Klimawandel - Forstwissenschaftler untersucht Genetik ausgewählter Spitzahorne in Lichtenau

Foto: LRA/Clemens Erbacher
Foto: LRA/Clemens Erbacher

Ziel ist es, geeignete Vorkommen für eine zukünftige Saatguternte ausfindig zu machen

(lra) Die Spitzahorne im Stadtwald Lichtenau wurden von der Forstlichen Versuchs- und For-schungsanstalt in Freiburg (FVA) im Rahmen des Forschungsprojekts "Erhalt seltener Baum-arten" ausgewählt.


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Forstwissenschaftler Jörn Erbacher hat dazu in ganz Baden-Württemberg nach geeigneten Spitzahorn-Vorkommen gesucht. Diese müssen eine gute Vitalität und Qualität aufweisen und es dürfen nicht nur Einzelvorkommen sein. Neben dem Spitzahorn stehen dabei auch die Sommerlinde, die Flatterulme oder der Feld-ahorn auf der „Fahndungsliste“. Ortskundige Revierleiter wie Wolfgang Maier vom Revier Lichtenau oder Martin Koch vom Revier Ras-tatt-Stadt haben dazu der FVA sachdienliche Hinweise gegeben. Nur an sieben Waldorten im Land ist Erbacher beim Spitzahorn fündig ge-worden, zwei davon befinden sich im Landkreis Rastatt - in Waldbeständen im Rheinwald bei Lichtenau-Grauelsbaum - und in der „Großen Brufert“ im Rastatter Stadtwald. 

Um „die Ernte“ einzufahren, schießt Erbacher mit einer „Big-Shot“, einer mannsgroßen Schleuder, einen etwa faustgroßen Sandsack in die Krone eines gut und gerne 25 Meter hohen Spitzahorns im Lichtenauer Stadtwald. Die dünne Schnur des Wurfbeutels legt sich dabei über einen der oberen Seitenäste. Durch ein leicht ruckartiges Ziehen an der Schnur kann der Forstwissenschaftler ein paar kleinere Zweige aus der Krone brechen und am Boden auflesen. Sein Ziel sind die großen Knospen aus dem oberen Teil der breiten Krone. Es sollen Knospen von etwa 50 Bäumen gewonnen werden. Sie werden danach hinsichtlich ihrer genetischen Vielfalt analysiert. Jeder Baum, von dem Proben genommen werden, wird sorgfäl-tig markiert und dokumentiert. 

Der Spitzahorn wird als eine der vielverspre-chenden heimischen Baumarten im Klimawandel gehandelt. Im benachbarten Frankreich kommt er unter wärmeren und trockeneren Bedingungen gut zurecht. Insbesondere die Spitzahorne der Rhein-Niederungen, der wärmsten Region Deutschlands, müssen sich jetzt schon gegen hohe Temperaturen und geringe Niederschläge behaupten. Sie scheinen augenscheinlich gut gerüstet zu sein, um den klimatischen Verän-derungen zu trotzen. 

„Wir sind froh, dass wir mit geeigneten Wald-flächen das Klimawandel-Forschungsprojekt der FVA unterstützen können“, sind sich der Büh-ler Forstbezirksleiter Clemens Erbacher und der Beauftragte für Forstliches Vermehrungs-gut beim Forstamt Rastatt, Wolfgang Hertel, 

einig. Aktuell gibt es bei den Baumschulen vor allem bei den selteneren heimischen Laub-baumarten wie Spitzahorn, Hainbuche, Kirsche oder Linde erhebliche Engpässe, weil sie beim Umbau der Wälder in klimastabile Mischwälder eine große Bedeutung haben und stark nachge-fragt sind. Wolfgang Hertel ist Spezialist für die Beschaffung seltener Baumarten und bekommt den Mangel zunehmend zu spüren. „Von den genetischen Untersuchungen erhoffen wir uns wichtige Hinweise auf die Anpassungsfä-higkeit unserer heimischen Laubbaumarten an veränderte Klimabedingungen“, ergänzt Clemens Erbacher. 

Die Lichtenauer Spitzahorne zählen zu den vi-talsten Exemplaren ihrer Art in Baden-Würt-temberg. Da sie vor gut 60 Jahren vermutlich aus Pflanzung entstanden sind und aus einer Baumschule stammen, wird geprüft, ob sie sich in genetischer Hinsicht hinreichend voneinan-der unterscheiden, sodass der Bestand für die Saatguternte freigegeben werden kann. Somit könnten Baumschulen in ganz Deutschland mit Spitzahornsamen mit geprüfter Qualität und gesicherter Herkunft versorgt werden. 

Künftig ist es somit gut möglich, dass bald Nachkommen aus den Lichtenauer Spitzahornen in klimageschädigten Regionen angepflanzt werden, um dort mit anderen heimischen Hoff-nungsträgern wie Elsbeeren, Vogelkirschen, Linden, Hainbuchen, Esskastanien, Nussbäumen oder Flatterulmen den klimafitten Wald der Zukunft aufzubauen. 

Landratsamt Rastatt