Flüssen wieder mehr Raum geben

Experten diskutieren Bedeutung der Gewässer für die Stadt

Mehr Raum für Flüsse in Stadt und Land. Das ist das Ergebnis einer Tagung, die gemeinsam von der Stiftung LIVING RIVERS und dem Deutschen Werkbund Bayern e.V. in München durchgeführt wurde. Rund 100 Experten aus dem In- und Ausland diskutierten im Oskar von Miller-Forum die Bedeutung von Flüssen für die Stadt sowie die Rolle der Gewässer in der Stadtentwicklung an konkreten Beispielen wie der Emscher, dem Wienfluss, der Alten Donau in Wien, der Isenach in Bad Dürkheim, der Vils in Vilsbiburg und der Donau in Ingolstadt.


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Flüsse sind nicht nur die Lebensandern der Landschaft, sie prägen nach Auffassung der Experten vor allem das Bild von Städten und Gemeinden. Insbesondere in Zeiten von Hochwasser komme ihnen eine entscheidende Bedeutung zu, wie der Experte für Flussrenaturierung, Walter Binder, auf der Tagung deutlich machte. „Flüsse und entsprechende Hochwasserbauten müssen so gestaltet werden, dass das Wasser im Hochwasserfall schadlos abfließen kann. Flüssen muss dementsprechend Raum gegeben werden. Wo dieser bereits eingeengt ist, muss er zurückgegeben werden“, so Binder. Potentiellen Raum böten nach Ansicht von Binder vor allem Flächen von stillgelegten Industriebetrieben, die im Zuge der Stadtentwicklung umgestaltet werden können. Eine vorrausschauende Planung und Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdisziplinen sei hier unbedingt notwendig. Um Hochwasser-Schäden zu begrenzen, müssten Flüsse möglichst naturnah fließen können. Durch den Einbau gewässertypischer Strukturen werde laut Binder die ökologische Wirksamkeit verbessert. Zudem erleichterten naturnahe Ufer den Zugang an das Wasser und begünstigten die Freizeitnutzung.

Als Leuchtturmprojekt für eine naturnahe Umgestaltung stellte Dr. Mario Sommerhäuser von der Emschergenossenschaft/Lippeverband Essen in seinem Vortrag die Emscher-Renaturierung in Nordrhein-Westfalen vor. Der Biologe zeigte speziell die positiven Folgen auf, die eine Renaturierung für die Bürger mit sich bringe. „Flüsse besitzen ein enormes Potential als Erholungs- und Erlebnisraum, wenn man ihnen ausreichend Platz lässt. Dies muss genutzt werden“, sagte Sommerhäuser. Insbesondere müssten die Gewässer für die Menschen sichtbar, erlebbar und zugänglich sein. Dies könne durch die Anlage von flachen Uferbereichen, von Treppen oder Sitzstufen, die den Zugang zum Wasser ermöglichten oder Aussichtskanzeln mit Blick auf das Wasser realisiert werden. Gerade für Kinder und Jugendliche könnten Flüsse laut dem Biologen ein wichtiger Erlebnis- und Bildungsort in der Stadt sein. „Kinder kommen immer seltener mit der Natur in Berührung. Naturnahe Gewässer und die in ihnen lebenden Pflanzen und Arten könnten ihnen einen Zugang hierzu ermöglichen“, unterstrich Sommerhäuser.

Dass eine erfolgreiche Umgestaltung von Flüssen und Bächen zu naturnahen Gewässern eine Gemeinschaftsaufgabe ist, verdeutlichte Thomas Paulus von der Gesellschaft für Gewässerunterhalt (GfG) Mainz am Beispiel der Isenach in Bad Dürkheim. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umgestaltung seien die fächerübergreifende Zusammenarbeit der am Prozess Beteiligten, die Einbindung der Bürger sowie das Zusammenwirken verschiedener Interessensgruppen wie Stadtplanern, Architekten, Naturschützern und Fischerei-Experten. Zudem käme der Information der Öffentlichkeit eine entscheidende Rolle zu. Im Fall der Isenach seien die Bürger frühzeitig in den Prozess eingebunden worden, sowohl durch Informationsveranstaltungen als auch bei der Umsetzung an sich wie beispielsweise bei Pflanzaktionen und dem Bau mehrerer Setzsteinmauern. „Das schafft Akzeptanz, bringt den Bürgern den Fluss näher und führt zum Erfolg“, stellte Paulus fest. 

Flüssen wieder mehr Raum geben - Anhang 1
Living River Foundation