Kasseler Gründachfinder geht ins Netz

Kasseler Gründachfinder geht ins Netz
Kasseler Gründachfinder geht ins Netz

Begrünte Dächer leisten einen wichtigen Beitrag zur Retention

Sie halten Niederschlagswasser zurück und sind dadurch wertvoll für ein gutes Stadtklima. Damit Immobilienbesitzer sich jetzt noch besser informieren können, ob ihr Haus für eine Dachbegrünung geeignet ist, stellt das Amt für Vermessung und Geoinformation Informationen im Internet zur Verfügung.


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Auf der Datengrundlage des Solardachfinders wurde jetzt auch die Eignung von Gebäuden für Dachbegrünung bewertet.

Stadtbaurat Christoph Nolda weiß diesen Wert von Dachbegrünungen zu schätzen und sieht darin einen wichtigen Baustein zur sogenannten doppelten Innenentwicklung. "Gerade in den dicht besiedelten Städten, wo Flächen für bauliche Maßnahmen heiß begehrt sind, ist die Dachbegrünung eine sehr gute Möglichkeit, auf den sonst ungenutzten Dachflächen ökologische Potenziale zur Entfaltung zu bringen", so Nolda. In Kooperation mit der Kasseler Universität hat sich die Stadt intensiv mit dem Thema "Dachbegrünung zur Steigerung urbaner Klimaanpassungskapazität" beschäftigt. Daraus entstand die Broschüre "Argumentationshilfe zur Dachbegrünung", die Fachplanenden und Architektinnen und Architekten helfen soll, fachlich fundierte Entscheidungen zur Dachgestaltung zu treffen.

Dr. Anja Starick, Leiterin des Umwelt- und Gartenamts, ergänzt: "Dachbegrünungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Retention. Die Retentionsleistung beschreibt die Niederschlagsmenge, die auf einem begrünten Dach zurückgehalten werden kann. Bei einer unbegrünten Dachfläche fließt das Niederschlagswasser ungebremst in die Kanalisation. Dies kann gerade bei den immer häufiger auftretenden Starkregenereignissen zu einer Überlastung der Kanalisation und damit zu Überschwemmungen führen. Dachbegrünungen speichern das Niederschlagswasser und geben es zeitlich verzögert an die Kanalisation ab – oder sie verdunsten das Wasser über die Pflanzen."

Die Verdunstung sorge für Abkühlung, die sich gerade in Hitzesommern im dichten Siedlungsbereich positiv auf das Stadtklima auswirke. Durch die Bindung von Feinstaub leisten Dachbegrünungen zudem einen Beitrag zur Luftreinhaltung. Und – je nach Gestaltung –tragen Gründächer zur biologischen Vielfalt in der Stadt bei. 

Service für Immobilienbesitzer

Immobilienbesitzer können sich zukünftig noch leichter informieren, welche Dachflächen für eine Dachbegrünung geeignet sind. Das Amt für Vermessung und Geoinformation der Stadt Kassel unter der Leitung von Sandra Rus stellt hierfür im Internet Kartenmaterial und weitere Informationen zur Verfügung. Im Geoportal kann ab sofort unter dem Thema Umweltkataster das Ergebnis einer Gründachpotentialanalyse abgerufen werden. Dabei wurden auf der Grundlage des Solardachfinders die Datengrundlagen neu ausgewertet und die Eignung von Gebäuden für Dachbegrünung bewertet.

Bestehende Dachbegrünungen wurden durch die Auswertung von Infrarotaufnahmen aus dem Jahr 2017 analysiert. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet bereits 755 Objekte mit einer Fläche von ca. 284.300 m², die bereits begrünt sind. Weitere 23.372 Objekte mit einer Flächengröße von etwa 3 Mio. m² eignen sich – vorbehaltlich der statischen Voraussetzungen – gut bis sehr gut für Begrünungen. Das sind ca. 30 Prozent aller Kasseler Gebäudeflächen.

Im Gründachfinder werden Dachflächen, die sich für Begrünung eignen, als sehr gut geeignet, gut geeignet und bedingt geeignet klassifiziert.

Wichtigstes Kriterium für die Eignung ist die Dachneigung. Zwar lassen sich auch geneigte Dachflächen begrünen. Ab einer Dachneigung von 15° sind aber Schubsicherungen gegen das Abrutschen der Begrünung einzubauen. Dadurch steigt der finanzielle Aufwand. Deshalb wurden Dachflächen mit einer Dachneigung von 15° bis 30° als nur bedingt geeignet eingestuft. Dachflächen mit einer Neigung von 5° bis 15° werden für Dachbegrünungen als gut geeignet eigestuft, haben aber einen geringeren Wert bei der Retentionsleistung als die sehr gut geeigneten Dachflächen mit 0° bis 5° Dachneigung.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die statische Belastbarkeit. Diese kann aus den vorliegenden Daten nicht entnommen werden, ist aber von besonderer Bedeutung für die Frage, ob eine Begrünung überhaupt möglich und welche Begrünungssystem geeignet ist. Als Faustregel gilt, dass jedes Flachdach mit einer Kiesbedeckung eine extensive Dachbegrünung mit einer Schichtdicke von 8 Zentimeter tragen kann. Es gibt jedoch auch Leichtgewichte bei den Begrünungssystemen, wie zum Beispiel Moosmatten. Diese wiegen auch im wassergesättigten Zustand nur ca. 25 kg/m² und eignen sich damit auch für leichte Dachkonstruktionen. Auf massiven Dachflächen mit ausreichender Statik wie zum Beispiel Dachparkplätze kann nicht nur eine extensive Dachbegrünung aufgebracht werden, auf ihnen können auch interessante Dachgärten mit Bäumen, Sträuchern und vielen anderen Gestaltungselementen entstehen.

Als Anschauungsobjekt entsteht aktuell eine Dachbegrünung in der Unteren Königsstraße. Die Maßnahme wird aus Mitteln des Förderprogrammes "Wachstum und nachhaltige Erneuerung" mitfinanziert. Nach der Fertigstellung im kommenden Frühjahr können sich Interessierte dort durch das Umwelt- und Gartenamt ein Bild über die verschiedenen Arten der Dach- und Fassadenbegrünung machen.

Der Gründachfinder ist über folgenden Link auf der Internetseite der Stadt Kassel aufrufbar: www.kassel.de/umweltkataster

Stadt Kassel