Quellen als wertvolle Lebensräume:

Quellen als wertvolle Lebensräume:
Quellen als wertvolle Lebensräume:

Kreisgruppe des Bundes Naturschutz hebt „verborgene Schätze in Hangwäldern Landshuts“

Als sogenanntes Glücksspirale-Projekt wurden die Quellen untersucht und dokumentiert


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Naturnahe beziehungsweise weitgehend unbeeinflusste Quell-Lebensräume haben Seltenheitswert und stellen deshalb aus ökologischen, aber auch kulturhistorischen Gründen einen besonderen Wert dar. Die Quellen an der südlichen Isarleite im Stadtbereich Landshut sind wegen ihrer Lage im Hangwald und den daher erschwerten Bewirtschaftungsbedingungen noch weitgehend naturnah erhalten geblieben. Um diese „verborgenen Schätze in den Hangwäldern Landshuts“ stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen, ließ die Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Landshut diese Quellen als sogenanntes Glückspirale-Projekt – also unterstützt mit Mitteln aus dem Bayerischen Naturschutzfonds – untersuchen und dokumentieren. Die Ergebnisse dieser Arbeit präsentierten Kreisgruppen-Vorsitzende Kathy Mühlebach-Sturm, ihr Stellvertreter Uli Kaltenegger und Projektleiter Berthold Riedel am Mittwoch Oberbürgermeister Alexander Putz und Hans Ritthaler, Leiter des Fachbereichs Umweltschutz der Stadt Landshut.

Gefunden wurden demnach nicht nur die für das Tertiär-Hügelland typischen Hangschicht- beziehungsweise Sicker- und Sumpfquellen, bei denen das Quellwasser gemächlich aus dem Boden sickert, sondern auch einige sogenannte Fließquellen. Diese zeichnen sich durch eine relativ starke Schüttung aus, so dass das Wasser unmittelbar an der Quelle in Form eines Bächleins in Erscheinung tritt. Als „echte Rarität an der südlichen Isarleite“ habe man außerdem Kalktuff-Quellen entdeckt, erläuterte Mühlebach-Sturm. Diese entstehen an Stellen, an denen kalkreiches Schichtwasser austritt, welches in Verbindung mit bestimmten Quellmoosen zu Versinterungen – also zu mineralischen Ablagerungen insbesondere von Kalk – führt. Beschrieben werden in der Dokumentation des Bundes Naturschutz der Zustand der Quelle, deren ökologische Besonderheiten, vorgefundene Defizite und Möglichkeiten, diese zu beseitigen beziehungsweise noch intakte Quellen als solche zu sichern. Schließlich werden in dem Bericht auch drei Quellenwanderwege beschrieben. Darüber hinaus wurde für Führungen eine Handreichung mit Hintergrundinformationen zu den Quellen erstellt.

Dieses Informationsmaterial, das kompakt in einem kostenlos erhältlichen Faltblatt zusammengefasst ist, übergab Mühlebach-Sturm an Oberbürgermeister Putz. Der würdigte das Engagement des Bundes Naturschutz: „Das Projekt zeigt, dass direkt vor der Haustüre weithin unbekannte, aber sehr wertvolle Naturschätze darauf warten, wiederentdeckt zu werden“, so Putz. „Diese Dokumentation mit den vielen Hintergrundinformationen ermöglicht es Fachstellen, Verbänden und Privatpersonen, interessierten Bürgern bei einer Führung die Quellen an der Isarleite nahezubringen. Ich bin sicher, dass viele Bürgerinnen und Bürger diese Angebote in nahezu unberührter Natur gerne nutzen werden.“

Genau das taten Putz und die Vertreter des Bundes Naturschutz am Mittwochvormittag: Sie unternahmen einen kurzen Fußmarsch zu einer der untersuchten Quellen, nämlich zur „Quelle östlich des Schäferhundevereins mit Ursprung unter einer Buche“. Der Quellbach weist eine relativ starke Schüttung auf, so dass bereits unterhalb des eigentlichen Quellaustrittes ein kleiner naturnaher Bachlauf mit kiesigem Bett hangabwärts fließt. Am Hangfuß versickert der kleine Quellbach wieder. An dieser Quelle wurde zum Beispiel die Österreichische Quellschnecke nachgewiesen, was auch vom Bearbeiter dieser Untersuchung bestätigt wurde. Diese Art ist etwas kleiner als ihr bayerisches Pendant und nach der „Roten Liste der Binnenmollusken in Deutschland“ in ihrem Bestand stark gefährdet. Auch wurde hier ein Kammmolch nachgewiesen, der die Quelle möglicherweise als Winterquartier nutzt. In Kleingewässern im Randbereich der Quelle ist demnach auch die Gelbbauchunke zu finden.

Für diese Quelle besteht nach Aussage von Berthold Riedel, der im Auftrag des Bundes Naturschutz die Untersuchung durchgeführt hat, kein Handlungsbedarf. Ganz anders bei der nächsten, im Bericht mit der Nummer 20 versehenen Quelle, dem „Quellkomplex mit mehreren Quellaustritten nordöstlich des Schäferhundevereins“. Dieser Komplex besteht aus insgesamt sieben Quellen oberhalb des Weges, bei einer von ihnen finden sich Quellmoose und eine kleinflächige Kalktuffbildung. Da das Wasser über einen Fußweg fließt, führen die entstehenden matschigen Stellen zu Trittschäden außerhalb des Weges. Mit möglichst naturnah gestalteten Querrinnen könnte hier Abhilfe geschaffen werden.

Trotz einiger relativ naturnaher Quellen konnte laut Riedel übrigens an keiner die Quelljungfer, eine seltene Libellenart, nachgewiesen werden. Grund hierfür ist wohl die Tatsache, dass die Quellbäche keinen Anschluss an ein weiteres größeres Fließgewässer haben. Die Libellen fliegen nämlich zur Eiablage entlang von Bächen zu deren Quellen. Befindet sich zwischen dem Bach und der Quelle eine Verrohrung, gelangt die Libelle bei der Suche nach einem Eiablageplatz nicht zur Quelle. „Es wäre schön, wenn man bei wenigstens einer Quelle einen solchen durchgehenden Bachlauf wieder herstellen könnte“, so Mühlebach-Sturm. „Die Untersuchung bietet eine gute Grundlage, wo und wie die ökologische Situation von Quellen im Stadtbereich Landshut verbessert werden kann.“

Quellen sind in der Kulturlandschaft in vielerlei Hinsicht als Besonderheit zu betrachten, betonte Mühlebach-Sturm. „Quellbiotope gelten als sehr sensible Lebensräume mit bestimmten Lebensgemeinschaften, zu denen teils hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierarten gehören.“ Quellen zeichnen sich nach ihren Worten durch eine relativ hohe Konstanz ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften aus. Hervorzuheben sei insbesondere die Wassertemperatur, die unabhängig von der Umgebungstemperatur das ganze Jahr über weitgehend konstant bleibt. Viele Quellen in der Region, aber auch anderswo seien heute durch die menschliche Tätigkeit überprägt oder gar zerstört, so Mühlebach-Sturm. In der heutigen Kulturlandschaft seien noch vorhandene Quellen zudem oft durch Einträge aus der Landwirtschaft verunreinigt. „Das Wasser vom Rákóczi-Brunnen ist zum Beispiel nicht mehr zum Trinken geeignet. Und das ursprünglich als Heilwasser geltende Quellwasser von Maria Bründl kann sogar für die äußerliche Anwendung nicht mehr empfohlen werden. Ich finde, das sollte uns alle schon nachdenklich stimmen.“

Quellen als wertvolle Lebensräume: - Anhang 1
Stadt Landshut