Wärmeträger und Energiequellen: Der Mix macht‘s

Halbzeit in der kommunalen Wärmeplanung für Oldenburg: Die aktuelle Wärmeversorgung und das Potenzial möglicher zukünftiger Wärmequellen wurde analysiert. In enger Abstimmung mit der Stadt Oldenburg hat der Energienetzbetreiber EWE NETZ die Zwischenergebnisse am Mittwoch, 18. September, in einer öffentlichen Informationsveranstaltung interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt.


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Ergebnisse der Bestandsanalyse

Die Bestandsanalyse umfasste eine detaillierte Datenerhebung und -auswertung. Dabei wurden unter anderem folgende Aspekte der Wärmeversorgung untersucht:

 Wärmebedarf: Der Gesamtwärmebedarf in Oldenburg beträgt rund 2 Terrawattstunden pro Jahr. Privathaushalte, Gewerbebetriebe, Industrie und öffentliche Einrichtungen zusammengenommen. Der Wohnsektor ist dabei der größte Verbraucher, der etwa 70 Prozent des Gesamtwärmebedarfs ausmacht. Erdgas dominiert als Energieträger mit einem Anteil von rund 93 Prozent, während Heizöl 5 Prozent beiträgt. Mit wenigen Prozentpunkten vertreten sind zusätzlich Strom und Holz, zum Beispiel für Wärmepumpen und Holzöfen. 

 Gebäudestruktur: Nahezu 90 Prozent der Gebäude in Oldenburg wurden vor dem Jahr 1995 erbaut, was auf einen hohen Modernisierungsbedarf hinweist. Es besteht aber in allen Baualtersklassen ein Sanierungspotenzial. 

 Versorgungsstruktur und Heizsysteme: Im Deutschlandvergleich hat Oldenburg sehr wenig Heizöl. Historisch bedingt gibt es in Oldenburg hauptsächlich dezentrale Gasheizungen und nur vereinzelt Nahwärmenetze. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu anderen Großstädten mit flächendeckenden Fernwärmenetzen. Das Alter der bestehenden Gasheizungen ist komplett durchmischt – was im Vergleich zu anderen Städten ungewöhnlich ist. 14 Prozent der Gasheizungssysteme sowie 43 Prozent der Ölheizungssysteme sind älter als 25 Jahre, in den nächsten Jahren wird deshalb ein erhöhter Austauschbedarf anstehen. Dies bedeutet, dass viele Heizsysteme ineffizient sind und durch moderne, umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden sollten.

Zukunftsperspektiven

Aufbauend auf den Ergebnissen der Bestandsanalyse wurde eine umfassende Potenzialanalyse durchgeführt. Sie beleuchtet die Möglichkeiten der zukünftigen Wärmeversorgung in Oldenburg:

 Erneuerbare Energien und Abwärme: Es wurden Potenziale zur Nutzung erneuerbarer Energien festgestellt. Besonders die Nutzung von Dach-Photovoltaik (PV) stellt eine vielversprechende Option dar. PV-Anlagen könnten – bei Maximalbelegung der geeigneten Dachflächen – jährlich rund 740 Gigawattstunden (Gwh) erzeugen und damit theoretisch den gesamten aktuellen Strombedarf Oldenburgs abdecken – es gibt also weiteres Potenzial. Dabei ist Oldenburg bereits „Solarhauptstadt“. Die entsprechenden Dachflächen können natürlich auch zur Nutzung von Solarthermie genutzt werden. Inwieweit Photovoltaik zur Abdeckung des zukünftigen Strombedarfs zur Wärmeversorgung beitragen kann, auch unter Berücksichtigung der saisonal schwankenden Stromproduktion, wird im Zielszenario der kommunalen Wärmeplanung noch analysiert.

Neben der Photovoltaik könnte auch Geothermie in der künftigen Wärmegewinnung eine tragende Rolle spielen; hier wäre die oberflächliche Geothermie (bis 400 Meter Tiefe) attraktiv. Untersuchungen ergeben ein angenommenes Wärmepotenzial von rund 850 Gigawattstunde pro Jahr. Sie ist allerdings nicht im gesamten Stadtgebiet nutzbar. Zudem existiert in Oldenburg ein bestätigtes Potenzial in der mitteltiefen Geothermie bis 2.000 Meter Tiefe.  Die Temperaturen des Thermalwassers in diesem Bereich betragen ungefähr 35 bis 60 °C mit einem vermuteten Wärmepotenzial von 70 bis 102 GWh im Jahr. Die Nutzung der mitteltiefen Geothermie soll ein wichtiger Bestandteil im Energiekonzept des neuen Flötenteichbads werden.

Luftwärmepumpen bergen außerdem großes Potenzial für die Wärmegewinnung der Zukunft. Vor allem in der dezentralen Wärmeversorgung werden Luftwärmepumpen eine entscheidende Rolle einnehmen.

Es gibt weitere kleinere Wärmequellen im Stadtgebiet, die vereinzelt zur Wärmeversorgung der Zukunft beitragen können. Ein interessanter Aspekt der regenerativen Wärmegewinnung wäre die Wärmenutzung aus Flusswasser. Eine beispielhafte Flusswasserwärmepumpe an einer Entnahmestelle in der Hunte könnte jährlich knapp 19 Gigawattstunden Wärme im Jahr bereitstellen. Eine Analyse für das gesamte Potenzial in Oldenburg steht noch aus. Aufgrund des relativ geringen Industrieanteils in Oldenburg fällt auch die Höhe der industriellen Abwärme pro Jahr eher gering aus. Zu weiteren Wärmequellen zählen auch Biomasse und Abwärme aus Abwasser. Schon heute wird in zwei Projekten in Oldenburg aus Abwasser Wärme gewonnen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Mix der verschiedenen Wärmeträger und Energiequellen für Oldenburg die Lösung bietet.

 Effizienzsteigerung und Sanierung: Durch gezielte Energieberatung und Sanierungskonzepte könnte der Energiebedarf verringert werden. Die Stadt Oldenburg hält bereits Förderprogramme für Altbausanierungen (inklusive Austausch zu Heizsystemen Wärmepumpe oder Pelletheizung) vor. Außerdem bietet sie geförderte Erstberatungen zu Energieberatung sowie Solaranlagen an. Die energetische Sanierung der Bestandsgebäude ist notwendig zur Erreichung der Klimaziele. Jede gesparte Kilowattstunde spart Treibhausgasemissionen ein. Zudem bedeutet ein geringerer Wärmebedarf auch einen geringeren Flächenbedarf zur Nutzung erneuerbarer Energien.

 Eignungsgebiete für Wärmenetze: Diese werden in den nächsten Arbeitsschritten identifiziert.

Umsetzungsmaßnahmen und Ausblick

Mit der Bestands- und Potentialanalyse sind die ersten zwei der vier Projektphasen abgeschlossen. Die nächsten Schritte umfassen das Zielszenario und eine ganzheitliche Wärmewendestrategie:

 Zielszenario und Maßnahmenkatalog: Basierend auf den Analyseergebnissen wird ein Zielszenario entwickelt und ein Maßnahmenkatalog erstellt. Dazu wird sich unter anderem angeschaut, welche Quartiere sich in Oldenburg mit den vorhandenen Potenzialen besonders gut für Wärmenetze oder für die dezentrale Wärmeversorgung eignen. Innerhalb der ersten fünf Jahre sollen mindestens fünf Maßnahmen umgesetzt werden. Dazu können unter anderem die Förderung von Sanierungsmaßnahmen und die Erstellung von Machbarkeitsstudien für Wärmenetze gehören.

 Einbindung weiterer Akteure: Die erfolgreiche Umsetzung der Wärmeplanung erfordert es, Schlüsselakteure einzubinden, darunter Energieversorger, Industrie- und Gewerbebetriebe sowie die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Oldenburg. Die aktive Beteiligung der Bevölkerung ist entscheidend, um die Wärmewende gemeinsam zu gestalten.

 Digitaler Zwilling: EWE NETZ und die Stadtverwaltung nutzen eine spezielle Software, den sogenannten „digitalen Zwilling“. Mithilfe des Programms wird die Stadt Oldenburg digital dargestellt und der Energieverbrauch, Energieträger und erneuerbare Potenziale sichtbar gemacht. Das erleichtert die zukünftige Szenarienbildung und Planungsprozesse.

 Förderprogramme: 

Die Stadt Oldenburg hält Förderprogramme für Altbausanierungen (inklusive Austausch zu Heizsystemen Wärmepumpe oder Pelletheizung) vor. Außerdem bietet sie geförderte Erstberatungen zu Energieberatung sowie Solaranlagen an. Förderprogramme sollen genutzt werden, um die finanzielle Unterstützung für Sanierungsmaßnahmen und den Ausbau erneuerbarer Energien zu sichern.

Mehr erfahren

Im Anschluss an die Präsentation standen Expertinnen und Experten der Stadt Oldenburg, von EWE NETZ und Enersis sowie INeG für Fragen und Gespräche zur Verfügung. Dieses Angebot wurde gut angenommen. Neue Fragen, die aktuell noch nicht in der FAQ-Liste der städtischen Website unter www.oldenburg.de/waermewende » aufgeführt sind, werden zeitnah ergänzt und beantwortet.

Aktuelles rund ums Klima finden Interessierte zudem online auf www.oldenburg.de/klima ». Fragen zum städtischen Klimaschutz können gerne per E-Mail an klima[at]stadt-oldenburg.de gerichtet werden.

Stadt Oldenburg direkter Link zum Artikel