Wiederansiedlung der Maifische erfolgreich

Rückkehr der Maifische in den Rhein

Die seit 2008 jährlich im nordrhein-westfälischen und hessischen Rheinabschnitt ausgewilderten Maifische kehren in großer Anzahl aus dem Meer in den Rhein zurück. Mehr als 300 Maifische wurden beim Aufstieg in den Oberrhein und die Zuflüsse Mosel und Neckar registriert.


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Für die am Programm zur Wiederansiedlung des Maifisches beteiligten Artenschützerinnen und -schützer, Fischexpertinnen und -experten sowie Anglerinnen und Angler in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Hessen ist dies ein großer Erfolg.

„Natürlich hatten wir damit gerechnet, dass einige der jungen Maifische als erwachsene Fische den Weg in den Rhein zurückfinden - dass es direkt so viele sein würden, hat uns positiv überrascht“, zeigt sich der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel über den Erfolg des Pilotprojektes begeistert. „Das Projekt beweist, Artenschutz und die Wiederansiedlung von Fischen ist machbar. Wir brauchen nur den Mut und ein Stück Pioniergeist, um der Natur nicht nur zu nehmen, sondern auch zurückzugeben. Ökologischer Gewässerschutz ist machbar.“

Die hessische Umweltministerin Priska Hinz sagte: „Wir haben auf diesen Augenblick viele Jahre warten und dafür hart arbeiten müssen. Aber die Arbeit hat sich offensichtlich gelohnt, denn der Maifisch scheint sich im Rhein und seinen Nebenflüssen wieder zu etablieren. Dieses Ergebnis ist europaweit bedeutend und war auch nur in einer engen Kooperation mit unserer französischen Partnerregion möglich.“

In den letzten sechs Jahren, erstmals 2008 am Düsseldorfer Rheinufer, wurden bereits rund 8,6 Millionen junge Maifische in nordrhein-westfälischen und hessischen Rheinabschnitten ausgesetzt. Das Ziel war, den Maifischbestand so weit zu erhöhen, dass sich der Fisch künftig eigenständig vermehren und im Rhein etablieren kann. Mehr als 300 Maifische wurden nun beim Aufstieg in den Oberrhein und die Zuflüsse Mosel und Neckar registriert. „Allein am Fischpass des Stauwehrs in Gambsheim wurden 161 erwachsene und geschlechtsreife Maifische gezählt“, sagte Gabriel Edel von der Association Saumon-Rhin, die von elsässischer Seite gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg die Fischzählungen am Oberrhein durchführt.

Totfunde von offenbar abgelaichten Maifischen am Mittelrhein bei Koblenz und am Oberrhein bei Philippsburg verstärkten die These, dass die Maifische sich auch wieder selbstständig vermehren. Dass die Fische offenkundig sehr erfolgreich ablaichten, zeigen Funde von jungen Maifischen in einer Kühlwasserentnahmestelle bei Philippsburg am Oberrhein. In diesem Jahr konnten bislang 53 aus natürlicher Fortpflanzung stammende Maifische entdeckt werden. Damit steigen die Chancen, dass die zurückkehrenden Maifische zum Aufbau eines eigenen „Rheinbestandes“ beitragen.

Weitere Informationen zum nordrhein-westfälischen Programm zur Wiederansiedlung von Wanderfischen sind zu finden unter www.umwelt.nrw.de. Neben dem Maifisch stehen vor allem die Wiederansiedlung des Lachses und des Störs im Mittelpunkt.

Hintergrundinformationen zu Maifischen

Der zu den Heringsartigen zählende Maifisch (Alosa alosa) bewohnt europäische Küstengewässer und wächst dort bis zu einer Körperlänge von ca. 70 cm heran. Maifische wandern in den Frühjahrsmonaten zum Laichen weit die Zuflüsse hinauf. Dort pflanzen sie sich nachts in rasch durchströmten Strecken mit kiesigem Untergrund fort. Vor hundert Jahren stiegen Maifische noch den Rhein in großen Schwärmen bis weit über Basel hinauf. Sie wurden auch in vielen Rheinzuflüssen im Frühjahr sehr häufig gefangen und bildeten eine wichtige Grundlage für die Berufsfischerei.

Der Maifischbestand brach aufgrund starker Überfischung und durch fortschreitende Zerstörung von Laichgebieten, Errichtung von Wanderungshindernissen und insbesondere durch die stark zunehmende Gewässerverschmutzung in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts vollständig zusammen. Es wurden jedoch bis 1963 noch vereinzelte Maifische im Rhein gefangen. Als die Wasserqualität des Rheins dank verstärkter Anstrengungen bei der Gewässerreinhaltung wieder verbessert wurde, konnten ab 1978 immer wieder einzelne Maifische im Oberrhein nachgewiesen werden. Heute werden in den Fischpässen der Rheinstaustufen Iffezheim und Gambsheim regelmäßig einzelne Maifische festgestellt. Im Jahr 2013 wurden erstmals seit dem Erlöschen des Bestandes Hinweise darauf gefunden, dass sich die Fische im Rhein fortpflanzen, was sich nun erneut bestätigt hat. Nachdem in den letzten beiden Jahren bereits im holländischen Deltarhein und in der unteren Mosel registrierte geschlechtsreife Maifische Anlass zur Ho!

ffnung gaben, dass mit den Besatzmaßnahmen im Rhein ein Bestand an laichfähigen Maifischen begründet werden kann, belegen die Funde im Oberrhein, dass sich die Fische auch tatsächlich im Rhein fortpflanzen und sich ein selbstständig erhaltender Bestand der anadromen Wanderfischart entwickelt.

Verlust der biologischen Vielfalt bedroht das wilde NRW

In Nordrhein-Westfalen leben über 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Dieser Artenreichtum ist die Folge des Nebeneinanders zweier großer, sehr verschiedener Naturräume: Dem atlantisch geprägten Tiefland und dem kontinental geprägten Bergland. Jede dieser Regionen bietet eine historisch gewachsene Vielfalt von Lebensräumen (Biotopen) mit ihren typischen Tieren und Pflanzen, vom kleinsten Insekt über unseren „Urwald-Baum“, die Rotbuche, und den Wanderfalken als weltweit schnellstem Lebewesen bis hin zum größten Wildtier in NRW, dem europäischen Wisent. Ein Schatz direkt vor unserer Tür. Aber auch ein Schatz, der bedroht ist und den es zu bewahren gilt.

Weltweit ist die biologische Vielfalt massiv bedroht. Seit Jahrzehnten ist ein dramatischer Rückgang der Arten zu beobachten. So liegt die gegenwärtige Verlustrate in einigen Regionen der Welt etwa 100 bis 1.000 Mal höher als die natürliche Aussterberate. Auch in NRW geht der Verlust an biologischer Vielfalt weiter. Unsere Landschaften und Lebensräume haben sich durch die Eingriffe des Menschen stark verändert. Dies zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Wälder in Deutschland: Von Natur aus wären rund zwei Drittel der Fläche Deutschlands von unserem Ur-Baum, der Rotbuche, bedeckt. Heute sind es real aber nur noch knapp sechs Prozent der Fläche.

Unser Naturerbe in NRW zu erhalten, ist eine Herkulesaufgabe, denn auch in NRW konnte bisher das Artensterben nicht aufgehalten werden: Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Nach der aktuellen „Roten Liste NRW“ sind dabei Schmetterlinge (rund 55 Prozent), Moose (60 Prozent), Kriechtiere (etwa 71 Prozent) sowie Vögel und Wildbienen/Wespen (jeweils rund 52 Prozent betroffen) überdurchschnittlich gefährdet.

Die Ursachen des Artensterbens sind häufig menschengemacht: Hierzu gehören unter anderem die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenfraß. So gehen täglich in NRW etwa 10 Hektar an wertvollen Lebensräumen für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten verloren.

Das NRW-Umweltministerium will dem fortschreitenden Verlust der biologischen Vielfalt mit einer neuen Biodiversitätsstrategie und einem neuen Landesnaturschutzgesetz entgegenwirken. Beide Vorhaben sollen zeitnah umgesetzt werden.

Weitere Informationen zum Thema und zur Sommertour 2014:

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, Wilhelm Deitermann, Telefon 0162/2091251.

Dieser Pressetext ist auch über das Internet verfügbar unter der Internet-Adresse der Landesregierung http://www.nrw.de

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen direkter Link zum Artikel