Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt

Erhalten, was uns erhält

Das Land Baden-Württemberg verpflichtet sich zum Erhalt der biologischen Vielfalt als Lebensgrundlage. Deshalb hat die Landesregierung Ende 2017 ein Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt aufgelegt.


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Die Ministerien für Umwelt, für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie für Verkehr verstärken damit ihre Anstrengungen zum Erhalt der Artenvielfalt – für ein lebenswertes Baden-Württemberg!

Um den Artenschwund aufzuhalten, setzt das Umweltministerium für die Laufzeit des Sonderprogramms in den kommenden zwei Jahren noch mehr konkrete Maßnahmen in der Fläche um. Wir verstärken Projekte des Moorschutzes, intensivieren unsere Arbeit im Bereich des Biotopverbunds und weiten unsere Beratung der Akteure vor Ort aus.

Die Maßnahmen des Sonderprogramms werden durch ein Monitoring begleitet, das unter anderem auch die Menge vorkommender Insekten (sogenanntes Biomasse-Monitoring) umfasst. Zudem sind die detaillierte Erfassung bestimmter Insektengruppen und eine landesweite Fledermauserhebung vorgesehen.

Europäische Schutzgebiete pflegen

302 Natura 2000-Gebiete mit einer Gesamtfläche von über 630.000 ha gibt es in Baden-Württemberg. Natura 2000-Gebiete sind die Heimat von europaweit geschützten Lebensräumen und von einer beeindruckenden Vielzahl unterschiedlicher Arten. Diese Lebensräume und Arten prägen heute das Bild von Baden-Württemberg. Sie konnten sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte entwickeln, weil der Mensch die Natur genutzt und bewirtschaftet hat. Wacholderheiden, blumenbunte Wiesen und Magerrasen sind Zeugen von der teilweise beschwerlichen Arbeit vorangegangener Generationen. Gleichzeitig sind sie Schatzkisten der biologischen Vielfalt und weisen eine hohe Anzahl seltener Tiere und Pflanzen auf.

Diese kulturhistorischen Schutzgüter brauchen eine spezielle Pflege durch den Menschen, damit wir uns auch in Zukunft an ihrer Schönheit und Einzigartigkeit erfreuen können. Für die Jahre 2018 und 2019 stehen der Naturschutzverwaltung aus dem Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt dafür zusätzliche 5 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Landschaftserhaltungsverbände und die unteren Naturschutzbehörden nehmen bei der Umsetzung des Sonderprogramms eine Schlüsselfunktion ein. Sie beraten und sind ein wichtiger Ansprechpartner für die Akteure vor Ort.

Kleinode in der Landschaft erhalten

Baden-Württemberg ist reich an wertvollen Landschaftselementen wie Hecken und Gebüsche, Hohlwege, Kleingewässer, Trockenmauern und Steinriegel. Diese Kleinode in der Landschaft bilden wertvolle Rückzugsräume für seltene Arten der Flora und Fauna. Sie sind Nahrungsquelle und Lebensraum zugleich.

Über die Landschaftspflegerichtlinie können Maßnahmen für Landschaftselemente gezielt gefördert werden. Im Sonderprogramm stehen Landwirtschaftsbetrieben zusätzliche Fördergelder zur Verfügung, wenn diese ihre Acker- oder Grünlandflächen weniger intensiv bewirtschaften, auf Pflanzenschutzmittel verzichten oder spezielle Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung bedrohter Arten durchführen. Für diese Maßnahmen zum Erhalt unserer wertvollen Kulturlandschaft wird die Naturschutzverwaltung in den kommenden zwei Jahren zusätzlich 4 Millionen Euro einsetzen.

Moore für unser Klima sichern

Leben im Extremen – nass, kaum Sauerstoff und noch weniger Nährstoffe. Wer im Moor lebt, ist erfinderisch beim Überleben. Im Moor sind hoch spezialisierte Pflanzen und Tiere zu Hause. Gleichzeitig speichern unsere Moore in hohem Maße Kohlenstoff und sind daher für den Klimaschutz im Land unverzichtbar. Ein erheblicher Teil unserer Moorböden wurde in den vergangenen Jahrzehnten allerdings entwässert und wird bis heute land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Dadurch werden große Mengen an CO2 in die Atmosphäre freigesetzt.

Mit der landesweiten Moorschutzkonzeption haben wir jetzt ein neues Kapitel im Moorschutz aufgeschlagen und bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) eine Kompetenzstelle Moorschutz eingerichtet. Gemeinsam mit den Landnutzenden wollen wir nach und nach die Nutzung auf Mooren so anpassen, dass diese wieder Heimat bedrohter Arten werden und ihre wichtige Funktion für den Klimaschutz erfüllen können.

Viel wurde bereits im Moorschutz erreicht. Schon bislang konnten über 1.500 Maßnahmen und mehr als 5 Millionen Euro umgesetzt werden. Dennoch bleibt noch viel zu tun. Um mit noch größeren Schritten die landesweite Moorschutzkonzeption umzusetzen, haben wir für die kommenden zwei Jahre zusätzlich 1,5 Millionen Euro in das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt eingestellt.

Unsere Perlen der Natur zum Strahlen bringen
Über 1.040 Naturschutzgebiete mit einem Flächenanteil von 2,4 Prozent verteilen sich über unser Land. In diesen Gebieten hat die Natur Vorrang vor dem Menschen. Hier befinden sich unsere wertvollsten Naturschätze. Um den Schutz der dortigen Arten und Biotope zu sichern, arbeitet die Naturschutzverwaltung ein Konzept zur Qualitätssicherung für Naturschutzgebiete aus. Ziel ist es, das vorhandene Wissen über die Gebiete zu sammeln und zu bündeln sowie die Pflege der Gebiete zu optimieren.

2018 erproben wir dieses Konzept in vier ausgewählten Landkreisen, damit wir das Konzept ab 2019 landesweit umsetzen können. Um auch hier schneller voranzukommen und die noch vorhandenen Wissenslücken zu schließen, werden wir bis einschließlich 2019 vor allem für Maßnahmen in der Fläche zusätzlich 2 Millionen Euro aus dem Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt ausgeben.

Natur verbinden

Was dem Menschen die Straße und die Schiene ist, sind der Natur verbindende Landschaftselemente. Flüsse und Bäche, Hecken und Alleen, ungenutzte Ackerränder, Trockenmauern und vieles mehr verbindet Arten miteinander. Der Austausch zwischen den einzelnen Vorkommen ist eine zwingende Voraussetzung für eine intakte Natur und für den natürlichen Erhalt einer Art. Das Land hat deswegen den Fachplan landesweiter Biotopverbund erstellt. Er ist eine wichtige Planungsgrundlage für die Umsetzung des Biotopverbunds und steht allen Interessierten, Städten und Gemeinden kostenfrei zur Verfügung.

Ab 2018 wird das Land in einer weiteren Modellregion die Umsetzung des Biotopverbunds unterstützen. Dafür steht im Sonderprogramm zusätzlich 1 Million Euro bis einschließlich 2019 zur Verfügung.

Natur unter die Lupe nehmen

Bis zu 80 Prozent Rückgang bei der Insekten-„Luftbiomasse“ (Insekten, die im freien Luftraum umherfliegen) konnte der entomologische Verein Krefeld e. V. im Verlauf der letzten 27 Jahre ermitteln. Eine Nachricht, die auch einen großen Teil der Bevölkerung in Baden-Württemberg erschreckt hat. Einzelne Untersuchungen im Land deuten darauf hin, dass der immense Schwund an Insektenarten und an Insektenmasse europaweit, wenn nicht sogar global auftritt. Leider fehlt es bislang an einem belastbaren Untersuchungsnetz, das uns Auskunft darüber gibt, in welchem Umfang Baden-Württemberg vom Insektenschwund betroffen ist. Doch nur, wenn wir wissen, wie es den Arten und Lebensräumen im Land geht, haben wir die Möglichkeit, mit gezielten Maßnahmen die Lebensbedingungen zu verbessern.

Noch im Jahr 2018 werden wir beginnen, die vorhandenen Wissenslücken zu schließen. Wir bauen ein Insektenmonitoring auf, das uns Aufschluss darüber gibt, wie es um die Insektenvielfalt auf unseren Äckern, Wiesen und Weiden und in unseren Schutzgebieten bestellt ist. Heuschrecken und Schmetterlinge werden wir genauer unter die Lupe nehmen. Sie sind gleichzeitig Indikatoren für die Qualität ihrer Lebensräume.

Da Insekten die wichtigste Nahrungsquelle für unsere Vögel und Fledermäuse sind, intensivieren wir auch die Untersuchungen zu den Brutvögeln und Fledermäusen im Land und schauen genauer hin, wie es den Arten geht, die auf unsere Wiesen und Äcker angewiesen sind. Insbesondere über diejenigen Arten , für die Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung hat, müssen wir unser Wissen verbessern, um ihren Schutz zu gewährleisten und ihren Erhalt zu sichern. Für diese zusätzlichen Untersuchungen und Monitoringmaßnahmen stehen der Naturschutzverwaltung bis einschließlich 2019 zusätzliche 5 Millionen Euro im Sonderprogramm zur Verfügung.

Der Blick von außen

Die Naturschutzverwaltung wird mit den oben beschriebenen Maßnahmen alles daransetzen, den negativen Trend bei der Artenvielfalt aufzuhalten und umzukehren. Wir sind zuversichtlich, dass wir dies gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Landwirtschafts-, Forst- und Straßenbauverwaltung erreichen können.

Um sicherzustellen, dass wir auch die richtigen Schritte ergreifen, stellen wir uns dem kritischen Blick von außen. Das Sonderprogramm wird von einem unabhängigen Fachgremium aus Personen der Wissenschaft begleitet. Das Fachgremium steht bei der Umsetzung beratend zur Seite und wird die durchgeführten Maßnahmen hinsichtlich ihrer Zielsetzung bewerten. Die beteiligten Ministerien berichten dem Fachgremium regelmäßig über den Stand der Umsetzung. Wir freuen uns, dass wir für diese Aufgabe einen Expertenkreis aus unterschiedlichen Fachdisziplinen gewinnen konnten.

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft direkter Link zum Artikel