Stabiler Waldzustand in Hessen

Staatssekretärin Dr. Tappeser stellt Waldzustandsbericht 2017 vor

„Trotz schwieriger klimatischer Rahmenbedingungen hat sich der Gesundheitszustand des hessischen Waldes in diesem Jahr günstig entwickelt.


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Insbesondere durch die positiven Resultate bei den älteren Buchen wurde dieses Gesamtergebnis erreicht“, sagte die Hessische Umweltstaatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser heute bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2017 im Forstamt Wiesbaden-Chausseehaus. Nach den Ergebnissen der diesjährigen Waldzustandserhebung hat sich die Benadelung bzw. Belaubung der meisten Baumarten in Hessen wieder erholt. Die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten und Altersstufen ist um drei Prozentpunkte auf 22 Prozent zurückgegangen. Mit Blick auf die zurückliegenden 25 Jahre ein insgesamt günstiger Wert.

Traditionell erfolgt die Waldzustandserhebung bundeseinheitlich im Sommer und umfasst die Erhebung der Kronenverlichtung der Waldbäume, die Fruktifikation, Kleinblättrigkeit sowie Insekten- und Pilzschäden. Witterung und Schädlingsbefall gehören neben den Luftschadstoffen zu den wesentlichen Einflussfaktoren auf den Waldzustand.

„Der hessische Wald spürt die Auswirkungen des bereits feststellbaren Klimawandel besonders stark. Zwar kann der Wald als lebendes Biotop auf sich ändernde externe Faktoren reagieren. Aber so schnell wie das Klima sich wandelt, so schnell kommt der Wald nicht hinterher. Darum ist es unsere Aufgabe den Wald dabei zu unterstützen“, kommentierte Staatssekretärin Dr. Tappeser. Das Witterungsgeschehen im zurückliegenden Zeitraum war wieder einmal von Extremen geprägt. Das Vegetationsjahr 2016/2017 – vom 1.Oktober 2016 bis 30. September 2017 – war das 21. Jahr in Folge, das zu warm ausfiel. Alle Monate von Oktober 2016 bis April 2017 waren landesweit zu trocken. Bereits im Frühjahr wurde die Trockenheit zu einem zunehmenden Problem für die Pflanzenentwicklung. Als weitere Folge gab es bereits bis Ende Mai rund 45 Waldbrände. Eine Dürreperiode, ähnlich wie 2015 in Südhessen, wurde bereits befürchtet. Erst sehr hohe Niederschläge im Juli und August führten zu einer nachhaltigen Entspannung in Bezug auf die Trockenheit, waren aber lokal mit heftigen Starkregenereignissen, Gewitterstürmen und erheblichen Schäden im Wald verbunden.

Maßgeblich beeinflusst wird das Ergebnis der Waldzustandserhebung 2017 durch eine positive Entwicklung bei den älteren Buchen und einen stabilen Zustand bei den älteren Kiefern und Fichten. „Nachdem im vergangenen Jahr noch 83 Prozent der älteren Buchen mittel bis stark fruktifiziert hatten, blieb in diesem Jahr eine Buchenmast aus“, erklärte Dr. Tappeser. Dadurch wurde der Stoffhaushalt weniger belastet und die Belaubung der Buchenkrone zeigte sich um 8 %-Punkte deutlich verbessert. „Gerade die alten Baumbestände sind enorm wichtig um die Gesundheit und die Stabilität des Waldes zu gewährleisten und damit auch den Lebensraum für Pflanzen und Tiere im Gleichgewicht zu halten. Hessen Forst zeigt hier, dass der behutsame, nachhaltige und verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Holz dem gesamten Wald zu Gute kommt“, so Dr. Tappeser.

Zunehmende Fraßschäden durch die Raupen der Eichenfraßgesellschaft (Frostspanner, Eichenwickler u.a.) sind die wesentliche Ursache für einen Anstieg der Kronenverlichtung der älteren Eichen um fünf Prozentpunkte auf 24 Prozent. Nachwirkungen zurückliegender Trockenperioden sind zudem nicht auszuschließen.

Die auch durch die zurückliegenden Witterungsbedingungen begünstigten, lokal nicht unerheblichen Schäden durch Borkenkäfer an der Fichte und das Diplodia-Triebsterben an der Kiefer haben bislang die Ergebnisse dieser beiden Baumarten auf dem landesweiten Dauerbeobachtungsnetz noch nicht spürbar beeinflusst. Die weitere Entwicklung wird jedoch aufmerksam beobachtet.

In der Rhein-Main-Ebene bleibt die Situation der Wälder, insbesondere bei den älteren Eichen und jüngeren Bäumen angespannter. Aufgrund der Klimaänderungen wird sich der Trockenstress für die Wälder mit ungünstigem Grundwasseranschluss in dieser Region weiter erhöhen. Im Rahmen eines speziellen Programmes werden daher in den nächsten Jahren Maßnahmen zur Waldsanierung und zum Waldumbau erfolgen. „Der Erhalt und die Sanierung der Wälder im Hessischen Ried sind uns sehr wichtig“, betonte die Staatssekretärin. Erste größere Kulturflächen mit standortgerechten Baumarten sollen noch in diesem Herbst angelegt werden.

Die weltweit spürbaren Auswirkungen des Klimawandels machen auch vor anderen Regionen Hessens nicht halt. Extreme Trockenperioden, intensivste Niederschlagsereignisse und neuartige Schaderscheinungen im Wald sind nur einige Beispiele hierfür. Belegt werden dieser Wandel und seine Auswirkungen auf den Wald durch klimatologische Daten, aber auch durch zahlreiche Erkenntnisse aus dem jahrzehntelangen forstlichen Umweltmonitoring. Dieses Monitoring, eingebunden in ein europäisches System, sowie viele weitere spezielle Forschungsprojekte liefern hierzu belastbare Daten.

Zu Beginn des forstlichen Umweltmonitorings standen insbesondere noch Fragen zu Stoffeinträgen und ihren Auswirkungen im Fokus. Mittlerweile spielen Themen wie Klimawandel und Kohlenstoffspeicherung ebenfalls eine zentrale Rolle. „Zum Umgang mit den neuen Herausforderungen erwarten wir vom Forstlichen Umweltmonitoring jetzt und auch in Zukunft Anregungen und konkrete Vorschläge. Einfache Lösungen sind dabei aufgrund der vielfältigen auf den Wald einwirkenden Faktoren nicht zu erwarten, wie uns bereits die besondere Situation in der Rhein-Main-Ebene zeigt. Die Stabilität unserer heimischen Wälder und die bislang erzielten Ergebnisse auch in der forstlichen Forschung machen mich jedoch zuversichtlich“, sagte Dr. Tappeser.

Im März 2017 wurde von der Hessischen Landesregierung der Integrierte Klimaschutzplan 2025 beschlossen. Mit diesem stellt sich Hessen auf breiter Basis den Herausforderungen des sich ändernden Klimas. Im Rahmen eines mehrjährigen Projektes, das im Jahr 2018 startet, wird eine Klimarisikokarte für den Wald in Hessen erstellt werden. Eine landesweite Beratung aller Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer über künftige Risiken und Anpassungsmöglichkeiten im Wald unter Berücksichtigung biotischer und abiotischer Gefahren soll dadurch ermöglicht werden. „Ziel ist der langfristige Aufbau und Erhalt klimastabiler, gesunder und vielfältiger Wälder in ganz Hessen. Dieser großen Herausforderung und Verantwortung sind wir uns bewusst“, so die Staatssekretärin abschließend. Weitere Projekte zu Themen wie Speicherung von Kohlenstoff, Wasserrückhalt und Moorrenaturierung im Wald sollen ab 2019 im Rahmen des Klimaschutzplanes folgen.

Im Rahmen der forstlichen Förderung unterstützt die Landesregierung bereits jetzt und auch in Zukunft kommunale und private Waldbesitzer bei Maßnahmen der Waldpflege und des Waldumbaus sowie der Bodenschutzkalkung.

Hintergrund zur Datenerhebung:

Die Waldzustandserhebung findet auf einem für die hessischen Wälder repräsentativen 8 x 8 Kilometer-Dauerbeobachtungsnetz mit 139 Flächen durch geschulte Teams statt. Seit 1994 erfolgt in der besonders betroffenen Rhein-Main-Ebene zusätzlich eine Vollerhebung auf einem 4 x 4 Kilometer-Rasternetz. Die Daten von rund 4.000 Bäumen ermöglichen repräsentative Aussagen zum Gesundheitszustand des Waldes.

Weitere Ergebnisse im Detail:

  • Die Buche ist mit rund 31 Prozent Baumartenanteil die wichtigste Baumart in Hessens Wäldern, gefolgt von der Fichte mit rund 25 Prozent. Diese beiden Baumarten beeinflussen somit das Gesamtergebnis zum Zustand der hessischen Wälder deutlich.
  • Bei den älteren Fichten hat sich die mittlere Kronenverlichtung von 31 Prozent auf 28 Prozent verringert.
  • Die mittlere Kronenverlichtung der älteren Kiefern (23 Prozent) ist auf dem Niveau des Vorjahres geblieben.
  • Die Kronenverlichtung bei den jüngeren Bäumen ist von 12 Prozent auf 10 Prozent zurückgegangen.
  • Die jährliche Absterberate (alle Bäume, alle Alter), ein wichtiger Indikator für Vitalitätsrisiken, ist gegenüber dem Vorjahr von 0,5 Prozent auf 0,2 Prozent zurückgegangen. Sie liegt damit auf einem geringen Niveau.
  • Die Bodenschutzkalkung hat u.a. das Ziel, die Säurewirkungen abzupuffern, die Vitalität der Wälder zu verbessern sowie die Durchwurzelung und bodenwühlende Fauna (z.B. Regenwürmer) zu fördern. Bei der Bodenschutzkalkung wird das Waldökosystem durch die geringe Menge (drei Tonnen Kalk je Hektar) und den Ausbringungszeitraum (September bis März) nur wenig gestört sowie besonders sensible Waldbereiche ausgespart.
Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz direkter Link zum Artikel