Umweltschutz ist mit an Bord

Kreuzfahrten

Beim Urlaub auf dem Meer sind die Deutschen Weltmeister. Umweltschutz hat bei Kreuzfahrten in Europa einen hohen Stellenwert. "Allein mit der Landstromanlage im Hamburger Hafen werden jährlich bis zu 5.178 Tonnen CO2 vermieden", so Bundesumweltministerin Hendricks bei der Einweihung in Juni.


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Vom Frühjahr bis in den Herbst landen Schiffe mit Urlaubern vor vielen Hafenstädten Deutschlands, Skandinaviens und des Mittelmeeres an. Kreuzfahrten erfreuen sich großer Beliebtheit - allen voran bei den Deutschen. 2014 gingen 1,9 Millionen Bundesbürger an Deck, weltweit 22 Millionen.

Die Schiffe werden größer und teurer. Weltweit gibt es 560 Luxusliner. Die Ausstattung wird immer ausgefeilter. Es gibt unzählige Angebote an Bord, sogar Wasserrutschen und Eislaufbahnen. Die Urlauber freuen sich auf Landausflüge, aber auch auf das große Angebot auf "ihrem" Schiff.

In moderne Abgastechnik investieren

"In Europa hat der Umweltschutz in der Kreuzfahrt einen hohen Stellenwert", sagt Helge Grammerstorf, der Direktor des Verbandes der Kreuzfahrtindustrie, Clia Deutschland. Tatsächlich sind die deutschen Reedereien Aida und Tui Cruises Spitzenreiter beim Kreuzfahrt-Ranking des Bundes für Naturschutz (NABU).

Die großen Kreuzfahrt-Reedereien wie Aida-Cruises rüsten ihre Schiffe in Zukunft mit moderner Abgastechnik aus. In den vergangenen Jahren hätten die Kreuzfahrtgesellschaften mehr als eine Milliarde Dollar (900 Millionen Euro) investiert, um ihre Schiffe sauberer zu machen, heißt es beim Clia.

Das Geld fließt laut Clia in Spritspartechnologien, aber auch in Filtersysteme, die die Emissionen um bis zu 90 Prozent senken sollen. Ein besseres Abfallrecycling soll Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.

Abwasser an Bord klären

Auf dem derzeit größten Kreuzfahrtschiff der Welt, der Harmony of the Seas, wollen knapp 6.000 Passagiere und 2.100 Besatzungsmitglieder gut essen und dies an weiß gedeckten Tischen. Die umweltgerechte Entsorgung von Abwässern ist deshalb ein wichtiges Thema bei Kreuzfahrten, eine Entsorgung im Hafen kaum umsetzbar.

Dabei geht es nicht nur um biologische Abwässer aus den Toiletten. Hinzu kommen chemische Abwässer aus Küche und Wäscherei. Bleibt also nur, Abwasser an Bord zu klären, sodass nur Wasser ins Meer gelangt, das fast Trinkwasserqualität besitzt. Das darf dann drei Seemeilen vor der Küste abgelassen werden.

Erste Landstromanlage in Europa

Normalerweise versorgt sich ein Schiff über einen Bordstromgenerator. Er läuft mit Diesel und pustet - mangels Katalysator - eine große Menge Schadstoffe in die Luft. Im Hamburger Hafen ist vor kurzem eine Anlage zur Versorgung von Kreuzfahrtschiffen mit Strom von Land in Betrieb genommen worden.

Wer den Altonaer Landstrom nutzt, bekommt von der Hamburger Port Authority (HPA) Rabatte beim Liegegeld. "So sollen für die Reedereien Anreize gesetzt werden, in umweltfreundliche Technologien zu investieren", teilte die HPA mit.

"Die Landstromanlage ist die erste ihrer Art in Europa", sagt der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz bei der Eröffnungszeremonie im Juni. Kreuzfahrtschiffe wie die Aida Sol können nun während der Liegezeit im Hafen ihre Dieselmotoren abschalten.

Umweltministerin Barbara Hendricks weist darauf hin, dass mit Öko-Landstrom und dem Einsatz von verflüssigtem Erdgas als Treibstoff bis zu 74 Prozent der Stickoxide, bis zu 60 Prozent Schwefeldioxide und bis zu 50 Prozent Feinstaub eingespart werden könnten.

Die Hamburger Anlage wurde von Siemens gebaut und kostete insgesamt 10 Millionen Euro. Für das Gesamtprojekt hat der Bund 3,7 Millionen Euro bewilligt, die EU 3,5 Millionen.

Ausstoß von Schiffabgasen gesunken

Die Schifffahrt verursacht erhebliche Umweltbelastungen durch Abgase, Abfälle und Ölrückstände. Anfang 2015 wurden Nord – und Ostsee zu "Sulphur Emission Control Areas (SECA)" erklärt. Seit dem 1. Januar 2015 gelten in den Gebieten nun verschärfte Anforderungen an den Schwefelgehalt in Schiffskraftstoffen.

Schiffe, die in Nord- und Ostsee oder dem Ärmelkanal operieren, müssen von Schweröl mit bis zu 3,5 Prozent Schwefelanteil auf einen Treibstoff mit maximal 0,1 Prozent Schwefelgehalt, den sogenannten Schiffsdiesel, umstellen oder ihre Schiffe mit Abgaswäschern - so genannten Scrubbern - ausrüsten.

Mit der Umstellung auf schwefelärmeren Kraftstoff und die Ausrüstung eines Schiffs mit einem Rußpartikelfilter und einem SCR (selective-catalytic-reduction) lassen sich die Emissionen von Ruß, Stickoxiden und anderen giftigen Stoffen wie Metalloxiden um 97 bis 99 Prozent senken. Festgelegt hat das die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO, eine Unterorganisation der Vereinten Nationen. Die EU-Kommission hat es zum Gesetz gemacht.

Das EU-Gesetz zeigt erste Erfolge: Der Ausstoß von Schiffsabgasen ist durch umweltfreundlichere Treibstoffe um 50 Prozent gesunken. Das hat eine Studie ergeben, die der Naturschutzbund Deutschland (NABU) beim Forschungsinstitut CE Delft in Auftrag gegeben hat.

Schon im Mittelmeer gelten die Umweltstandards jedoch nicht mehr. Das wird sich aber ändern. Die IMO hat bereits festgelegt, dass ab dem Jahr 2020 auf allen Gewässern ein Grenzwert von 0,5 Prozent Schwefeldioxid im Diesel gelten soll.

Gesundheit schützen

Thomas Reich vom Institut für Hygiene und Umwelt misst den Stickoxid-Gehalt der Luft im Hamburger Hafen. Bei den Stickoxiden liegen wir im oberen Belastungsbereich. "Schätzungen zufolge sind Schiffe für ein Drittel aller Stickoxid-Emissionen in Hamburg verantwortlich", sagt er.

Von Schiffsemissionen betroffen sind nicht nur Bewohner von Hafenstädten und Küstenregionen, sondern auch Crew-Mitglieder und Reisende. WHO und Helmholtz-Gesellschaft bestätigten, dass Rußpartikel aus Schiffsabgasen unter anderem Herzinfarkte verursachen und Krebs erregen können.

"Die einfachste und sicherste Maßnahme wäre die Einführung von effizienten Partikelfiltern in der Schifffahrt", sagt Professor Ralf Zimmermann vom Helmholtz-Zentrum München. Laut EU-Kommission sterben jährlich 60.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Schiffsemissionen.

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