Seit 20 Jahren Naturschutzgebiet

Naturschutzgebiet „Steinriegellandschaft zwischen Weikersheim und Elpersheim“
Naturschutzgebiet „Steinriegellandschaft zwischen Weikersheim und Elpersheim“

Steinriegellandschaft zwischen Weikersheim und Elpersheim

Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider: „Gezielte Pflege erhält den tauberfränkischen Trockenhang mit seiner charakteristischer Flora und Fauna als den größten Steinriegelhang des Regierungsbezirks“

Das vom Regierungspräsidium Stuttgart ausgewiesene Naturschutzgebiet „Steinriegellandschaft zwischen Weikersheim und Elpersheim“ blickt in diesem Jahr auf sein 20-jähriges Bestehen zurück. Darauf weist Regierungsvizepräsident Dr. Christian Schneider hin und unterstreicht, dass die Trockenhänge im Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg einzigartig sind und besonders dort, wo der Weinbau schon lange aufgelassen wurde, eine seltene und besondere Tier- und Pflanzenwelt aufweisen.


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Von den 256 Naturschutzgebieten im Regierungsbezirk Stuttgart liegen 36 und damit überdurchschnittlich viele im Main-Tauber-Kreis, teilt das Regierungspräsidium mit. Einer der ausgedehntesten Steinriegelhänge des Tauberlands befindet sich am Nordhang des Taubertals zwischen Weikersheim und Elpersheim, wo sich eindrucksvolle, mit Hecken bewachsene Steinwälle hangabwärts ziehen. Regierungsvizepräsident Schneider: „Die landschaftliche Wirkung in Sichtweite des Schlosses Weikersheim ist einzigartig. Direkt in der Verlängerung der Parkachse gelegen, begeistert dieses Ensemble jeden Besucher der Kulturregion Taubergrund.“

Dieser Steinriegelhang – der größte im gesamten Regierungsbezirk – wird gut gepflegt. Der Landschaftserhaltungsverband im Kreises sorge im Auftrag des Regierungspräsidiums hierfür.

Das Regierungspräsidium hatte gute Gründe, das Gebiet 1995 als Naturschutzgebiet auszuweisen: Viele Steinriegel sind in den letzten Jahrzehnten aus den Muschelkalkhängen verschwunden. Entweder störten sie bei der Bewirtschaftung oder mussten bei der Rebflurbereinigung als Schotterlieferant für den Wegebau herhalten. Auch bei zahlreichen Siedlungserweiterungen waren Steinriegel im Weg und wurden beseitigt. Für den Natur- und Artenschutz sind die Steinaufschüttungen jedoch sehr wertvoll: Insbesondere offene, noch nicht bewachsene Steinriegel bilden einen guten Wärmespeicher und sind damit ein idealer Lebensraum für wärme- und sonnenhungrige Tiere und Pflanzen. Seltene Insekten, Schnecken, Reptilien und Felspflanzen finden hier ein Rückzugsgebiet. Aber auch Steinriegel, die mit Hecken bewachsen sind, bieten Vögeln, Eidechsen, Igeln und anderen Kleintieren einen prima Unterschlupf.

Im Naturschutzgebiet und der unmittelbaren Umgebung wurden über 50 Vogelarten festgestellt, darunter Dorngrasmücke, Neuntöter, Gartenrotschwanz, Wendehals und Rebhuhn. 16 Schneckenarten besiedeln allein die Steinriegel, darunter die stark gefährdete Schwäbische Grasschnecke. Zauneidechsen und Schlingnattern tanken auf den Steinen Wärme und lauern auf Beute. Die meisten Steinriegel im Naturschutzgebiet sind mit Hecken aus Rosen, Schlehe und Weißdorn bewachsen. Sie gliedern das Gelände in Kammern und verbinden unterschiedliche Lebensräume: magere Salbei-Glatthafer-Wiesen, Schaf- und Rinderweiden, Obstbaumwiesen, Getreidefelder, kleine Wäldchen und Heideflächen. In diesem Mosaik von Lebensräumen kommen über 300 verschiedene Pflanzenarten vor. Typisch ist der Wiesen-Salbei, der mit seiner satten dunkelblauen Blüte im Frühsommer die Wiesen bestimmt. Auch viele Arten der Roten Liste, wie die Orchideen Mücken-Handwurz und Weißes Waldvögelein, Küchenschelle, Fransen-Enzian, Runder Lauch, Acker-Wachtelweizen und das Ackerwildkraut Blauer Acker-Gauchheil kommen hier wegen des geringen Eintrags von Düngern und Pflanzenschutzmitteln vor.

Das Regierungspräsidium weist darauf hin, dass die offene Kulturlandschaft ohne Pflege innerhalb weniger Jahrzehnte verbuschen und zu Wald werden würde. Die Steinriegel verschwänden unweigerlich im höher wachsenden Gehölz. „Pflege bedeutet in erster Linie, die Bewirtschaftung der Wiesen langfristig sicherzustellen“, so Schneider. Da sich die Arbeit vielerorts für die Bauern kaum noch lohnt, gibt es staatliche Zuschüsse für die Bewirtschaftung. Für mehr als 20 Flurstücke hat die Naturschutzverwaltung Verträge nach der Landschaftspflegerichtlinie (LPR) abgeschlossen, die die Beweidung von elf Hektar Grünland sicherstellen. Bei der Beweidung werden auch Ziegen eingesetzt, die auch undurchdringliches Gebüsch abfressen und damit besonders nachhaltig die weitere Verbuschung verhindern. Schon in den 1990er-Jahren hatte das Land Baden-Württemberg das Modellprojekt „Pflege der Trockenhänge im Taubertal“ gegründet, aus dem 2000 der Landschaftserhaltungsverband im Kreis hervorging. Der Verband arbeitet eng mit Landwirten und Artenschutzexperten zusammen, um die Kulturlandschaft dieses und anderer Trockenhänge zu erhalten. Einen Großteil der Grundstücke im Naturschutzgebiet hat das Land Baden Württemberg erworben. Das war möglich durch die Unterstützung bei der Flurneuordnung, bei der allein 23 Hektar für Naturschutzzwecke bereitgestellt wurden.

Für die weitere Entwicklung des Naturschutzgebiets ist von Bedeutung, dass es in das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Taubergrund Weikersheim–Niederstetten“ einbezogen wurde und damit zum Europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 gehört. Insbesondere die auf extensive Nutzung angewiesenen Flachland-Mähwiesen, ein für Natura 2000 bedeutender Lebensraumtyp, kommen hier auf größerer Fläche noch vor. Für das Gebiet liegt ein Managementplan (MaP) vor, der Ziele zur Erhaltung und Entwicklung der Arten und Lebensraumtypen festlegt und Maßnahmen für eine geeignete Nutzung und Pflege aufzeigt. Der MaP bildet die Grundlage für weitere Fördermöglichkeiten und steht im Internet zur Verfügung (www.lubw.baden-wuerttemberg.de > Natur und Landschaft > Natura 2000 > Management und Sicherung > Managementpläne).

Hinweise für Besucher:

Zwischen Weikersheim und Elpersheim führt der Radweg „Liebliches Taubertal“ stellenweise direkt am Naturschutzgebiet entlang. Außerdem gibt es einen beschilderten Rundweg durchs Naturschutzgebiet, der an der Straße Weikersheim–Pfitzingen (Pfitzinger Steige) bei einem kleinen Parkplatz mit Informationstafel beginnt. Die drei Kilometer lange Strecke führt an allen typischen Lebensräumen des Naturschutzgebiets vorbei und bietet schöne Ausblicke auf das Taubertal. In einem Faltblatt des Regierungspräsidiums Stuttgart finden Interessierte weitere Informationen zum Naturschutzgebiet und eine Karte. Besucher werden gebeten, Tiere und Pflanzen zu schonen, Hunde an die Leine zu nehmen, kein Feuer zu machen und keine Luftfahrzeuge in Betrieb zu nehmen.

Seit 20 Jahren Naturschutzgebiet - Anhang 1
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