Vom Truppenübungsplatz zum Nationalen Naturerbe

Weitere Entwicklung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen im Landkreis Ludwigslust-Parchim

Der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Till Backhaus, und Vertreter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), informierten am 20. Januar 2016 die Kommunen über die weitere Entwicklung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen im Landkreis Ludwigslust-Parchim.


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„Seit Januar 2015 gehört das 6.200 Hektar große Areal zum UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, seit Juni 2015 zum Nationalen Naturerbe“, erinnerte Umweltminister Backhaus. „Wo früher die Bundeswehr für den Ernstfall probte, haben sich ganz besondere Biotopstrukturen mit einem einzigartigen Arteninventar herausgebildet. Als die Bundeswehr 2013 die Aufgabe der militärischen Nutzung beschloss, habe ich mich deshalb sehr dafür eingesetzt, dass das Gebiet von der Bundesregierung zum Nationalen Naturerbe erklärt und damit langfristig für den Naturschutz gesichert wird“, sagte er weiter. Doch auch für die Kommunen stellt der besondere Status der Lübtheener Heide eine Chance dar: „In enger Zusammenarbeit mit der BImA und den Kommunen möchten wir Möglichkeiten ausloten, um die Einzigartigkeit dieses wunderschönen Gebietes auch stärker für die Entwicklung des ländlichen Raumes zu nutzen.“

Insgesamt umfassen die vom Bund für den Naturschutz gesicherten Flächen rund 155.000 Hektar. Dies entspricht etwa einer Fläche von zehn Nationalparks. „Für die Lübtheener Heide ist vorgesehen, sie als sogenannte ‚Bundeslösung’ im Eigentum der BImA zu belassen und gemeinsam mit dem Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe und dem Bundesamt für Naturschutz zu entwickeln“, erklärte Christian Tölle, der bei der BImA das Fachgebiet Nationales Naturerbe leitet.

Die Lübtheener Heide ist Suchraum für mindestens 1.269 ha Kernzone und 2.103 ha Pflegezone und ist durch Heiden, Sandmagerrasen und die größte aktive Binnendüne Deutschlands geprägt. Wie auch die großen zusammenhängenden Waldgebiete stellen diese Biotope unzerschnittene und ungestörte Lebensräume mit seltenen Pflanzen- und bedrohten Tierarten dar. Wölfe, die in die Lübtheener Heide eingewandert sind, ziehen in diesem Streifgebiet erstmals nach über 270 Jahren wieder erfolgreich Welpen auf. Der Artenreichtum ist darüber hinaus durch Vogelarten gekennzeichnet, die andernorts kaum noch geeignete Lebensräume finden. Hier brüten beispielsweise Ziegenmelker, Heidelerche und Rauhfußkauz. Daher sind auch 1.513 ha als FFH-Gebiet und 6.417 ha als Europäisches Vogelschutzgebiet gemeldet, also Teile des EU-Schutzgebietssystems „Natura 2000“. Neben der Erhaltung der Offenlandlebensräume, für die Pflegemaßnahmen notwendig sind, ist zudem geplant, überwiegende Teile der Waldgebiete einer natürlichen Entwicklung hin zur Wildnis zu überlassen.

Seit 1936 wurde die Lübtheener Heide intensiv militärisch genutzt. Die BImA hat nach Aufgabe dieser Nutzung auch das Management für die militärischen Hinterlassenschaften übernommen. Henning Bremer vom Bundesforstbetrieb Trave: „Die BImA ist sich ihrer Verantwortung für die Belastungen der Lübtheener Heide bewusst und arbeitet mit den örtlichen Behörden deswegen sehr eng zusammen“. Die von der Bundesanstalt beauftragten Gutachten bestätigen in weiten Teilen die bisher vermutete Kampfmittelbelastung. Dort besteht Lebensgefahr! Um Besucher zu schützen, haben sich die verantwortlichen Ordnungsbehörden der Ämter Hagenow-Land, Ludwigslust-Land, Dömitz-Malliß und der Stadt Lübtheen mit Zustimmung des Landkreises und der BImA entschlossen, die Lübtheener Heide zum 1. Dezember 2015 durch gleichlautende Verordnungen für das öffentliche Betreten zu sperren. Die hierfür notwendigen Hinweisschilder werden zurzeit aufgestellt.

„Voraussichtlich Ende des ersten Quartals werden die abschließenden Ergebnisse der historischen Recherche zur Kampfmittelbelastung der Lübtheener Heide vorliegen“, sagte Henning Bremer. Diese werden Grundlage für die Beurteilung der weiteren Sperrnotwendigkeit in Teilbereichen des ehemaligen Truppenübungsplatzes und für die Umsetzung der Ziele des Nationalen Naturerbes sein.

Hintergrund:

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ist die zentrale Dienstleisterin für Immobilien des Bundes. Sie gehört zum Geschäftsbereich des Bundesfinanzministeriums und handelt nach den modernen Standards der Immobilienwirtschaft. Aufgabenschwerpunkte sind das einheitliche Immobilienmanagement des Bundes, Immobilienverwaltung und -verkauf sowie die forst- und naturschutzfachliche Betreuung der Geländeliegenschaften. Sitz der Zentrale ist Bonn.

Insgesamt betreut die BImA rund 22.000 Liegenschaften. Fast 38.000 Wohnungen und etwa 490.000 Hektar Grundstücksfläche befinden sich in ihrem Eigentum. Davon entfallen knapp 270.000 Hektar auf Waldflächen. Darüber hinaus betreut die Bundesanstalt im großen Umfang Wald- und Offenlandflächen für Dritte. Zusammen mit ehemals militärisch genutzten Flächen sowie Wohn-, Industrie- und Gewerbeimmobilien bildet diese Flächenkulisse eines der größten Portfolios Deutschlands. Konversionsimmobilien der Bundeswehr und der ausländischen Streitkräfte führt die BImA zivilen Folgenutzungen zu.

Vom Truppenübungsplatz zum Nationalen Naturerbe - Anhang 1
Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern direkter Link zum Artikel