Abfall-Bilanz 2022 von Einflüssen wie Corona und Konsumverhalten geprägt

Abfall-Bilanz 2022 von Einflüssen wie Corona und Konsumverhalten geprägt

Oldenburgerinnen und Oldenburger entlasten weiter ihre Umwelt dank Sensibilisierung für Mülltrennung und überdenken offenbar ihr Konsumverhalten. Das zeigen die Zahlen der Abfallbilanz des Abfallwirtschaftsbetriebs Stadt Oldenburg (AWB) von 2022.


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Im Jahr 2022 sind insgesamt 66.312 Tonnen Abfälle eingegangen (Vorjahr: 68.531 Tonnen, 2020: 69.384 Tonnen). Somit ist die Gesamt-Input-Menge gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent gesunken. Zu den größten Abfall-Fraktionen, die vom AWB entsorgt werden und etwa 80 Prozent der Gesamtmasse abbilden, zählen Restmüll, Bioabfall, Grünabfälle, Holz und Sperrmüll.

AWB-Betriebsleiter Volker Schneider-Kühn freut die Gesamt-Entwicklung: „Wir sehen anhand der Zahlen, dass wir in einigen Bereichen wieder Vor-Corona-Niveau erreicht haben – und in anderen Fraktionen sogar Mengenabnahmen. Die Einflüsse und Auswirkungen von Corona sowohl in 2020 als auch in 2021 sind an vielen Stellen sichtbar, haben sich nun aber weitestgehend normalisiert. Auch die Vegetationseinflüsse spielen eine Rolle.“

„Guter Weg, auf dem wir uns befinden“

Und neben der vermehrten Aufklärungsarbeit zur Abfalltrennung, die der AWB seit einiger Zeit online und offline aktiv vorantreibt, sieht er einen bewussteren Umgang der Kundschaft mit Abfällen: „Verändertes Konsumverhalten dürfte zu veränderten Abfallmengen geführt haben und auch in Zukunft weiter dorthin führen. Zumindest lassen dies die Interpretationsspielräume zu. Das ist ein guter Weg, auf dem wir uns befinden.“ Dafür spricht besonders die Kennzahl, die den Restmüll betrifft: Im niedersächsischen Vergleich ist diese mit 107,6 kg pro Einwohnenden ausgesprochen niedrig.

Zunahmen gegenüber dem Vorjahr

Die deutlichste Mengenzunahme gegenüber 2022 ist beim Straßenkehricht zu verzeichnen – doch dafür gibt es laut Schneider-Kühn eine plausible Erklärung: „Wir haben deutlich mehr Reinigungsaufträge von anderen städtischen Dienststellen erhalten, deshalb konnten wir hier am Jahresende ein Plus von 472 Tonnen verbuchen.“ Aber was genau ist mit „Straßenkehricht“ gemeint? „Unter der Bezeichnung versteht man alles, was mittels unserer Kehrmaschinen von den Straßen gekehrt werden kann. Auch Rollsplitt zählt dazu, aber eben auch Müll unterschiedlicher Art. Und je nach Jahreszeit schwanken die Anteile an mineralischen und organischen Abfällen.“

Die deutlichen Mengenzunahmen von Laub (plus 333 Tonnen) und Sperrmüllresten (plus 322 Tonnen) sieht Schneider-Kühn entspannt: „Bei diesen Größenordnungen handelt es sich durchaus um normale Schwankungen, das kommt vor.“ Bei der Jahresbilanz sticht noch eine Fraktion ins Auge: Kunststoffe. „Deren Menge ist um 19 Tonnen gestiegen. Aufgrund der geringen Dichte ist das eine enorme Steigerung. Dies liegt vermutlich an der stärkeren Trennung, die wir auf der Wertstoffannahmestelle durchführen.“

Biomüll auf absteigendem Ast

Spitzenreiter bei den Einsparungen sind die Bioabfälle: Ein Minus von 1.489 Tonnen steht hier am Jahresende. Woran liegt es? „Durch die erfolgreiche Biokampagne wurden insbesondere 2019, 2020 und 2021 Störstoffanteile aus der Biotonne Richtung Restmüll verlagert. Diese Entwicklung hält weiter an“, zeigt sich Schneider-Kühn erfreut über die wegweisende Richtung. Auch Vegetationseinflüsse bedingt durch trockene Witterungsphasen hätten ihren Anteil daran – das gelte im Übrigen auch für die Abnahme bei Grünabfällen (-335 Tonnen). Das große Minus bei Bauabfällen und Holz (gesamt -688 Tonnen) führt der AWB-Betriebsleiter nach wie vor auf eine spürbare Normalisierung in diesem Bereich nach den starken Corona-Jahren 2020 und 2021 zurück, in denen die Menschen häufiger zuhause waren und so vermehrt Zeit für Aufräum- und Renovierungsaktivitäten hatten. Ein weiterer Nach-Corona-Effekt zeigt sich bei den öffentlichen Papierkörben: Hier scheinen sich die Zahlen auch wieder zu normalisieren (-46 Tonnen).

Spannend ist der Blick auf die Zahlen des Restmülls: Ein Minus von 529 Tonnen ist hier verzeichnet. „Ich sehe in diesem Bereich einen bedeutenden Zusammenhang mit den allgemeinen Kostensteigerungen, verändertem Kaufverhalten und sparsamen Verhaltensweisen“, ist sich Schneider-Kühn sicher. „In den beiden Vorjahren gab es hier noch Corona-bedingte überdurchschnittliche Steigerungen.“ Zudem gäbe es eine große Anzahl verschiedener Behälter von 20 bis 1.100 Liter – somit könne jeder Haushalt sein Volumen dem tatsächlichen Bedarf anpassen. Und einen weiteren Punkt führt er an: Die größere Trennsensibilisierung der Kundinnen und Kunden durch mehr Aufklärungsarbeit des AWB.

Überraschende Zahl bei Schadstoffen

Interessant ist die Mengenabnahme bei den Schadstoffen von minus 47 Tonnen – und das trotz eines Mehrangebots an Schadstoffsammeltagen. Ob die Bürgerinnen und Bürger möglicherweise einen umweltbewussteren Umgang an den Tag legen? Die Antwort bleibt offen, ebenso, in inwieweit sich weniger Schadstoffe in den Haushalten befinden. Fakt ist aber: Die mobile Schadstoffsammlung wird immer mehr zur Abgabe von Elektroschrott genutzt.

Nachfolgend ein Überblick über die Entwicklung einzelner Müll-Fraktionen:

Restmüll:

Der über die schwarze Tonne gesammelte Restmüll hat mit 18.723 Tonnen den größten Anteil (28 Prozent) an der Gesamt-Abfallmenge, die vom AWB verarbeitet wurde. Doch es gibt Anzeichen für ein relativ bewusstes Trennverhalten: Denn gegenüber dem Vorjahr ist der Anteil um -529 Tonnen gesunken (2021: 19.252 Tonnen) und liegt damit wieder auf Vor-Corona-Niveau. Bezogen auf die Einwohnerzahl sank das Pro-Kopf-Aufkommen um 4,7 Kilogramm auf 107,6 kg/Einwohnenden.

Biomüll:

Die Menge lag in 2022 bei 14.528 Tonnen und damit niedriger als im Vorjahr (2021: 16.017 Tonnen).

Dennoch veränderte sich die Gesamt-Literzahl beim Bioabfall 2022 zu 2021 um 36.060 Liter (plus 1 Prozent). Das Pro-Kopf-Aufkommen bezogen auf die Einwohnerzahl beträgt 83,5 kg/Einwohner (minus 10 kg/Einwohner gegenüber 2021).

Grün-/Gartenabfälle:

Die Menge der Grün- und Gartenabfälle sank in 2022 gegenüber dem Vorjahr um 335 Tonnen auf 8.921 Tonnen.

Sperrmüll:

Beim Sperrmüll wurde eine Schippe draufgelegt: 5.040 Tonnen wurden 2022 zusammengetragen, 322 Tonnen mehr als im Vorjahr.

Müll aus öffentlichen Abfallbehältern:

Die aus öffentlichen Abfallbehältern gesammelte Abfallmenge betrug im vergangenen Jahr 344 Tonnen. Das sind 46 Tonnen weniger als im Vorjahr.

Darüber hinaus benennt der AWB auch die weiteren Erfassungsmengen:

Leichtverpackungen:

In 2022 hat die ARGE Duales System Oldenburg 5.913 Tonnen an Leichtverpackungen über die gelben Säcke beziehungsweise gelben Tonnen gesammelt. Damit hat die Menge gegenüber dem Vorjahr um rund 6 Prozent abgenommen und liegt auf dem Niveau von 2019. Das Pro-Kopf-Aufkommen sank leicht auf 34 kg pro Einwohnenden.

Papier, Pappe und Kartonagen (PPK):

Über die blauen Tonnen wurden laut ARGE im vergangenen Jahr 9.963 Tonnen entsorgt. Somit ist eine deutliche Mengenabnahme um minus 12 Prozent zu verzeichnen (2021: 11.363 Tonnen). Das Pro-Kopf-Aufkommen hat einen absoluten Tiefstwert von 57 kg pro Einwohnenden erreicht.

Altglas:

4.282 Tonnen Altglas wurden in 2022 in den öffentlichen Altglascontainern gesammelt – dies entspricht einem Rückgang von 9 Prozent im Vergleich zu 2021 (4.726 Tonnen). Corona-bedingt war der Anstieg von 2020 zu 2019 um 12 Prozent außergewöhnlich groß und eine entsprechende Abnahme nach Normalisierung zu erwarten. Das Pro-Kopf-Aufkommen liegt nach 2022 nun wieder bei 25 kg pro Einwohnenden.

Annahmestellen weiter gut besucht

Im vergangenen Jahr fuhren insgesamt 150.762 Kundinnen und Kunden die beiden Wertstoffannahmestellen Neuenwege und Langenweg an und ließen im Durchschnitt 129 kg pro Kopf da (2021: 132 kg). Auch wenn gegenüber 2021 eine Kundenabnahme um 11 Prozent zu verzeichnen ist, bewegt sich die Anlieferungsmenge pro Kundenbesuch auf einem ähnlich hohen Niveau.

Und was noch zu beobachten ist: Die Wertstoffannahmestelle Langenweg hat in den beiden vergangenen Jahren gegenüber Neuenwege deutliche Kundenanteile hinzugewonnen. „Wir denken, dass das mit der Optimierung des Standortes zu tun hat. Bürgerinnen und Bürger aus dem Stadtnorden nutzen den Langenweg gerne, den wir Ende 2019 baulich aufgewertet und serviceorientiert gestaltet haben. Auch die Anpassung der Öffnungszeiten findet Anklang.“ Der Tagespitzenwert in Neuenwege lag übrigens am 25. März 2022 bei 542 Kundinnen und Kunden, am 1. November 2022 lieferten stolze 486 Personen im Langenweg ihre Abfälle an.

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