Naturschutzgroßprojekt Bienwald

Naturschutzgroßprojekt Bienwald
Naturschutzgroßprojekt Bienwald

Bisons in der Südpfalz

„Die ersten Bisons sind im Landkreis Südliche Weinstraße angekommen. Damit wird eine bedeutende Maßnahme des Naturschutzgroßprojektes, die halboffene Weidenutzung umgesetzt“, berichten die Landräte Dietmar See-feldt (SÜW) und Dr. Fritz Brechtel (GER).


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Inzwischen leben fünf Tiere auf der neu eingerichteten Weidefläche in Kapsweyer, zwei der mächtigen Tiere sind erst am Samstag eingezogen. Zusammen mit dem Pächter, Thomas Kieffer aus Schweighofen, realisiert das Naturschutzgroßprojekt damit ein wichtiges Teilziel des Pflege- und Entwicklungsplans. Insgesamt sollen bis voraussichtlich Ende des Jahres 20 bis 30 Bisons auf den Projektflächen leben.

Der diplomierte Landwirt Thomas Kieffer hat bereits langjährige Erfahrung im Umgang mit der Haltung von Weiderindern und äußert sich dennoch res-pektvoll und zurückhaltend: „Das ist eine Entscheidung, die ich zusammen mit meiner Familie getroffen habe, denn der Umgang mit diesen Tieren und die damit verbundene Aufgabe ist eine Herausforderung, die über den bis-herigen Betrieb erheblich hinausgeht. Wir haben enorme Vorbereitungen getroffen und sind jetzt soweit, dass wir mit der Haltung der Tiere auch zur Unterstützung des Naturschutzprojektes beginnen können. Der Anblick der imposanten und doch sehr friedlichen Tiere entschädigt uns für manche Mü-he und ermuntert die Herde weiter wachsen zu lassen."

Dies kann Uwe Meißner, Projektleiter des Naturschutzgroßprojektes, bestä-tigen: „Das Projektteam ist glücklich, dass die letzten Monate der Vorberei-tungen hinter uns liegen und die ersten Bisons auf den Projektflächen ange-kommen sind. Damit dieses Teilprojekt gelingen konnte, haben viele Akteure mitgewirkt und unterstützt, insbesondere die Flurbereinigungsbehörde, das Forstamt, überhaupt alle Landnutzer und natürlich das Bundesamt für Na-turschutz sowie das Land Rheinland-Pfalz. Die eingerichteten Flächen bieten jetzt gute Voraussetzungen, um diese besondere Weidenutzung umzuset-zen.“

Hierzu konnten im Bodenordnungsverfahren Bienwald-West Flächen in einer Größenordnung von ca. 23 ha für das Naturschutzgroßprojekt zusammen-gelegt werden. Durch den ganzjährigen Aufenthalt der Bisons auf den Flä-chen soll ein ökologisch besonders wertvolles und vielfältig strukturiertes Grünland mit integrierten Wald- und Gebüschanteilen sowie krautigen Säu-men entwickelt werden. Durch das „wilde“ Verhalten der Tiere werden be-sondere landschaftsgestaltende Effekte wirksam, von denen durch die ent-stehende Strukturvielfalt u.a. auch zahlreiche Insekten- und Vogelarten pro-fitieren.

Landrat Dr. Brechtel erinnert sich an eine Reise in den Nationalpark Bialo-wieza in Polen und Weißrussland, wo er europäischen Bisons begegnet ist: „Mit den Bisons können die Naturschutzziele in diesem wichtigen Projektbau-stein nachhaltig und attraktiv in der Südpfalz umgesetzt werden. Natürlich haben unsere Flächen nicht die Größe und Unberührtheit wie in Polen, aber die positiven ökologischen Effekte sowie das darüber vermittelte Verständ-nis für die Menschen werden auch hier wirken.“ „Auf den betreffenden Flä-chen hat in großen Teilen seit Jahren keine aktive Nutzung mehr stattgefun-den“, ergänzt Landrat Dietmar Seefeldt, „Mit Unterstützung der genügsa-men Bisons kann wieder eine Nutzung erfolgen, die gleichzeitig für den Ar-ten- und Naturschutz von großer Bedeutung ist. Gemeinsam mit der Land-wirtschaft schaffen wir eine Situation, die allen Seiten gleichermaßen zu-gutekommt.“

Halboffene Weidehaltung - Was ist das?

Eine halboffene Weidelandschaft besteht nicht nur aus einer Wiese. Über die extensive Weidehaltung mit Bisons als Robustrind soll als naturnahe Land-nutzungsform eine besonders strukturreiche und vielfältige, durch einen Verbund aus Wald- und Offenland geprägte und artenreiche halboffene Landschaft entstehen. Gemäß dem Pflege und Entwicklungsplan „soll sich eine Landschaft einstellen, die überwiegend aus offenen und auch durchaus relativ intensiv beweideten Bereichen, aber auch aus unterschiedlichen Suk-zessionsstadien sowie allen erdenkliche Übergängen besteht.“

Die folgenden Hauptziele stehen dabei gemäß dem Pflege- und Entwick-lungsplan des Naturschutzgroßprojektes im Vordergrund:

  • Naturnahe und nachhaltige Form der Landnutzung 
  • Schaffung und Erhaltung landschaftlich attraktiver, parkartiger Land-schaften mit fließenden Übergängen zwischen Offenland und Wald (Charakter einer halboffenen Weidelandschaft) auch als Beitrag zur Erhöhung der Erlebnisqualität der wohnortnahen Offenlandschaft
  • Ganzjährige Beweidung mit geringer Besatzdichte
  • Vielfältige Strukturentstehung durch Fressverhalten und Tieraktivitä-ten (kleinteilige Tritt- und Wälzstellen, Weidepfade und Lagerplätze, punktueller Dungeintrag, Reibestellen an Gehölzen, Totholzentstehung etc.)  

Appell

Damit verbindet sich auch ein Appell: Bitte auf keinen Fall die Tiere füttern oder anlocken. Die Bisons sollen möglichst störungsarm bleiben und ihre natürliche Scheu behalten. Daher ist es auch wichtig, auf den Wegen zu bleiben, auch wenn gerade keine Tiere zu sehen sind.

Naturschutzgroßprojekt Bienwald - Anhang 1
Kreisverwaltung Germersheim