Abkühlung für heiße Städte

Projekt „KLIMPRAX Stadtklima“ unterstützt Kommunen bei der Anpassung an den Klimawandel

Hitzewellen in immer kürzeren Abständen, extreme Trockenheit, keine Abkühlung in den Nächten – wie schon der vergangene führt uns auch der diesjährige Sommer erneut drastisch vor Augen, dass der Klimawandel Hessen und Rheinland-Pfalz längst erreicht hat.


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Vor allem die Städte stellt dies vor besondere Herausforderungen: Dort leben nicht nur die meisten Menschen, es ist dort auch am heißesten. Unter der Hitze in den Städten leiden besonders Ältere, Kranke und Kinder. Gleichzeitig ziehen die Städte immer mehr Menschen an, für die Wohnraum geschaffen werden muss – städtebauliche Planung sollte hier mit Blick auf den Klimawandel vorausschauend agieren. Das vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) initiierte Projekt „KLIMPRAX Stadtklima“ soll Kommunen hierbei unterstützen. Heute wurden im Roncallihaus in Wiesbaden die Ergebnisse von KLIMPRAX-Stadtklima vorgestellt.

„Die Klimakrise stellt uns vor große Herausforderungen: Unsere Städte werden sich in den nächsten Jahrzehnten verändern müssen. Dafür sind wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse wichtig: Deshalb wurde vom Land das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung eingerichtet, um Lösungen für die Herausforderung Klimawandel zu liefern“, sagte Umweltministerin Priska Hinz im Roncallihaus. „Gerade haben wir eine verbesserte Förderung für Städte und Gemeinden auf den Weg gebracht: Wir unterstützen Städte mit bis zu 90 Prozent Förderquote zum Beispiel dabei ein Trinkwasserbrunnennetz einzurichten. Außerdem wird die Begrünung von privaten Häusern und Innenhöfen in Städten gefördert, denn diese sind wichtig, um ein gutes Stadtklima zu erhalten. Darüber hinaus berät das Land Städte und Gemeinden, welche Klimaanpassungsmaßnahmen für sie sinnvoll sind. Dies übernimmt unter anderem das Fachzentrum Klimaschutz und Anpassung. Mit der heute vorgestellten Studie zum Stadtklima hat das Fachzentrum Hilfestellung und Handlungslösungen für eine klimastabile Stadtentwicklung vorgelegt, die nun vielen Kommunen zu Gute kommt“, ergänzte Hinz.

Innerhalb des Projekts wurden für die Modellkommunen Wiesbaden und Mainz zunächst die stark von Hitze belasteten Stadtteile ermittelt. In einem weiteren Schritt wurde untersucht, wo in diesen Gebieten besonders empfindliche Bevölkerungsgruppen leben – hier muss zuerst gehandelt werden. Der im Projekt entwickelte Handlungsleitfaden liefert zahlreiche Empfehlungen dafür, welche Faktoren Städte bereits bei der Planung von Bauvorhaben berücksichtigen können, um sich dem Klimawandel anzupassen – von der Ermittlung der fachlichen Grundlagen bis hin zu konkreten Anpassungsmaßnahmen: So sollten zum Beispiel Kaltluftentstehungsgebiete (Äcker und Wiesen) und Kaltluftschneisen, durch welche kühle Luft in die Städte fließt, nicht verbaut werden. Stattdessen sollte durch Nachverdichtung in den Städten oder durch die Ausrichtung der Bebauung in Windrichtung die Frischluftzufuhr sichergestellt werden. Auch eine Verringerung der Versiegelung und die Neuanlage von Parks und Grünflächen tragen zu einem besseren Klima in der Stadt bei. Der Handlungsleitfaden hilft bei der Entscheidung, wo Grünflächen besonders sinnvoll und wichtig sind.
Für die Bewohner können weitere Maßnahmen umgesetzt werden: Von der Bereitstellung klimatisierter Räume in öffentlichen Einrichtungen über die Einrichtung eines Buddy-Systems zur Unterstützung beispielsweise älterer Menschen bis hin zum Einsatz mobiler Grünanlagen – das sind transportable dicht bepflanzte Wände mit Sitzflächen, die an heißen Tagen Schatten und frische Luft spenden.
„Die Ergebnisse dieses Projekts stellen nicht nur für die beteiligten Städte, sondern für alle Kommunen eine Hilfe für ihre Stadtplanungsprozesse zur Verfügung, um zum Wohl ihrer Bewohner geeignete Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zu ergreifen“, so HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid. „Ich würde mich freuen, wenn wir in einem weiteren Projekt einen Bebauungsplan in einer hessische Kommune begleiten und so die erarbeiteten Konzepte in die Praxis umsetzen könnten.“

Die Mainzer Umweltdezernentin Katrin Eder erklärte: „Der Klimawandel verändert Landschaften, Lebensbedingungen und Lebensräume für Menschen und Tiere“, betonte die Mainzerin. „Seine Auswirkungen spüren wir alle: Dazu gehören Überflutungen, Trockenheit, Artensterben durch verlorene Lebensräume und natürlich seine Auswirkungen auf die Menschen. Der Klimawandel ist die neue soziale Frage! In vielen Regionen gehört er bereits zu den Fluchtursachen. Wir müssen die Spirale der Erderwärmung unbedingt aufhalten.“

„Angesichts des sich zuspitzenden Klimawandels braucht es praxisorientierte Forschung, die wirkungsvolle Anpassungsstrategien liefert“, betonte Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. „Das Projekt KLIMPRAX Stadtklima erreicht das in vorbildlicher Weise“.

Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) direkter Link zum Artikel