Wildnis in Deutschland

Wirksamkeit pauschaler Ansätze hinterfragen

Beim jüngsten parlamentarischen Frühstück diskutierten die Vertreter der Plattform Forst & Holz mit Abgeordneten und Mitarbeitern des Deutschen Bundestages das Thema Wildnis. Das Impulsreferat am 17. Februar 2016 hielt Prof. Hermann Spellmann, Leiter der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt.


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Prof. Spellmann erläuterte neben der Definition von Wildnisgebieten auch die Ziele der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS). Im Fokus standen die beabsichtigten Flächenstilllegungen im Wald. Diese sehen vor, fünf Prozent der Waldfläche Deutschlands bzw. zehn Prozent des öffentlichen Waldes aus der Nutzung zu nehmen. Auf diesen Flächen sollen Wildnisgebiete bzw. Wildnisentwicklungsgebiete entstehen. Die in Deutschland vorherrschende romantische Verklärung von Wildnis führt – besonders bei der heute urban geprägten Bevölkerung – zu einem verzerrten Blick auf die Thematik, erläuterte Spellmann. Um gemeinsam im Interesse der NBS-Ziele zu wirken, empfahl er eine verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit von Forstwirtschaft und Naturschutz.

Ein besonderes Augenmerk legte er auf den Erhalt der biologischen Vielfalt, zu der neben Gebieten mit natürlicher Entwicklung auch Flächen mit kulturell gewachsenen Landbewirtschaftungsformen erforderlich seien. Spellmann hinterfragte die Effektivität von großflächigen Stilllegungen zur Erreichung der gesteckten Artenschutz- und Biodiversitätsziele. Er plädierte statt großflächigen Stilllegungen von Waldgebieten für einen integrativen Ansatz, bei dem nachhaltig und multifunktional bewirtschaftete Waldflächen von sogenannten Hotspots der Biodiversität durchsetzt sind. Als positives Beispiel nannte er die Waldlandschaft Solling in Südniedersachsen.

Den immer wieder aufkommenden Forderungen nach weiteren Flächenstilllegungen entgegnete er, dass die pauschalen Ziele der NBS bereits nahezu erreicht seien. Denn gemäß NBS zählen zu den Wildnisflächen auch jene, die keinen dauerhaften rechtlichen Schutzstatus aufweisen. Dies sind zum Beispiel nicht begehbare Flächen wie Steilhänge, aber auch Moore, Aue- oder Bergbaufolgelandschaften.

Cajus Caesar MdB (CDU) forderte in der anschließenden Diskussion mit Blick auf die Artenvielfalt: „Wir sollten nicht nur die starren Ziele der Biodiversitätsstrategie berücksichtigen, sondern auch die Waldstrategie des BMEL mit Leben füllen. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung integriert Artenvielfalt und Naturschutz in die Wertschöpfungskette Wald und Holz.“

„Eine der wichtigsten Aufgaben wird es sein, die sich in der Vergangenheit wieder vermehrt aufgetanen Gräben zwischen den Interessengruppen zu verkleinern“, ergänzte Petra Crone MdB (SPD). „Der Vortrag hat zudem gezeigt, dass es bei der Umsetzung des 5 %-Ziels nutzungsfreier Wälder und des 2 -Prozent-Wildnisziels der NBS neben dem Aspekt Fläche gilt, auch die naturschutzfachliche Qualität derselben stärker einzubeziehen.“

Deutscher Holzwirtschaftsrat e. V. direkter Link zum Artikel