Regierungspräsidium Karlsruhe setzt Maßnahmen zum Artenschutz am alten Baggersee in der Fritschlach um

Ziel der Maßnahmen ist die Erhaltung und Förderung besonders seltener und gefährdeter Pflanzenarten

Im Auftrag des Regierungspräsidiums wurden in den letzten Tagen zum Schutz besonders seltener Pflanzenarten im Naturschutzgebiet „Fritschlach“ bei Karlsruhe-Daxlanden umfangreiche Pflegemaßnahmen umgesetzt.


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Auf einer Fläche unter der Stromleitung beim alten Baggersee wurden Gehölze mitsamt den Wurzeln gerodet und hochwüchsige Stauden beseitigt. Bereits im letzten Winter waren die Gehölze im Rahmen des turnusmäßigen Rückschnitts durch den Betreiber der Stromleitung auf den Stock gesetzt worden, so dass der Zeitpunkt für die jetzigen Pflegearbeiten sehr günstig war.

Ziel der Maßnahmen ist die Erhaltung und Förderung besonders seltener und gefährdeter Pflanzenarten im Rahmen des Artenschutzprogramms Baden-Württemberg. Besonders schutzwürdig sind das „Gelbe Zypergras“ und der „Späte Bitterling“. Das „Gelbe Zypergras“ ist in Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht und kommt im Regierungsbezirk Karlsruhe nur noch in wenigen Beständen um Karlsruhe vor. Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich um eine grasartige Pflanze, die aufgrund ihrer geringen Wuchshöhe von oft nur wenigen Zentimetern und ihrer auch ansonsten eher unscheinbaren Gestalt von Experten schwer zu finden ist. Der „Späte Bitterling“ ist ebenso stark gefährdet. Typisch für den „Späten Bitterling“, der zu den Enziangewächsen gehört, sind seine leuchtendgelben Blüten und die am Stängel paarweise miteinander verwachsenen, bläulich-grünen Blätter. Gut entwickelte Exemplare können eine Wuchshöhe von 30 bis 40 Zentimeter erreichen. Beide Arten waren früher an offenen Bodenstellen unter der Stromleitung östlich des alten Baggersees weit verbreitet, konnten aber schon seit etlichen Jahren nur noch in kleinen Restbeständen beobachtet werden. Grund hierfür war der immer weiter voranschreitende Bewuchs mit hochwüchsigen Stauden, Brombeeren und Gehölzen.

Die beiden Arten benötigen für ihre Entwicklung vegetationsarme Böden mit gelegentlichen Bodenstörungen, wie sie vom Rhein vor dessen Ausbau im Zuge von Verlagerungen des Flussbettes immer wieder geschaffen wurden. Seit dem Rheinausbau sind die Arten stark zurückgegangen, weil offene Standorte auf natürliche Weise nicht mehr entstehen. Verschiedentlich können sie sich im Bereich von Kiesgruben für eine gewisse Zeit halten, verschwinden dort aber regelmäßig wieder nach dem Ende des Abbaus und den damit einhergehenden Störungen.

Auf kleineren Flächen, östlich des alten Baggersees, wurde bereits 2016 und 2017 versuchsweise der Bewuchs entfernt und offener Rohboden geschaffen, worauf es zu einer starken Vermehrung der beiden Arten aus dem Samenvorrat im Boden kam. Nachdem sich diese Vorgehensweise als wirksam erwiesen hatte, wurde sie nun auf einer größeren Fläche umgesetzt. Wichtig für den Maßnahmenerfolg ist die vollständige Beseitigung des bisherigen Bewuchses, da sich die zu fördernden Arten nur dann durchsetzen können, wenn sie nicht von konkurrenzkräftigen Pflanzenarten bedrängt werden.

Zukünftig wird die Fläche jährlich gemäht werden, auf Teilflächen werden außerdem sporadische Bodenstörungen immer wieder notwendig sein. Der größte Teil des angefallenen Schnittgutes wurde auf die Kompostierungsanlage in Knielingen gebracht, während die Wurzelstubben derzeit am Südrand der Fläche zwischengelagert sind und im Laufe des Winters an den Nordrand der Fläche gebracht werden. Dort dienen sie Kleinvögeln, wie beispielsweise dem Zaunkönig sowie Reptilien, wie der Blindschleiche, als wertvolle Habitatstrukturen.

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