Lebendige Gewässer

Ein Fluss im natürlichen Zustand dient gleichzeitig dem Arten- und Hochwasserschutz

Minister Remmel: Bäche und Flüsse sind die Lebensadern für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt

Rund 80 Millionen Euro stehen in NRW jedes Jahr für die Renaturierung von Gewässern zur Verfügung. Renaturierung bedeutet, für die Flüsse in NRW wieder ein natürliches Bett zu schaffen, das den Gewässern genügend Raum gibt sich auszubreiten und einen eigenen Flusslauf zu gestalten. Damit verknüpft sind eine ökologische Aufwertung der Gewässer und gleichzeitig ein natürlicher Schutz vor Hochwasser.


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"Viele Bäche und Flüsse wurden in der Vergangenheit stark verändert, sie wurden begradigt und sogar in enge Betonkanäle gezwungen", sagte Umweltminister Johannes Remmel beim Besuch der Lippe in Paderborn zum Abschluss seiner diesjährigen Sommertour zum Thema "Lebendige Gewässer". "Damit gingen nicht nur wertvolle Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen verloren, viele unserer Bäche und Flüsse hatten auch keinen Raum mehr sich bei Hochwasser auszubreiten. Im Hochwasserfall wurde es somit sehr viel aufwendiger Schäden effektiv und nachhaltig zu vermeiden."

Bei seinem Besuch an der Lippe an den Talleseen in Paderborn, informierte sich Minister Remmel über die Verknüpfung von Renaturierung und Hochwasserschutz. Die Lippe bekam hier mehr Platz sich auszubreiten; aus dem geraden Lippeverlauf in einer Länge von 950 Metern wurde ein kurviger Verlauf mit einer Länge von nun rund 1.900 Metern. Die wiedergewonnene Lippeaue schafft somit neuen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen und dient gleichzeitig dem Hochwasserschutz der beiden Paderborner Stadtteile Schloß Neuhaus und Marienloh. Unterstützt wird der Hochwasserschutz zudem durch ein Hochwasserrückhaltebecken an den Talleseen und neuen Hochwasserschutzanlagen in den Ortslagen in Schloß Neuhaus und Marienloh.

"In Nordrhein-Westfalen haben wir in den letzten Jahrzehnten bereits viel für den Schutz vor Hochwasser getan: Etlichen Flüssen wurde mehr Platz eingeräumt. Vor wenigen Jahren wurden aktuelle Überschwemmungsgebiete für die gefährdeten Gewässer ausgewiesen. In den Hochwassergefahren - und -risikokarten können Bürgerinnen und Bürger sich informieren, welche Flächen bei Hochwasser wie hoch überflutet sind und wie viele Menschen und Sachwerte davon betroffen sein können. In diesem Jahr wurden erstmals Hochwasseraktionspläne erarbeitet, der technische Hochwasserschutz z. B. am Rhein wurde immer weiter verbessert und die Gefahrenabwehr optimiert", erklärte Umweltminister Johannes Remmel. "Dass diese Maßnahmen notwendig sind, zeigen die Folgen des Klimawandels. Prognostiziert werden für NRW zunehmende Niederschläge und Wasserabflüsse in den Wintermonaten, die häufiger als bisher zu Hochwasser führen können. Zusätzlich können lokale Sturzfluten die Situation insbesondere in den Kommunen verschärfen. Die extremen Hochwässer in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass vorsorgender Hochwasserschutz deutlich weniger Kosten verursacht, als wenn Schäden durch Hochwasser beseitigt werden müssen", erläuterte Remmel.

Für den Minister sind Gewässer aber vor allem Erlebnisräume, von denen alle Bürgerinnen und Bürger profitieren sollen und zugleich Lebensadern für einen reichhaltigen Schatz an heimischen Tier- und Pflanzenarten "Doch das können sie nur sein, wenn sie auch über ein intaktes Öko-System verfügen. Bei vielen Gewässern in NRW ist das leider nicht der Fall. Wir wollen dies ändern und setzen die Förderung von Gewässer-Renaturierungen daher weiter fort", erklärte Remmel. 80 Millionen Euro stellt die NRW-Landesregierung jedes Jahr zur Verfügung, die in die Renaturierung der Flüsse und investiert werden können. Alleine im vergangenen Jahr wurden rund 300 Projekte gefördert, um Gewässer ökologisch aufzuwerten, ihnen wieder mehr Raum zu geben und historische Begradigungen zurückzunehmen. Bis spätestens 2027 sollen alle Seen und Flüsse in Nordrhein-Westfalen die ökologischen Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie erreichen. Das ist entweder ein "guter ökologischer Zustand" oder - an erheblich veränderten Gewässern - ein "gutes ökologisches Potenzial".

Nach der letzten Bestandsaufnahme sind die Fließgewässer in NRW weiterhin zum Großteil nicht in einem ökologisch guten Zustand. Lediglich sechs Prozent der untersuchten rund 13.800 Gewässerkilometer in NRW verfügen über ein intaktes Ökosystem. 94 Prozent sind in einem mäßigen bis schlechten ökologischen Zustand. Maßgeblich hierfür sind vor allem die schlechten Gewässerstrukturen, die durch menschliche Eingriffe entstanden sind. Gerade im Zuge der Industrialisierung und der Flurbereinigung wurden einstmals natürliche Gewässer begradigt und reguliert, Talsperren für Trinkwasserzwecke und Anlagen für Industrieabwässer gebaut. Diese Entwicklungen führten dazu, dass die über Jahrzehnte hinweg stark veränderten Gewässer ihre natürlichen Funktionen nicht mehr oder nur noch in erheblich reduziertem Umfang erfüllen können. Durch diese massiven Eingriffe können etwa 60 Prozent aller Gewässer in NRW den von der EU geforderten guten ökologischen Zustand nicht mehr erreichen. Auch verhindern diese Eingriffe vielerorts, dass gewässertypische Tiere und Pflanzen ihre angestammten Lebensräume durchgängig besiedeln können.

"Lebendige Gewässer" – Fotowettbewerb gestartet

Im Frühjahr haben die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimatund Kulturpflege und das NRW-Umweltministerium ihren neuen Fotowettbewerb gestartet. Das Thema ist diesmal "Lebendige Gewässer". Zugelassen sind digitale Fotografien, die Gewässer als Lebensräume von Tieren und Pflanzen abbilden. Bei der Motivwahl kann ein Gewässer als Landschaft im Vordergrund stehen, aber auch heimische Tiere und Pflanzen am oder im Lebensraum Wasser sind mögliche Motive. Einsendeschluss ist der 19. März 2016.

Mit diesem Wettbewerb nehmen das NRW-Umweltministerium und die Nordrhein-Westfalen-Stiftung erneut ein wichtiges Naturschutz-Thema in den Fokus: Natürliche und naturnahe Seen, Bäche und Flüsse sind Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und ein wichtiger Baustein zum Erhalt unserer biologischen Vielfalt. Zudem leisten Bäche und Flüsse und ihre Auen einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Doch Lebensadern für unser Naturerbe können sie nur sein, wenn sie auch über ein intaktes Ökosystem verfügen.

Als ersten Preis loben die Veranstalter 600 Euro aus, als zweiten 400 Euro und als dritten 300 Euro. Die neun Viertplatzierten erhalten jeweils 150 Euro. Bis zum 19. März 2016 können Fotografinnen und Fotografen ihre Fotos entweder auf einem Speichermedium oder per Email einsenden. Noch einfacher geht es mit der Upload-Funktion über das Internet.

Über die Siegerfotos entscheidet wieder eine Online-Abstimmung im Internet, die nach dem Wettbewerbsende freigeschaltet wird. Die zwölf Bilder mit der meisten Zustimmung werden prämiert und in einem Fotokalender für das Jahr 2017 veröffentlicht. Die Preisträgerinnen und Preisträger werden bei einer Veranstaltung im Haus der Stiftungen in Düsseldorf ausgezeichnet. Der jährliche Fotowettbewerb des NRW-Umweltministeriums wird bereits zum zweiten Mal gemeinsam mit der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege veranstaltet.

Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen direkter Link zum Artikel