Forscher lernen aus Sturmflut 1962

Neue Instrumente für ein besseres Krisenmanagement küstennaher Grundwasservorkommen

Die Hamburger Sturmflut 1962 war nicht nur eine Katastrophe für die Hansestadt, sondern auch für die ostfriesischen Inseln, die wie Wellenbrecher vor der deutschen Küste liegen. Besonders betroffen war Baltrum. Dort gab es neben den sichtbaren Schäden an Häusern und Deichen auch zunächst nicht sichtbare Schäden im Untergrund.


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Salzwasser drang in die Dünentäler vor und sickerte in die genutzten Grundwasservorkommen ein. Noch Jahre später standen auf Baltrum nur wenige Brunnen für die Trinkwasserversorgung zur Verfügung. Angesichts des Meeresspiegelanstiegs droht die Gefahr, dass sich solche Versalzungen an den Küsten wiederholen. Wissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) haben jetzt auf Basis der damals gemessenen Daten Instrumente für ein besseres Krisenmanagement für ähnliche Katastrophenfälle entwickelt.

Die BGR-Forscher werteten für ihre Computermodelle Datensätze aus, die in den 60er Jahren von Mitarbeitern des Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung (heute Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie) erhoben wurden. Die Wissenschaftler berechneten die Menge des eingedrungenen Meerwassers und die Geschwindigkeit, mit der sich das Salzwasser im linsenförmigen Grundwasserkörper Baltrums ausgebreitet hat. „Dabei stellten wir fest, dass das Salzwasser innerhalb von nur wenigen Monaten bereits große Teile des oberflächennahen Süßwassers verschmutzt hatte. Es dauerte 6 bis 8 Jahre, bis nachsickerndes Regenwasser das Brackwasser wieder vollständig verdrängen konnte und das Grundwasser wieder nutzbar war“, erklärt BGR-Hydrogeologe Dr. Vincent Post, der die Ergebnisse der BGR-Untersuchungen jetzt zusammen mit seinem Kollegen Dr. Georg Houben im „Journal of Hydrology“ veröffentlichte.

Mit Hilfe der Ergebnisse konnten jetzt erstmals datengestützte Modelle entwickelt werden, aus denen sich Szenarien für künftige Ereignisse wie in Baltrum ableiten lassen. „Wir können jetzt besser vorhersagen, wieviel Süßwasser nach einer derartigen Katastrophe noch zur Verfügung steht und welche Sofortmaßnahmen getroffen werden müssen“, so Post.

Die Informationen aus Baltrum haben nicht nur lokale Bedeutung. Aus ihnen können auch Maßnahmen für ein besseres Krisenmanagement in anderen gefährdeten Küstenzonen der Welt abgeleitet werden. Wie notwendig dies ist, zeigen dramatische Ereignisse wie der Tsunami 2004 im Indischen Ozean oder die Sturmflut nach dem Super-Taifun "Haiyan" auf den Philippinen 2013.

Weitere Informationen:

zum Projekt:

http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Wasser/Projekte/laufend/F+E/Flin/flin_projektbeschr.html?nn=1546496 

zum Fachartikel „Density-driven vertical transport of saltwater through the freshwater lens on the island of Baltrum (Germany) following the 1962 storm flood” in Journal of Hydrology:

http://doi.org/10.1016/j.jhydrol.2017.02.007 

Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe direkter Link zum Artikel