Wildpferde erhalten Artenreichtum in Hanauer FFH-Schutzgebiet

Staatsministerin Priska Hinz verleiht die Auszeichnung „UN-Dekade-Projekt Biologische Vielfalt“ für das Beweidungsprojekt „Wildpferde Campo Pond“ in Hanau

„Hufe statt Panzerketten – das ist eine nachhaltige Änderung einer Flächennutzung, die ich als Umweltministerin natürlich nur begrüßen möchte“, sagte Ministerin Priska Hinz heute in Hanau. Dort würdigte sie ein besonders erfolgreiches Projekt zum Erhalt der Biodiversität und verlieh dem Bundes­forstbetrieb Schwarzenborn und seinen Projektpartnern die Auszeichnung „UN-Dekade-Projekt Biologische Vielfalt“ für das Beweidungsprojekt „Wildpferde Campo Pond“.


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Im Hanauer Schutzgebiet „Campo Pond“ wird seit dem Jahr 2009 eine Herde der seltenen Prze­walski-Wildpferde eingesetzt, um den Artenreichtum auf den ehe­mali­gen Militärflächen zu erhal­ten. Das FFH-Gebiet mit dem offiziellen Namen "US-Militärgelände bei Großauheim 5819-309" ist in der Region weithin als „Campo Pond“ bekannt und Teil des europäischen Schutzge­bie­te-Netzes NATURA 2000. Grund für die Ausweisung als FFH-Gebiet sind die großflächig vorkommenden Sandrasen des FFH-Lebens­raumtyps „Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis“ sowie sehr nähr­stoffarme Kleingewässer mit entsprechend seltener Flora und Fauna.

Da Sandrasen typische Pionier-Lebensräume sind, die frei von Gehölzen bleiben müssen, war es notwendig für das Fehlen der militärischen Nutzung durch Panzer und schwere Fahrzeuge einen Ersatz zu finden. Die zunächst angestrebte Schafbeweidung, die sich andernorts gut bewährt hat, ließ sich mangels einer geeigneten Schäferei nicht umsetzen. So kam die Idee auf, auf der Fläche Wild­pferde einzusetzen. Der Ansatz, das Europäische Erhaltungszuchtprogramm für Przewalski­pferde (EEP) mit dem Erhalt europaweit bedeutsamer Lebensräume des FFH-Schutzgebietes Campo Pond zu verknüpfen, fand schnell Freunde und Unterstützer, lobt Hessens Umwelt­ministerin Priska Hinz. Heute sorgen die einst fast ausgestorbenen Wildpferde in Hanau dafür, dass andere seltene Arten eine Überlebenschance bekommen, in dem sie neue Baumtriebe „verbeißen“, das Gelände von Unterholz freihalten und so die Sand-Magerrasen offen halten.

Dass die Beweidung mit Wildpferden sehr gut funktioniert, zeigt das jährlich vom Re­gie­rungs­präsi­dium Darmstadt in Auftrag gegebene Monitoring der Pflanzenwelt. Besonders er­freulich ist die Zunah­me der seltenen Sand-Strohblume, die stark von der Pferdebeweidung profitiert. Gleiches gilt für die sich ebenfalls ausbreitende Besenheide. Mit Hilfe spezieller Nistkästen soll zudem in den kommenden Jahren der in Hessen vom Aus­sterben be­drohte Wiedehopf in das Schutzgebiet gelockt werden. Der farbenprächtige Vogel mag Wärme-expo­nierte, trockene und offene Gebiete mit nur kurzer Vegetation. Die von den Wild­pferden beweideten insektenreichen Sandmagerrasen, bieten der Art reichlich Nahrung. 

Neben den Wildpferden kann das Schutzgebiet noch mit einer weiteren Sensation aufwarten. Im Jahr 2014 wurden zwei Urzeitkrebs-Arten, der Sommer-Feenkrebs (Branchipus schaefferi) und der Kiemen­fuß (Triops cancriformis) im FFH-Gebiet nachgewiesen. Beide Arten haben Millionen Jahre als soge­nannte lebende Fossilien überdauert. In ganz Hessen gab es seit dem Jahre 1906 keinen einzigen Nachweis dieser hochgradig vom Aussterben bedrohten Tiere. Deutschlandweit gibt es aktuell nur noch rund 20 Vorkommen. Die Tiere brauchen ungedüngte, nährstoffarme Kleingewässer ohne Fische, um zu über­leben. Solche Bedingungen sind heute selten geworden. Die wenigen Fundorte liegen fast alle auf ehemaligen Trup­pen­­übungsplätzen. Nur hier herrschen die notwendigen Bedingungen ohne Kunstdünger und Biozide. Der große Erfolg des Natur- und Artenschutzprojektes ist vor allem der guten und erfolgreichen Zusam­menarbeit der Projektpartner geschuldet, lobt Ministerin Hinz.

Neben dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für Przewalskipferde (EEP) und den am Projekt beteiligten Zoologischen Gärten Köln, Hellabrunn und Nürnberg gilt das Lob der Ministerin vor allem dem Einsatz des Bundesforstes. Die Bundesanstalt für Immobilien­auf­ga­ben/Sparte Bundesforst stellt als Grundstückseigentümer das Gelände für das Wildpferde-Projekt zur Verfügung und hat die Koppeln für die Tiere errichten lassen. Der Bundesforst trägt auch die Kosten für den Transport der Tiere und die tierärztliche Versorgung durch den Zoo Frankfurt. Die Deutsche Bahn steuert Ökopunkte (natur­schutzrechtliche Kompensationsmittel) zur Projektfinanzierung bei. Besonderer Dank, so Ministerin Hinz, gilt auch der Stadt Hanau, die das Projekt seit Beginn an mit Rat und Tat begleitete. Sie unterstützte alle wichtigen Projektab­schnitte und sorgt für die Betreuung der Pferde.

„Wichtig für den großen Erfolg hier im Campo Pond ist es, dass die Bevölkerung das Areal auch aktiv nutzen kann und nicht mehr ausgesperrt ist, wie noch zur Zeiten der militärischen Nutzung. Das Schutzgebiet wird jetzt naturverträglich als Ort für Umweltbildung und Umweltlernen genutzt“, betonte Ministerin Hinz. So bietet das Umwelt­zen­trum Hanau regelmäßig Führungen zu den Wildpferden an. Dabei können unter fach­kundiger Führung auch seltene Tier- und Pflanzenarten auf dem Gelände erkundet werden.

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