Naturschutzgebiet Pleidelsheimer Wiesental

Lebensraum für starkgefährdete Vogelarten
Lebensraum für starkgefährdete Vogelarten

Korrekturen des Seeabflusses sollen helfen, das Wasserlinsenaufkommen auf den Pleidelsheimer See zu beschränken

Der ehemalige Baggersee im Pleidelsheimer Wiesental (Kreis Ludwigsburg) ist Lebensraum für viele zum Teil stark gefährdete Vogelarten wie den Haubentaucher und den Nachtreiher. Gleichzeitig ist er ein wichtiges Naherholungsgebiet, welches die Bürgerschaft hoch schätzt. Vor vielen Jahren bereits haben sich engagierte Bürgerinnen und Bürger zusammen mit der Naturschutzverwaltung für den Erhalt des Sees eingesetzt. Deshalb genießt der See seit den 70er Jahren - wie auch der Altneckar- den besonderen Schutzstatus eines Naturschutzgebietes. In den Schutzgebieten konnten180 Vogelarten, davon 60 Brutvögel beobachtet werden. Es sind über 200 Pflanzenarten bekannt.


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Seit vergangenem Jahr ist der See mit einer mehr oder weniger dichten Schicht aus Wasserlinsen bedeckt. Es besteht deshalb in der Bürgerschaft die Sorge, dass der Sauerstoffgehalt im See zu stark absinken könnte. Maßnahmen zur Verbesserung der Situation im See sind deshalb notwendig und werden derzeit geprüft. Hierbei sind Fische, Libellenlarven oder Amphibien ebenso mit zu berücksichtigen, wie Brutvögel und Nahrungsgäste. Auch gilt es Zuläufe und Abflüsse zum See zu bedenken. Dokumentierte Erfahrungen vergleichbarer Problemlagen liegen kaum vor.

Große Aktionen zur Bekämpfung der Wasserlinse vom Boot aus, wie sie 2015 stattfanden, sind zum Schutz der Brutvögel frühestens im Spätsommer vertretbar und beanspruchen ehrenamtliche Helfer über Gebühr. Das Regierungspräsidium Stuttgart, welches den See für das Land betreut, hat nun auf Anregung ehrenamtlicher Naturschützer und mit Unterstützung der Gemeinde Pleidelsheim dieses Frühjahr den Versuch unternommen, durch Sanierung des regelmäßig verstopften Ablaufs des Sees einen verbesserten Abfluss der Wasserlinsen in den Altneckar zu ermöglichen. Die dortige Strömung vermag jedoch die grüne Fracht aus dem Baggersee derzeit nicht wie geplant abzutransportieren. Das RP Stuttgart wird deshalb in Kürze die notwendigen Korrekturen am Seeabfluss vornehmen und weiterhin regelmäßig den Sauerstoffgehalt im See kontrollieren.

Insgesamt ist geplant, den See von Grund auf zu sanieren. Die Wasserlinsen sind nicht das Grundproblem des Gewässers und alleinige Ursache für einen niedrigen Sauerstoffgehalt. Dieses ist sehr wahrscheinlich die mittlerweile zu mächtige Sedimentschicht im künstlich angelegten See. Erste Voruntersuchungen haben ergeben, dass die Schlammschicht im See durchschnittlich ca. 1,5 m beträgt und die Wassertiefe damit nur noch bei rund 1,5 m liegt. Eine (Teil-)Entschlammung des Sees könnte voraussichtlich für die nächsten Jahre Verbesserungen bringen.

Solide Untersuchungen des Freiwassers und des Sediments sollen nun Gewissheit bringen und die Basis für ein nachhaltiges Maßnahmenkonzept liefern, das den vielfältigen Erfordernissen am See gerecht wird. Das Regierungspräsidium prüft aktuell Finanzierungsmöglichkeiten und hat einen Antrag bei der Stiftung Naturschutzfonds gestellt.

Hintergrundinformationen

Der Pleidelsheimer See ist Lebensraum streng geschützter Vogelarten und als Vogelschutzgebiet Teil des europäischen Naturschutznetzes NATURA 2000. Das Land Baden-Württemberg ist deshalb in der Verantwortung, für diese Arten störungsfreie oder zumindest störungsarme Fortpflanzungsstätten, Schlafplätze bzw. Rast-, Mauser-, Überwinterungs- und Nahrungsgebiete sicherzustellen. Gerade bei Aktionen während der Brutzeit sind diese kritisch zu hinterfragen und es ist zu prüfen, ob dadurch streng geschützte Vogelarten nachhaltig gestört werden können.

Der See ist durch den Abbau von Kies entstanden und ist seither einem „Alterungsprozess“ unterworfen. Er wird durch eine Zuleitung mit Neckarwasser gespeist. Das nährstoffreiche Neckarwasser und Nährstoffeinträge aus der Umgebung fördern die Eutrophierung des Sees. Dadurch wird das Pflanzenwachstum im See gefördert. Die absterbenden Pflanzen beschleunigen die Verschlammung und den natürlichen Alterungsprozess. Auch Überschwemmungen tragen zu Schlammablagerungen im See bei. Oberstes Ziel einer Sanierung ist es, die Ursachen der Nährstoffeinträge und die dadurch beschleunigte Verlandung zu beseitigen. Dies wird unter den gegebenen Umständen jedoch schwierig und eher langfristig zu realisieren sein. Der See ist im Eigentum des Landes und als Naturschutzgebiet geschützt. Das Regierungspräsidium Stuttgart ist daher als Höhere Naturschutzbehörde für den See verantwortlich.

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