„Bundesprogramm Blaues Band Deutschland“ in der Diskussion

Glawe: Wassertourismus nicht gefährden - Länderübergreifende Abstimmung nötig - Peene darf nicht entwidmet werden

Das „Wassertourismuskonzept des Bundes“ und das „Bundesprogramm Blaues Band Deutschland“ sind am Montag in Waren (Müritz) Schwerpunkte einer Veranstaltung im Müritzeum gewesen. „Unser Land profitiert von den natürlichen Gegebenheiten. Doch davon allein kann der Tourismus nicht leben. Insbesondere die wassertouristische Infrastruktur wurde in den vergangenen Jahren mühevoll im Land aufgebaut. Der Wassertourismus ist einer der Hauptmärkte der touristischen Entwicklung im Land.


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Mögliche Renaturierungen könnten zu einer Einschränkung der wassertouristischen Nutzung in diesen Gebieten bis hin zum Entzug von Wassertourismusrevieren führen. Von ausgebauten Wasserstraßen profitiert auch die heimische Wirtschaft abseits der Ufernähe. Der Wassertourismus im Land darf nicht gefährdet werden“, sagte der Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus Harry Glawe am Montag.

Veranstalter in Waren (Müritz) war der Landestourismusverband Mecklenburg-Vorpommern. „Der naturnah aufgebaute Tourismus gerade im ländlichen Raum darf keinesfalls aufs Spiel gesetzt werden. Entsprechende Antworten geben die vorliegenden Konzeptpapiere nicht. Sowohl das Wassertourismuskonzept als auch das Bundesprogramm zum Blauen Band führen vielmehr zu großer Sorge und Beunruhigung um die Regionalentwicklung und die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort“, sagte der Präsident des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern Jürgen Seidel. An der Veranstaltung nehmen Bundesabgeordnete, Landtagsabgeordnete, Kammervertreter und Unternehmer aus MV und Brandenburg sowie vom Bundesverkehrsministerium teil.

350 Wasserwanderrastplätze, über 20.000 Liegeplätze

„Kaum eine Branche ist so breit aufgestellt wie der Wassertourismus. Auch die Binnenschifffahrt ist eng mit anderen Urlaubsformen im Land verbunden. Wasser spielt bei uns im Tourismus eine große Rolle und die Naturressource und natürlichen Voraussetzungen bieten dem Land Alleinstellungsmerkmale innerhalb Deutschlands und Europa. Das Land nimmt aufgrund seiner zentralen Lage im europäischen Wasserstraßennetz eine besondere Stellung und Funktion ein.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es derzeit 350 Wasserwanderrastplätze, Marinas und Sportboothäfen mit 14.000 Liegeplätzen an der Küste und 7.725 Liegeplätzen im Binnenland. „Der Wassertourismus ist eine Wachstumsbranche mit überdurchschnittlich gestiegenen Bruttoumsätzen“, sagte Glawe. In den vergangenen untersuchten 10 Jahren haben sich die Bruttoumsätze auf 494 Millionen Euro verdreifacht. 1.400 Anbieter sind mit rund 7.000 Beschäftigten in diesem Bereich tätig. Der Anteil des Wassertourismus in der Tourismuswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern beträgt ca. 10 Prozent.

Länderübergreifende Abstimmung nötig – Peene darf nicht entwidmet werden

„Von der Peene bis zur Müritz-Havel-Wasserstraße: Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern versperrt sich Diskussionen um die Zukunft der touristisch relevanten Bundeswasserstraßen in Mecklenburg-Vorpommern nicht. Am Ende aber müssen Lösungen stehen, die den touristischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der Regionen im Umfeld Rechnung tragen. So lange es diese nicht gibt, muss der Bund zu seiner Verantwortung stehen. Dazu gehört auch, dass die in der Mehrzahl sanierungsbedürftigen Schleusen in Stand gehalten werden und die durchgängige Befahrbarkeit gesichert wird“, mahnte Tourismuspräsident Seidel weiter.

„Die Wasserstraßen sind wichtige touristische Verkehrsadern im Land. Wir brauchen eine ressort- und länderübergreifende Abstimmung und die Unterstützung von den Tourismus- und wassertouristischen Verbändern sowohl auf Landes- als auch Bundesebene. Nicht nur die Verkehrs- und Umweltbereiche, sondern auch der Tourismus- und Wassersportbereich muss auf ministerieller und Verbandsebene einbezogen werden, damit diese Belange aufgenommen werden können. Um die Erfolgsgeschichte der Branche fortzusetzen, sind auch abgestimmte Prozesse mit der Regionalentwicklung für die Entwicklung ländlicher Räume notwendig“, forderte Wirtschaftsminister Glawe. Wassertouristisch werden die Wasserstraßen für Fahrten in andere wassertouristische Reviere oder für Rundfahrten durch die Flusskreuz- oder Fahrgastschifffahrt, durch Charterboote, Motor- oder Segelbote sowie Kanus und Kajaks genutzt. Daher ist es wichtig, dass sie zukünftig weiter zur Nutzung gesichert werden. „In Mecklenburg-Vorpommern darf die Peene wegen der touristischen Schiffsverkehre darauf mit Elektrobooten, Charter-, Motor- und Segelbooten sowie mit Fahrgastschiffen nicht entwidmet werden. Sie ist eine Freizeitwasserstraße und kein Naturgewässer“, sagte Glawe.

Über eine halbe Milliarde Euro in den Wassertourismus investiert

Insgesamt hat das Wirtschaftsministerium in Mecklenburg-Vorpommern von 1990 bis heute (Stand Ende Juni 2016) 351 wassertouristische Infrastrukturmaßnahmen gefördert. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf 555,1 Millionen Euro, die Förderung betrug rund 393 Millionen Euro. Im Bereich des Gewerbes wurde in 150 Sportboothäfen und Marinas rund 252 Millionen Euro investiert. Sie wurden mit 90,6 Millionen Euro an Investitionsförderung unterstützt. Die Mittel der Zuschüsse vom Wirtschaftsministerium stammen aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) und unter anderem aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

„Dauerhafter Erfolg beruht auf Investitionen an den richtigen Standorten beispielsweise zur Herstellung eines Sportboothafennetzes“, sagte Glawe. Das beträfe sowohl gewerbliche Investitionen in touristische Einrichtungen im Wassertourismus (Marinas, Sportboothäfen), aber auch Investitionen in die touristische Infrastruktur. „Wer durch das Land reist, sieht am Wasser neben einer einzigartigen Naturausstattung Seebrücken, Schiffsanleger, Wasserwanderrastplätze, Anlegestellen, Strandpromenaden, Badestellen, Rettungstürme und barrierefreie Strandabgänge, die genutzt und besucht werden“, so Glawe abschließend.

Informationen zum Programm „Blaues Band Deutschland“

Aktuell wird vor allem das Programm „Blaues Band Deutschland“ bundesweit intensiv diskutiert. Dabei geht es darum, dass Deutschlands Wasserstraßen wieder naturnaher werden sollen. Die Renaturierung von Flüssen und Auen schafft Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt der Gewässerlandschaften und setzt neue Akzente für Freizeit und Erholung (http://www.blaues-band.bund.de/). Das Bundesprogramm wird derzeit gemeinsam vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) entwickelt. Es soll vom Bundeskabinett Ende 2016 als Handlungsrahmen für die nächsten Jahre beschlossen werden. Derzeit werden die fachlichen und konzeptionellen Grundlagen erarbeitet.

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