Energetische Abfallverwertung: Nicht einfach nur verheizt

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Nun also Wind und Sonne ebenbürtig: Im jüngst beschlossenen Gebäudeenergiegesetz wird hierzulande die Abwärme aus der Müllverbrennung wie erneuerbare Energie eingestuft. Mit dieser Gleichstellung tritt die thermische Abfallbehandlung aus dem Schatten ihres negativen Images. Ein Anlass, um genauer auf die Entsorgungsform zu blicken.


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Einfach nur verheizt wird im Kraftwerkofen ohnehin nichts, sondern in erster Linie Müll auf ein Minimum reduziert, Schadstoffe vernichtet und Deponien entlastet - konstant und bereits seit den 1990er Jahren sauber . Auch das deutsche Umweltbundesamt meint: „Die thermische Abfallbehandlung ist in Deutschland eine der tragenden Säulen der Abfallentsorgung .”

Effektive Müllbeseitigung plus Wärmegewinn

Müll ist ein Thema mit Gewicht: So verzeichnete die deutsche Abfallbilanz ein Müllaufkommen in 2021 von etwas mehr als 411 Millionen Tonnen . Davon wurden knapp 48,5 Millionen Tonnen energetisch verwertet , also verbrannt und Energie daraus gewonnen.

Auch das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) berücksichtigt diese Form der Energieerzeugung, und zwar in besonderer Weise: So wird die Abwärme aus der Müllverbrennung erneuerbarer Energie gleichgestellt . Wer also über Wärmenetze Energie aus Müllverbrennungsanlagen nutzt, erfüllt die gesetzlichen Anforderungen zum künftigen Betrieb von Heizungsanlagen.

Parallel zur wirksamen Abfallbeseitigung liefert die Müllverbrennung seit Jahren einen Beitrag zur Energieversorgung. „Insgesamt liegt die Energiebereitstellung der thermischen Abfallbehandlung (TAB) an Strom, Fernwärme und Prozessdampf bei über 30 Millionen Megawattstunden pro Jahr”, bilanziert die Interessengemeinschaft der Thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland (ITAD)  – was umgerechnet immerhin rund 5 Prozent des erzeugten Gesamtstroms in 2022 ausmacht .

Die Energierückgewinnung aus Müll – Waste-to-Energy – verringert den Bedarf an Gas oder Kohle und stützt zugleich die Versorgungssicherheit. So konstatiert auch das Umweltbundesamt bei einer Betrachtung zur „Energieerzeugung aus Abfällen” bis 2030, dass vor allem Wärme aus Müll gefragt sein wird, „da in den nächsten Jahren viele thermische Kraftwerke vom Netz gehen, die auch in die Kraft-Wärme-Kopplung eingebunden waren. Diese Lücke könnten energetische Abfallverwertungsanlagen anteilig schließen .”

Nützlich für Mensch und Kreislaufwirtschaft

Knapp 70 Abfallverbrennungsanlagen stehen zentral in deutschen Ballungsgebieten, um Abfälle ohne lange Anfahrtswege verarbeiten und die daraus gewonnene Energie zügig in die Netze und damit zu den Menschen bringen zu können. Hocheffektive Filter zur Abgasreinigung machen die Kraftwerke sauber. So sauber, dass sie sich sogar als Naherholungsgebiet eignen. Wie beispielsweise in Kopenhagen: Dort steht die Müllverbrennungsanlage „Amager Bakke“, die nicht nur mit über 400.000 Tonnen verwertetem Abfall pro Jahr Wärme für 150.000 Haushalte und Strom in 62.500 Häuser liefert, sondern als „CopenHill“ zugleich beliebte Freizeiteinrichtung mit Skipiste, Aussichtsplattform und Kletterwand ist . Auch in Wien-Spittelau befindet sich eine Müllverbrennungsanlage, deren Fassade zum städtischen Kunstwerk erhoben wurde – gestaltet von Friedensreich Hundertwasser.

Darüber hinaus gehen die bei der Müllverbrennung übrigbleibenden Schlacken und Rostaschen als Ersatzbaustoffe in die Wiederverwertung. Mittels Abtrennung der mineralischen Komponenten lassen sich daraus natürliche Ressourcen wie etwa im Bau dringend benötigter Sand und Kies ersetzen. Damit ist die Müllverbrennung keine End-of-Pipe-Technologie, sondern Bestandteil einer zirkulären Wirtschaft. Aus Waste-to-Energy wird „Waste-to-Value”.

Auch Kunststoffabfälle thermisch nutzen

Die Müllkraftwerke könnten zudem mehr Plastikmüll energetisch verwerten. Schließlich besitzt 1 Kilogramm Kunststoff (PE/PET) einen Heizwert von 25.000 bis 46.000 Kilojoule, Holzpellets liegen zum Vergleich bei etwas über 18.000 Kilojoule. Plastikmüll birgt folglich ein hohes Potenzial zur Wärme- und Stromproduktion, unabhängig von Wind und Sonne.

Per Verbrennung würde sich auch das Problem mit dem Plastikabfall verringern, speziell bei den schwer recycelbaren Produkten wie Folien oder eingefärbtem PET. Die dabei entstehenden Emissionen ließen sich per Abscheidungsverfahren auffangen und für die Nutzung bei der Pflanzenzucht oder in der chemischen Industrie aufbereiten.

Da Müll dort anfällt, wo Menschen leben und arbeiten, ist er regional verfügbar. Naheliegend also, seine Entsorgung zugleich als Energiequelle zu nutzen.

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