Landrätin informiert bei Bürgerfahrt zu Weiden und Naturschutz

Maverick Henke (rechts), Weide- und Biodiversitätsberater des Landkreises Lörrach, zeigt den Teilnehmenden seltene Pflanzen auf den Wiesen der Familie Frommherz. Fotos: Landratsamt Lörrach/Stefan Heigl
Maverick Henke (rechts), Weide- und Biodiversitätsberater des Landkreises Lörrach, zeigt den Teilnehmenden seltene Pflanzen auf den Wiesen der Familie Frommherz. Fotos: Landratsamt Lörrach/Stefan Heigl

Bewirtschaftung im Südschwarzwald schützt Arten und erhält die Kulturlandschaft

Die ausgebuchte Bürgerfahrt mit Landrätin Marion Dammann am Dienstag machte Bürgerinnen und Bürgern deutlich, wie eng Landwirtschaft und Biodiversität miteinander verzahnt sind.


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Hinter der idyllischen Höhen- und Hügellandschaft im Südschwarzwald mit grünen Weiden und gepflegten Wiesen steckt jede Menge Arbeit. Circa 16.000 Hektar Dauergrünland werden von den Landwirtinnen und Landwirten im Landkreis Lörrach bewirtschaftet. Einen hohen Anteil daran haben besonders arten- und blütenreiche Wiesen, die durch extensive Nutzung entstanden sind – sogenannte FFH-Mähwiesen. Die Borstgrasrasen, Glatthafer- und Goldhaferwiesen beherbergen dabei viele seltene Pflanzen- und Tierarten, einige davon stehen auf der roten Liste.

Maverick Henke, Weide- und Biodiversitätsberater des Landkreises Lörrach, führte die knapp 30 Teilnehmenden über die Flächen des Hofes der Familie Frommherz in Happach (Häg-Ehrsberg). „Bei der Bewirtschaftung der ungefähr 23 Hektar der Familie Frommherz steht der Naturschutz ganz klar im Vordergrund. Mit ihrer Form der extensiven Beweidung mit schottischen Hochlandrindern und Ziegen sowie der Landschaftspflegemaßnahmen erhalten sie das artenreiche Dauergrünland auf den Hängen rund um ihren Hof.“

Die Weiden der Familie Frommherz sind mehrheitlich mit Borstgrasrasen, Zwergstrauchheiden und Flügelginsterweiden bewachsen. „Diese Flächen gelten in Europa als besonders gefährdete Lebensraumtypen“, erklärte Henke. Ohne die angepasste Bewirtschaftung würden diese Flächen mit der Zeit verbuschen und bewalden, Schmetterlinge und Orchideen verschwinden.

Unterstützung der heimischen Landwirschaft als Ziel und Aufgabe des Landkreises

Tilman Baum vom Landschaftserhaltungsverband Landkreis Lörrach e.V. (LEV) ergänzte: „Die Kulturlandschaft des Südschwarzwaldes, wie wir sie kennen, ist maßgeblich durch den Menschen und seine Nutztiere geprägt worden. Deshalb ist diese Bewirtschaftungsweise auch zukünftig nötig, um den einzigartigen Charakter des Gebiets zu erhalten. Die Höhenlandwirtschaft ist daher auf unsere Unterstützung angewiesen, sie ist praktizierter Naturschutz.“

Für Landrätin Marion Dammann ist die Aufgabe des Landkreises Lörrach daher klar: „Die Landwirtinnen und Landwirte leisten hier großartige Arbeit. Gleichzeitig befinden sie sich häufig in Nutzungskonflikten und haben strenge Vorgaben und Auflagen zu erfüllen. Wir versuchen, die europaweiten Regeln innerhalb unseres Ermessensspielraums für unsere heimische Landwirtschaft auszulegen und sie mit Beratungen bestmöglich zu unterstützen. Auf politischer Ebene setzen wir uns zudem für die spezielle Art der Landwirtschaft im Südschwarzwald ein und wollen Verständnis für ihre Bedürfnisse wecken.“

Das Vorkommen von Wölfen hat auch Auswirkungen auf die Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte, den Erhalt ihrer Betriebe und die Kulturlandschaft des Südschwarzwaldes. Neben möglichen positiven Effekten, wie der Regulierung von Wildbeständen im Forst, stellt er viehhaltende Betriebe vor besondere Herausforderungen beim Herdenschutz. Im Landkreis Lörrach wird der Gesamtbedarf für den Herdenschutz, allein für das Jahr 2023, auf etwa 570.000 Euro geschätzt, Tendenz steigend. Der Landkreis unterstützt hier mit Beratung zur Förderung und zu Präventionsmaßnahmen (www.loerrach-landkreis.de/wolfspraevention).

Landwirtschaftliche Flächen mit wichtigen Funktionen für das Ökosystem

Die Vielfalt der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und -tiere sowie die Struktur der Agrarlandschaften tragen zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität bei. Landwirtschaftliche Kulturen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Eine hohe Biodiversität von Bestäubern wie Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten ist daher entscheidend für eine erfolgreiche Ernte. Eine hohe Biodiversität bedeutet auch eine natürliche Schädlingskontrolle: Vögel, Fledermäuse und nützliche Insekten reduzieren den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft. Außerdem wirkt artenreiches Grünland beispielsweise als Filter im natürlichen Wasserkreislauf und als Speicher für CO2.

Landrätin informiert bei Bürgerfahrt zu Weiden und Naturschutz - Anhang 1
Abfallwirtschaft Landkreis Lörrach
Landrätin Marion Dammann im Gespräch mit Teilnehmenden der Bürgerfahrt. Fotos: Landratsamt Lörrach/Stefan Heigl Landrätin Marion Dammann im Gespräch mit Teilnehmenden der Bürgerfahrt. Fotos: Landratsamt Lörrach/Stefan Heigl
Die Familie Frommherz setzt unter anderem schottische Hochlandrinder zur Beweidung ihrer Flächen ein. Fotos: Landratsamt Lörrach/Stefan Heigl Die Familie Frommherz setzt unter anderem schottische Hochlandrinder zur Beweidung ihrer Flächen ein. Fotos: Landratsamt Lörrach/Stefan Heigl