Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie im Kreis Borken:

Aktuelles Projekt in der Berkel zwischen der Vredener Innenstadt und der Landesgrenze ermöglicht künftig Fischen wieder durchgängiges Passieren


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Schnurgrade, technisch ausgebaute Flüsse und Sohlabstürze (quer zur Strömungsrichtung verlaufende Bauwerke aus Beton oder Stahl, die die Tiefenerosion vermindern) gelten heute weitgehend als Relikte aus früheren Zeiten der „Flussregulierung“. Das, was in den 1960/70er Jahren im Rahmen von Flurbereinigungen, Gewässerausbau und Hochwasserschutz den Stand der Technik darstellte, hat sich zwischenzeitlich weiterentwickelt. Entwicklung und Abrundung von landwirstchaftlichen Flächen zur Nahrungsmittelproduktion verbunden mit den Anforderungen des Hochwasserschutzes im ländlichen und städtischen Raum standen damals im Fokus dieser Maßnahmen. Neben diesen weiterhin wichtigen Zielen geht es seit Verabschiedung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im Jahre 2000 um einen neuen, ganzheitlichen Ansatz für Grundwasser und Oberflächengewässer. So soll den Belangen des Gewässer-, Natur-, Hochwasser-und Klimaschutzes gleichermaßen Rechnung getragen werden. Kurzgefasst fordert die WRRL für alle Gewässer einen „guten“ Zustand. Das bedeutet Wasser in ausreichender Menge und entsprechender Qualität sowie gute Bedingungen für alle dortigen Pflanzen und Tiere.

Im Kreis Borken gibt es daher auf der Basis eines zwischen der Kreisverwaltung, den Kommunen sowie den Wasser- und Bodenverbänden abgestimmten Umsetzungsfahrplans zahlreiche Fließgewässermaßnahmen, um diesen Zielen Rechnung zu tragen – so jetzt auch in der Berkel auf dem Gebiet der Stadt Vreden. Demnach sollen möglichst viele Fließgewässer in einen guten biologischen, chemischen und naturnahen Zustand versetzt werden. Zudem sollen Fische und Gewässerorganismen wieder ungehindert die Flüsse zu Laich-und Nahrungshabitaten „durchwandern“ können.

Die aktuell laufende große Maßnahme an der Berkel im Abschnitt zwischen der Vredener Innenstadt und der Landesgrenze hat der Kreis Borken jetzt gemeinsam mit den Projektpartnern des örtlichen Wasser- und Bodenverbandes, der Standortkommune, der Bezirksregierung Münster, der für die Planung und Bauleitung zuständigen WLV – Wasser und Boden GmbH Münster und des ausführenden Unternehmens W+F Landschaftsbau aus Ahaus-Graes in einem Ortstermin vorgestellt. Teilnehmer waren Landrat Dr. Kai Zwicker, Vredens Bürgermeister Dr. Tom Tenostendarp, Ferdinand Sahlmer als Vorsteher des Wasser- und Bodenverbandes Unteres Berkelgebiet und Verbandstechniker Hindrik Stegemann sowie Vertreter der beteiligten Behörden und Institutionen

Konkret nimmt die Baumaßnahme eine Strecke von rund neun Kilometern Berkel in den Blick. Dort verhinderten bislang sechs Sohlabstürze und -schwellen die ökologische Durchgängigkeit des Flusses und „trennten“ die Berkel in Einzelabschnitte mit „Stauhaltungscharakter“. Diese Bauwerke werden derzeit schrittweise entfernt. An ihrer Stelle entstehen langgezogene Raugerinne aus Natursteinen und Kolken, die Fische und weitere Wasserorganismen passieren können. Eingebaute Totholzstämme und Wurzelstubben sorgen dabei für eine naturnahe Ausgestaltung und als Fischunterstände, ebenso neue Kiesbänke für die in solchen Habitaten laichenden Fische. Die vormals in der Regel gemächlich fließende Berkel wird in diesen Abschnitten also wieder quirlig sein und zudem eine vielseitige Strömungs- und Tiefenvarianz aufweisen. In Zeiten von Niedrigwasser stellt eine spezielle Wasserrinne in der Sohle des Flusses die Passierbarkeit weiterhin sicher. Ergänzt werden die Streckenabschnitte durch kleine Baumpflanzungen in den Uferböschungen, die künftig auch Beschattungsfunktionen und Habitate für die Vogelwelt am Gewässer übernehmen. Von diesen Maßnahmen wird eine sogenannte „Strahlwirkung“ auf weitere Flussbereiche ausgehen, so dass sich auch dort wieder die eigentlich gewässertypische Flora und Fauna entwickeln kann.

Daneben kommen diese Berkelabschnitte aber auch den Menschen insbesondere beim Naturerleben am und im Wasser zugute. Die beliebte Kanustrecke von Vreden bis ins niederländische Rekken bleibt weiterhin passierbar. Sie ist nun sogar abwechslungsreicher und deutlich ökologisch aufgewertet.

Die Genehmigung für das Gesamtvorhaben erteilte die Bezirksregierung Münster im Frühjahr 2023. Fünf Monate später begannen die Arbeiten. Aufgrund der starken Regenfälle insbesondere um den Jahreswechsel mussten sie allerdings zeitweilig unterbrochen werden. Inzwischen sind zwei der sechs Querbauwerke bereits zurückgebaut. Derzeit laufen die Arbeiten am dritten, in der Nähe von Ellewick befindlichen Sohlabsturz. Die Kosten für die gesamte Maßnahme betragen 600.000 Euro. Die Finanzierung erfolgt zu 80 Prozent durch WRRL-Mittel. Zu jeweils zehn Prozent beteiligen sich der Kreis Borken und die Stadt Vreden.

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