in Abstimmung mit dem Land sowie dem BfN veröffentlicht.

Für die Phase II des Projektes sind Gesamtkosten von rund 10 Millionen Euro beantragt, von denen zunächst 6,7 Millionen Euro bewilligt werden können. Der Bund beteiligt sich mit 65 Prozent, das Land mit 25 Prozent und der – 10 prozentige Eigenanteil erfolgt durch den Trägerverein, der als regionaler Anteil vom Vogelsbergkreis bereitgestellt wird. Zu einer erfolgreichen Umsetzung des Projektes ist auch weiterhin die Mitarbeit aller regionalen Akteure erforderlich, um eine möglichst große und breitgestreute Akzeptanz für die im Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) formulierten Projektziele und vorgeschlagenen Maßnahmen zu erreichen.

Das Bundesförderprogramm „chance.natur“ hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die herausragenden repräsentativen Landschaften Deutschlands in denjenigen Fällen zu fördern und zu sichern, wenn akute Gefährdungen vorliegen und weitere zentrale Förderkriterien wie Großflächigkeit, Naturnähe und Beispielhaftigkeit erfüllt werden. Mittlerweile konnten seit 1979 auf diese Art und Weise 76 Gebiete mit rund 400 Millionen Euro gesichert werden.

Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz direkter Link zum Artikel