"Hier hat sich einmal mehr gezeigt, wie sehr wir das Ehrenamt brauchen"

"Hier hat sich einmal mehr gezeigt, wie sehr wir das Ehrenamt brauchen"

Besuch in Heuchelheim: Regierungspräsident Ullrich dankt allen Beteiligten für Hochwassereinsatz

„Noch vor ein paar Tagen war hier die Heuchelheimer Seenplatte.“ Bürgermeister Lars Burkhard Steinz steht mit seinem Gast Dr. Christoph Ullrich hinter dem Ortsausgang an einem Feldrand kurz vor Lahn.


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Die untergehende Sonne spiegelt sich auf den teils noch gefluteten Flächen der Äcker und Wiesen soweit das Auge reicht. Der Regierungspräsident möchte sich nicht nur über die lokalen Auswirkungen des Hochwassers informieren. „Hier hat sich einmal mehr gezeigt, wie sehr wir das Ehrenamt brauchen“, bedankt er sich bei Roland Kraus (Gemeindebrandinspektor) und seinem Stellvertreter Volker Prötz von der Freiwilligen Feuerwehr Heuchelheim – stellvertretend für alle, die in den vergangenen Tagen entlang der Lahn und ihren Nebenflüssen geholfen haben.

„Wir haben hier den größten Retentionsraum im mittleren und unteren Lahngebiet.“ Bürgermeister Steinz versucht seit Jahren, die Flächen durch Ankäufe zu erweitern, über die das Wasser sich ausbreiten kann, damit bei einem Jahrhunderthochwasser nicht der halbe Ort geflutet wird, wie damals 1984. „Das aktuelle Hochwasser hat gezeigt, dass das der richtige Ansatz ist“, sagt er. Dazu war vor drei Jahren der südlich der Ortslage Heuchelheim noch begradigte Bieberbach auch mit Mitteln des Landes renaturiert worden. „Die Maßnahme hat sich bewährt.“ Zwar schwoll das ansonsten sanfte Gewässer an und ging an wenigen Punkten mitten im Ort in der Bachstraße über die Ufer. Die Folgen waren aber überschaubar. „Ich bin sicher, ohne die Renaturierung wäre das ganz anders ausgegangen. Der Bieberbach hatte einfach mehr Platz, sich auszubreiten.“ Beide Maßnahmen – ausgeweitete Retentionsflächen und renaturierter Bach – hätten wie Zahnräder ineinander gegriffen.

Hinzu kommt: Die Feuerwehr war perfekt vorbereitet. „Man kennt ja seine Punkte und wir wissen, wo das Wasser gerne rausgeht“, berichtet Gemeindebrandinspektor Roland Kraus. Ein mobiler Quickdamm und Sandsäcke liegen immer bereit – 1000 gefüllte und 10.000 leere. „Normalerweise bilden wir dienstagabends aus“, berichtet Roland Kraus. Einmal im Monat ist aber ZBV: Zur besonderen Verfügung. „Wir besprechen oder üben dann etwas, das den Feuerwehrleuten wichtig ist.“ Diesmal drängte sich das Thema auf: Die Hochwasserlage spitzte sich mehr zu und die höchste Meldestufe III stand kurz davor, ausgerufen zu werden. „Ab 6,80 Meter ist die kritische Phase erreicht“, sagt sein Kollege Volker Prötz. „Wenn das Richtung sieben Meter geht, bekommen wir richtige Probleme.“ Diesmal war zum Glück bei 6,20 Meter Schluss. Als dann am Mittwoch um 9.20 Uhr die Alarmierung losging, waren die Sandsäcke schon gepackt und der Hochwassereinsatzplan präsent. Mit 15 Einsatzkräften holten sie einen 60er Jahre-Traktor aus den Fluten, dichteten Bacheinläufe ab und überwachten die Lage an der Bachstraße, wo der Bieberbach über die Ufer getreten war.

Ein Problem sind bei jedem Hochwasser die Autofahrer, wenn die Lahn über ihre Ufer tritt und die Straße zu den Heuchelheimer Seen gesperrt werden muss. „Leider ignorieren nicht wenige die Straßensperre“, erklärt Roland Kraus. Das ist vor allem wegen der starken Strömung ein Problem. „Wenn der Wagen dann zur Seite treibt, kommt Panik auf und wir werden alarmiert.“ Nicht nur einmal mussten die Feuerwehrleute wegen solch grober Fahrlässigkeit ihr eigenes Leben riskieren. „Diesmal wurden drei, vier Fahrzeuge herausgezogen.“ Mittlerweile ist es eine teure Erfahrung, wie der Bürgermeister berichtet. „Seit 2010 wird der nötige Aufwand den Autofahrern berechnet – 500 Euro, wenn alles zusammengerechnet ist“, sagt Lars Burkhard Steinz.

„Was wäre, wenn wir keine Menschen vor Ort hätten, die immer – Tag und Nacht – bereit sind, gut ausgebildet zu Hilfe zu eilen: sei es bei einem Feuer, einem Autounfall oder eben einem Hochwasser?“, fragt Regierungspräsident Christoph Ullrich. Dieses persönliche Engagement zeige einen vorbildlichen Gemeinsinn. „Ich danke deshalb nicht nur den Einsatzkräften hier in Heuchelheim für ihren Einsatz, sondern allen Helferinnen und Helfern, die teilweise tagelang zwischen Marburg und Limburg im RP-Bezirk angepackt haben.“ Das Hochwasser habe gezeigt, dass auf die Freiwilligen Feuerwehren und viele andere Hilfsorganisationen zu hundert Prozent Verlass sei.

Regierungspräsidium Gießen